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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Breislak; Breislauch; Breite; Breitenbach; Breiteneck; Breitenfeld

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Breislak - Breitenfeld.

burg und Urach. Durch die Erbtochter des letzten Grafen von Kyburg, Hedwig, die Gemahlin König Rudolfs von Habsburg, kam ein Teil des Breisgaus an das habsburgische Haus. Dieses kaufte 1340 von dem Grafen von Urach die Hauptstadt Freiburg und erwarb nach und nach fast das ganze Land, so daß Baden nur einige Teile blieben. Erzherzog Siegmund verpfändete den B. an Karl den Kühnen von Burgund, dessen Landvogt Peter von Hagenbach das Land so sehr bedrückte, daß Adel und Bürger sich verbanden und in offenem Aufstand der burgundischen Tyrannei ein Ende machten, wobei der Vogt selbst umkam (1474). Seitdem hatte der B. besondere Verwaltung und eigne Landstände. Zum B. wurden gerechnet: Freiburg, Villingen, Neuenburg, Burgheim, Staufen, Waldkirch, Hauenstein und das Frickthal. Im Frieden zu Lüneville 1801 trat Österreich den B. an den Herzog von Modena ab, nach dessen Tod, im Oktober 1803, der Erzherzog Ferdinand von Österreich das Land als Administrator und bald darauf als Herzog vom B. erhielt. Im Preßburger Frieden von 1805 teilten sich Württemberg und Baden in das Land, bis 1810 gegen Entschädigung Württembergs der ganze B. wieder dem alten zähringischen Fürstenhaus des Großherzogtums Baden zufiel. S. "Geschichtskarte von Deutschland II".

Breislak, Scipio, Geolog, geb. 1748 zu Rom, von deutscher Abkunft, widmete sich dem Studium der Physik und Mathematik und ward Professor dieser Disziplinen in Ragusa, dann in Rom, wo er sich besonders mit Mineralogie und Geologie beschäftigte. Auf einer Reise nach Neapel und Frankreich trat er mit Cuvier, Fourcroy und Chaptal in Verkehr. Nach seiner Rückkehr war er lange Zeit Direktor einer Alaunsiederei bei Neapel, in dessen Umgebungen, besonders bei Puzzuoli und Solfatara, er vielfache geologische Untersuchungen anstellte. Später wurde er Lehrer der Physik an der Kriegsschule in Neapel, lebte dann in Rom und Paris, bis ihn Napoleon I. zum Inspektor der Salpeter- und Pulverfabrikation im Königreich Italien ernannte. Er starb 15. Febr. 1826 in Mailand. B. schrieb: "Topografia fisica della Campania" (Flor. 1798; franz. von ihm selbst, Par. 1801, 2 Bde.; deutsch von Reuß, Leipz. 1802, 2 Bde.); die "Introduzione alla geologia" (Mail. 1811, 2 Bde.) arbeitete er in einer 2. Ausgabe in französischer Sprache unter dem Titel: "Institutions géologiques" (das. 1818, 3 Bde.; deutsch von Strombeck, Braunschw. 1819-21, 3 Bde.) gänzlich um. Außerdem schrieb er: "Descrizione geologica della Lombardia" (Mail. 1822); "Sopra i terreni tra il Lago maggiore e quello di Lugano" (1838).

Breislauch, s. v. w. Schnittlauch.

Breite, in der Geometrie eine von den Dimensionen (s. d.) eines Körpers. Unter geographischer B. versteht man die Entfernung eines Ortes vom Äquator, gemessen durch den zwischen dem Äquator und dem Ort liegenden Bogen des Meridians, oder den Winkel, welchen die Vertikallinie des Ortes mit der Ebene des Äquators einschließt. Letztere Erklärung muß man anwenden, wenn die elliptische Form der Meridiane berücksichtigt wird. In diesem Fall heißt der Winkel, den der nach dem betreffenden Punkte des Meridians gezogene Radius mit der Äquatorebene bildet, die geozentrische oder verbesserte B. (vgl. Ellipse). Die geographische Breite wird vom Äquator aus nach N. und nach S. von 0 bis 90° (Breitengrade) gezählt. Alle Orte von gleicher geographischer B. liegen auf einem Parallelkreis der Erde (Breitenkreis). Die geographische B. eines Ortes ist gleich seiner Polhöhe (s. d.). In der Astronomie heißt B. der Gestirne der Abstand eines Gestirns von der Ekliptik, gemessen auf dem größten Kreis der Himmelskugel, welcher durch den Stern und die Pole der Ekliptik geht. Die alten Astronomen bedienten sich der Länge und B., um den Ort eines Gestirns am Himmel zu bestimmen; jetzt wendet man dazu gewöhnlich Rektaszension und Deklination an. Bei den Planeten hat man heliozentrische und geozentrische B. zu unterscheiden, je nachdem der Standpunkt des Beobachters im Mittelpunkt der Erde oder der Sonne angenommen wird.

Breitenbach, Stadt, s. Großbreitenbach.

Breiteneck, ehemalige Herrschaft in der bayr. Oberpfalz, mit den Hauptorten Freistadt an der Schwarzach (Bezirksamt Neumarkt) und Hohenfels (Bezirksamt Velburg), wurde von Kaiser Ferdinand II. zur Reichsherrschaft erhoben und dem Feldmarschall Tilly zu Lehen gegeben, fiel aber nach dem Aussterben der ebenfalls damit belehnten Vettern desselben, der Grafen Tilly (1724 und 1792), an Bayern zurück.

Breitenfeld, Dorf und Rittergut etwa 6 km nördlich von Leipzig, historisch merkwürdig durch zwei in seiner Nähe gelieferte Schlachten im Dreißigjährigen Krieg. Am 17. Sept. 1631 traf der kaiserliche Feldherr Tilly, 40,000 Mann stark, zwischen B. und Seehausen mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heer, das 47,000 Mann stark und den Kaiserlichen auch an Geschützen überlegen war, unter Anführung des Königs Gustav Adolf zusammen. Ein anfangs glücklicher Reiterangriff Pappenheims wurde durch Banér zurückgeschlagen, der linke sächsische Flügel aber durch einen wuchtigen Angriff der Kaiserlichen geworfen. Als diese darauf die flüchtigen Sachsen verfolgten, machte Gustav Adolf mit dem rechten schwedischen Flügel eine Schwenkung, fiel den Kaiserlichen in die Flanke und zersprengte mit seinen ostgotischen, mit Musketierabteilungen untermischten Reitern die kaiserlichen Bataillone. Trotz aller Anstrengungen des zweifach verwundeten Tilly war am Abend die vorher nie besiegte kaiserliche Armee vollkommen aufgelöst, und er selbst, der Gefangenschaft kaum entgangen, gelangte am andern Morgen mit nur 600 Mann nach Halle. Tilly hatte nicht nur seine 26 Kanonen, alles Gepäck, 90 Fahnen und 12,000 Mann, sondern auch den Glauben an seine Unüber-^[folgende Seite]

^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Breitenfeld (17. Sept. 1631).]