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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brechwein; Brechweinstein; Brechwurzel; Breckerfeld; Breckinridge; Brecknock; Brecknockshire

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Brechwein - Brecknockshire.

Lichtstrahlen, welche senkrecht auf die Fläche AC fallen, dringen ohne Ablenkung in das Glas und treffen unter einem Einfallswinkel von 45° (welcher sonach größer ist als der nur 40¾° betragende Grenzwinkel) auf die Fläche AB; hier werden sie, ohne daß auch nur eine Spur von Licht in die hinter AB befindliche Luft austritt, vollständig zurückgeworfen und treten sodann, wieder ohne Ablenkung, aus der Fläche AC aus.

Ein lichtstrahlender Punkt (Fig. 2 A), welcher sich unter Wasser befindet, wird von einem Auge, welches von obenher in das Wasser schaut, nicht an seinem wirklichen Ort, sondern an einer höher liegenden Stelle gesehen, weil die aus dem Wasser austretenden Strahlen stärker auseinander gehen als die im Wasser verlaufenden und daher von einem der Wasserfläche nähern Punkt herzukommen scheinen. Daraus erklärt es sich, daß ein Gewässer, dessen Grund man sehen kann, weniger tief zu sein scheint, als es wirklich ist. Aus demselben Grund zeigt sich der unter Wasser befindliche Teil eines lotrecht stehenden Pfahls verkürzt und ein schief ins Wasser gehaltener Stab an der Eintauchungsstelle geknickt. Eine unter Wasser liegende Münze wird, von oben betrachtet, schwach vergrößert gesehen, weil sie dem Auge genähert und daher unter einem größern Sehwinkel erscheint.

Geht ein Lichtstrahl durch eine von parallelen Flächen begrenzte Platte (BB), so wird er, wie in Fig. 4 erläutert ist, beim Eintritt dem Einfallslot zugelenkt, beim Austritt aber ebensoviel von demselben weggelenkt. Der austretende Strahl n' l' bildet zwar nicht die geradlinige Fortsetzung des eintretenden ln, er bleibt ihm aber parallel; er hat keine Ablenkung aus seiner ursprünglichen Richtung, sondern nur eine seitliche Verschiebung erlitten, welche um so geringer ausfällt, je dünner die Platte ist. Dünne Platten, wie z. B. unsre Fensterscheiben, bringen nur eine so unmerkliche Verschiebung der Strahlen hervor, daß man durch sie die Gegenstände in ihrer richtigen Gestalt und Größe und an ihrem wirklichen Ort wahrnimmt. - Die B. erklärt sich aus dem Umstand, daß die Lichtwellen in dem stärker brechenden Mittel sich langsamer fortpflanzen als in dem schwächer brechenden, z. B. im Wasser langsamer als in der Luft. Das Brechungsverhältnis ist nichts andres als das Verhältnis der Fortpflanzungsgeschwindigkeiten des Lichts im ersten und im zweiten Mittel; so verhält sich z. B. die Lichtgeschwindigkeit in der Luft zu derjenigen im Wasser wie 4 zu 3, oder die Lichtgeschwindigkeit im Wasser beträgt nur ¾ von derjenigen in der Luft. Vgl. Wellenbewegung.

^[Abb.: Fig. 4. Brechung durch eine Platte mit parallen Flächen.]

Brechwein, s. Brechweinstein.

Brechweinstein (weinsaures Antimonoxydkali, Stibio-Kali tartaricum, Tartarus stibiatus s. antimonialis s. emeticus) C4H4SbKO7 ^[C_{4}H_{4}SbKO_{7}] wird erhalten, indem man Antimonoxyd mit Weinstein und destilliertem Wasser kocht, die filtrierte Flüssigkeit verdampft, heiß filtriert und kristallisieren läßt. B. bildet farb- und geruchlose Kristalle mit ½ Molekül Kristallwasser, schmeckt süßlich, dann ekelhaft metallisch, verwittert an der Luft und wird porzellanartig, undurchsichtig und mürbe; er löst sich in Wasser, nicht in Alkohol, reagiert sauer, zersetzt sich bald in der Lösung, wird bei 108° wasserfrei und zersetzt sich auch bei höherer Temperatur. Die Lösung gibt mit Weinsäure einen Niederschlag von Weinstein und mit Schwefelwasserstoff einen orangegelben Niederschlag von Schwefelantimon. Er erregt in kleinen Dosen Druck in der Magengegend, Ekel, Würgen, bei längerm Gebrauch Appetitlosigkeit; in größern Dosen bewirkt er Erbrechen, meist auch Durchfall und starken Kollapsus, in noch größern Dosen Vergiftungszufälle. Auf der Haut erzeugt er Pusteln, tiefe Zerstörungen, selbst Karies. Man gibt ihn meist zusammen mit Ipekakuanha als Brechmittel, doch übt er unangenehme Nebenwirkungen auf Darm und Herz aus, so daß er bei Kindern, heruntergekommenen Individuen und Greisen nicht anwendbar ist. Häufig benutzt man ihn bei Bronchitis, Pneumonie etc., in Salbenform (Autenriethsche Pockensalbe und Brechweinsteinpflaster) bei Entzündungen innerer Organe zur Erzielung eines kräftigen Hautreizes. Eine Lösung des Brechweinsteins in 250 Teilen Wein ist der Brechwein (Vinum stibiatum). Gegenwärtig wird B. auch in der Färberei und Kattundruckerei angewandt.

Brechwurzel, s. Cephaelis.

Breckerfeld, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Hagen, 352 m ü. M. und 4 km von der Eisenbahnstation Dahlerbrücke (Hagen-Lüdenscheid), hat Fabrikation von Eisenwaren, eine Wasserleitung und (1880) 1703 meist evang. Einwohner.

Breckinridge (spr. -riddsch), John Cabell, amerikan. Staatsmann, geb. 21. Jan. 1821 zu Lexington (Kentucky), studierte die Rechte, ward beim Ausbruch des Kriegs gegen Mexiko 1846 zum Major in einem Freiwilligenregiment erwählt, dann Mitglied der Legislatur von Kentucky, 1852 Mitglied des Kongresses, wo er sich der demokratischen Partei anschloß und die Sklaverei mit Fanatismus verteidigte, und 1857 unter Buchanan Vizepräsident. Er trat 1860 als Kandidat der extremen Demokraten bei der Präsidentenwahl auf, unterlag aber, erklärte sich als Senator von Kentucky beim Ausbruch des Bürgerkriegs offen für die Südstaaten, ward vom Senat ausgestoßen und trat in die südstaatliche Armee ein. 1862 zum Generalmajor ernannt, siegte er bei Bâton Rouge über Thomas Williams, ward aber 2. Jan. 1863 bei Murfreesborough geschlagen. 1864 errang er im Shenandoahthal über Sigel einige Erfolge und ward im Februar 1865 von Jefferson Davis zum Kriegsminister der Südstaaten ernannt. Nach Unterdrückung der Rebellion floh er nach Cuba, von da nach England, kehrte aber 1869 nach Amerika zurück, wo er 17. Mai 1875 starb.

Brecknock (Brecon), Hauptstadt von Brecknockshire (Wales), im schönen Thal des Usk, mit (1881) 6375 Einw., hat ein theologisches College der Independenten (1759 gegründet), eine Lateinschule (Christ's College, 1541 gegründet), ein Grafschaftsgefängnis und Fabrikation von Flanell, grobem Tuch und Hüten. Über der Stadt die Ruine eines uralten, zur Zeit Cromwells zerstörten Schlosses; in der Umgegend römische Altertümer.

Brecknockshire (Brycheiniog), Grafschaft im engl. Fürstentum Wales, von Glamorgan-, Carmarthen-, Cardigan-, Radnor- und Monmouthshire umschlossen, hat ein Areal von 1862 qkm (33,8 QM.) mit (1881) 57,746 Einw. Der Usk durchströmt den Hauptteil der Grafschaft, der Wye bildet die nordöstliche Grenze. Im S. des Usk erheben sich die kahlen Black Mountains mit den Brecknock Beacons (887 m), den nördlichen Teil erfüllen die bewaldeten Mynydd Epynt