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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brockhaus; Brockmann

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Brockhaus - Brockmann.

ihm angekaufte Löbelsche "Konversations-Lexikon" (s. d.), für welches er den größten Teil seiner Thätigkeit und seiner Mittel aufwandte, und das er mit der Zeit aus seine spätere Ehrenstelle erhob. Zugleich zog er die politischen Interessen mit in den Kreis seines Wirkens und nahm durch die "Deutschen Blätter" (Altenb. 1813-16) sowie später durch Okens "Isis" nicht unbedeutenden Anteil an den Hauptbewegungen der Zeit. Der Umfang und die Wichtigkeit, welche sein Geschäft durch diese und andre Unternehmungen in wenigen Jahren gewonnen hatte, bewogen ihn, 1817 nach Leipzig zu ziehen, wo er 1818 neben seiner Buchhandlung eine eigne Buchdruckerei errichtete und sein Ansehen und Einfluß von Jahr zu Jahr stiegen. Die freisinnige Richtung seines Verlags zog ihm manche Unannehmlichkeiten zu; so verfügte von 1821 an die preußische Regierung eine Rezensur seines Verlags. B.' Hauptunternehmen, zum Teil noch vor seiner Übersiedelung nach Leipzig begonnen, waren unter andern: die "Zeitgenossen" (seit 1816), das "Litterarische Konversationsblatt" (seit 1820), "Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Litteratur" (seit 1819), "Isis" (seit 1817) und andre Zeitschriften, das Taschenbuch "Urania" (seit 1810) nebst vielen andern großartigen Verlagswerken. B. starb 20. Aug. 1823. Sein ältester Sohn, Friedrich, geb. 23. Sept. 1800 zu Dortmund, übernahm mit seinem Bruder Heinrich gemeinschaftlich das väterliche Geschäft und leitete namentlich die Druckereien der Anstalt, die durch ihn bedeutend erweitert und verbessert wurden. Heinrich, geb. 4. Febr. 1804 zu Amsterdam, besorgte die buchhändlerische Geschäftsführung der Anstalt. Vermehrt hat er den Verlag mit Raumers "Historischem Taschenbuch", Gersdorfs "Repertorium der gesamten deutschen Litteratur", mit der "Allgemeinen Bibliographie für Deutschland", mit dem "Pfennigmagazin" sowie (1. Okt. 1837) mit der "Leipziger Allgemeinen Zeitung" (später "Deutschen Allgemeinen Zeitung"), mit den "Unterhaltungen am häuslichen Herd" von Gutzkow, dem "Deutschen Museum" von Rob. Prutz u. a. m. Eine wichtige Erweiterung erhielt das Geschäft durch den 1827 erfolgten Ankauf des Gräfeschen Kommissionsgeschäfts und die in Gemeinschaft mit G. H. Friedlein und E. Avenarius 1837 unternommene Begründung einer Buchhandlung für deutsche und ausländische Litteratur unter der Firma "B. und Avenarius" in Paris und Leipzig, die teils 1844 in Paris verkauft, teils 1850 mit der Firma "F. A. B." vereinigt ward und seit 1856 die Firma "F. A. B.' Sortiment und Antiquarium" führt, unter welcher sie den internationalen Litteraturaustausch in umfassendster Weise fordert. Von Wichtigkeit war ferner der Ankauf der seit 1693 in Leipzig bestehenden Gleditschischen Buchhandlung, deren Hauptverlagswerk, der "Allgemeinen Encyklopädie" von Ersch und Gruber, größere Unterstützung und dadurch die Gewißheit der Beendigung zu teil wurde. Friedrich B. trat 1850 aus dem Geschäft und starb 14. Aug. 1865 in Dresden. Heinrich B. (gest. 15. Nov. 1874), der die gesamte Geschäftsführung übernommen hatte, nahm seine Söhne Heinrich Eduard B. (geb. 7. Aug. 1829) im J. 1854 und Heinrich Rudolf B. (geb. 16. Juli 1838) im J. 1863 als Teilhaber in das Gesamtgeschäft auf, das in großartiger Weise alle Zweige der buchhändlerischen Thätigkeit und graphischen Künste vereinigt und zu den ausgedehntesten Anstalten in Deutschland gehört. Der Brockhaussche Verlagskatalog enthielt bis Ende 1882 ca. 3500 Werke. Vgl. Eduard B., Friedr. Arnold B. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern Aufzeichnungen geschildert (Leipz. 1872-81, 3 Bde.).

Brockhaus, Hermann, Orientalist, dritter Sohn von Friedrich Arnold B., geb. 28. Jan. 1806 zu Amsterdam, studierte in Leipzig, Göttingen und Bonn orientalische Sprachen, insbesondere Sanskrit, lebte lange in Frankreich und England und ließ sich dann in Dresden nieder. Von hier siedelte er 1839 als Professor nach Jena und 1841 nach Leipzig über, wo er 1848 ordentlicher Professor der altindischen Sprache und Litteratur wurde und 5. Jan. 1877 starb. Dem Gebiet des Altindischen gehören an seine Ausgaben des "Prabodhachandrodaya", eines philosophischen Schauspiels von Krishnamicra (Leipz. 1835), und des "Kathâ-sarit-sâgara", einer Märchensammlung von Somadeva Bhatta (sanskr. u. deutsch, das. 1839 bis 1866). Seine Ausgabe eines Teils des Zendavesta, des Vendidâd Sâde (in lateinischer Schrift, mit Index und Glossar, Leipz. 1850), trug sehr viel zur Erleichterung des Zendstudiums bei. Auch veröffentlichte er zwei persische Texte: eine kritische Ausgabe der Lieder des Hafis (Leipz. 1854-60, 3 Bde.) und eine desgleichen der persischen Bearbeitung des "Buches der sieben weisen Meister" (das. 1845). Seit 1853 redigierte er viele Jahre hindurch die "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", deren Gründer er war, und in der er verschiedene eigne Abhandlungen publizierte, sowie seit 1856 die "Allgemeine Encyklopädie" von Ersch und Gruber (Teil 62 ff.). Sein Vorschlag "Über den Druck sanskritischer Werke mit lateinischen Buchstaben" (Leipz. 1841) hat fast allgemeine Annahme gefunden. - Sein Sohn Friedrich Klemens, geb. 14. Febr. 1837 zu Dresden, gest. 10. Nov. 1877 als außerordentlicher Professor der Theologie und Pastor an der Johanniskirche in Leipzig, veröffentlichte: "Gregor von Heimburg. Ein Beitrag zur deutschen Geschichte des 15. Jahrhunderts" (Leipz. 1861); "Aurelius Prudentius Clemens in seiner Bedeutung für die Kirche seiner Zeit" (das. 1872) u. a. - Ein jüngerer Sohn, Friedrich Arnold, geb. 21. Sept. 1838, ist seit 1872 Professor der Jurisprudenz in Kiel, schrieb: "Das Legitimationsprinzip" (Leipz. 1868); "Die Briefe des Junius" (das. 1876) u. a.

Brockmann, Johann Franz Hieronymus, berühmter Schauspieler, geb. 30. Sept. 1745 zu Graz in Steiermark, wurde im 12. Jahr zu einem Bader in die Lehre geschickt, trieb sich dann von 1760 mit einer Seiltänzer- und Gauklertruppe umher, bis er als Schreiber in Kärnten ein Unterkommen fand, folgte 1762 der Bodenburgschen Schauspielertruppe durch Ungarn bis Hermannstadt und erhielt 1766 durch den Direktor der Wiener Bühne, Grafen Durazzo, eine Stelle an letzterer. Im J. 1768 trat er zu der Kurzschen Truppe über, mit welcher er in Würzburg, Frankfurt, Mainz, Köln, Düsseldorf u. a. O. Vorstellungen gab, bis er 1771 nach Hamburg berufen wurde. Hier vervollkommte er sein Künstlertalent unter Schröders Leitung so rasch und glänzend, daß er neben den besten Schauspielern Deutschlands genannt und Garrick und Lekain an die Seite gestellt wurde. 1777 nach Wien berufen, trat er aus der Reise dahin in Berlin als Hamlet auf und erregte solchen Enthusiasmus, daß man eine Schaumünze auf ihn prägte. Von 1789 bis 1791 Direktor des Hoftheaters in Wien, starb er 12. April 1812 daselbst. Seine gepriesensten Rollen waren: Hamlet, Regulus, Beaumarchais, Odoardo Galotti, der Oberförster und der alte Klingsberg; am größten war er im bürgerlichen Drama.