Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

707

Bythometrie - Byzantion.

namentlich in der Darstellung üppiger Grazie und Lebensfrische aus, und daher werden seine weiblichen und Kinderfiguren besonders geschätzt. Sein Stil lehnt sich, wie der seines Lehrers Sergell, mit Zugrundelegung der Natur an die Antike an. Von seinen zahlreichen Werken erwähnen wir noch einen berauschten Amor, Venus im Begriff ins Bad zu steigen, eine schlafende Juno, eine Tänzerin den jungen Herkules säugend, Bacchus, den Zitherschläger Apollo, die Harmonia mit Hymen und Amor, zwei badende Jungfrauen, die Viktoria, die kolossalen Marmorstatuen der Könige Karl X. bis XIV., Venus und Amor, Linné in einem Buch lesend, Gustav Adolf.

Bythometrie (griech.), s. Tiefenmessung.

Byturus, s. Speckkäfer.

Byzantiner, die Geschichtschreiber, welche seit dem 6. Jahrh. n. Chr. die Geschichte des byzantinischen Reichs von Konstantin d. Gr. (325) bis zu dessen Untergang (1453) schrieben. Nachdem schon im 6. Jahrh. aus der Schule des Eunapios einige namhafte Geschichtschreiber hervorgegangen waren, besonders Prokopios von Cäsarea, Agathias u. a., beginnt im 7. Jahrh. die eigentlich byzantinische Litteratur. Die Schriftsteller derselben entbehren der Selbständigkeit und Originalität, sie legen sich wesentlich auf das Exzerpieren und Kompilieren älterer Werke; die Sprache bildet schon den Übergang zum Neugriechischen; die Litteratur steht dem Leben fern und hat ihre Hauptvertreter unter den Geistlichen. Nachdem unter den Kaisern des 8. Jahrh. die Litteratur wenig Förderung, oft sogar Hemmung und Verfolgung erlitten (in diese Zeit gehören Johannes von Damaskus, Georgios Synkellos, Nikephoros u. a.), waren die Kaiser der makedonischen Dynastie (867-1025) ihr sehr günstig; die Kaiser Leo VI. und Konstantin Porphyrogennetos waren selbst Schriftsteller; sie errichteten Kommissionen von Gelehrten, welche für die Administration, die Kanzlei, Taktik, die diplomatischen Bedürfnisse Lehrbücher zu liefern hatten. So exzerpierte eine historische Kommission die griechischen Historiker nach 53 Rubriken. In diese Zeit fallen Johannes Genesios, Pollux, Xiphilinos, Leo Diakonos. Auch die Grammatik, die Lexikographie, die Naturwissenschaften fanden Bearbeiter. Die Komnenen waren ebenfalls der Litteratur förderlich; Alexios I., seine Tochter Anna Komnena, Isaak Porphyrogennetos, Manuel und andre Kaiser waren selbst Schriftsteller. Das Beste aus dieser Zeit ist das Geschichtswerk der Anna Komnena. Aus dem 12. Jahrh. sind hervorzuheben Johannes Kinnamos und Johannes Zonaras, ferner Tzetzes und der Erzbischof Eustathios von Thessalonich. Unter den Paläologen ist aus dem 14. Jahrh. Johannes Kantakuzenos zu nennen. Namentlich wurden jetzt die Dialektik und Rhetorik bearbeitet, wie durch Theodoros, Gregorios von Cypern u. a. Ins 14. Jahrh. gehören auch der Sammler und Übersetzer Planudes, der Historiker Nikephoros Gregoras, der Kritiker Triklinios. Nach der Eroberung von Konstantinopel wirkten Theodor von Gaza, Georg von Trapezunt, Laskaris, Musurus u. a. für Verbreitung hellenischer Bildung im Abendland. Die erste Sammlung byzantinischer Geschichtschreiber: "Historiae Byzantinae scriptores", wurde von Labbé (Par. 1654) begonnen und von Fabrotti, Dufresne u. a. fortgesetzt bis 1711 (36 Bde.; nachgedruckt, Vened. 1727 ff., 28 Bde.). Eine neue Ausgabe der B. unter dem Titel: "Corpus scriptorum historiae Byzantinae" ward unter Niebuhrs Leitung (Bonn 1829-55, 48 Bde.) begonnen und nach dessen Tod von der Berliner Akademie der Wissenschaften fortgesetzt.

Byzantinische Münzen (Byzantiner), die Münzen der Kaiser des oström. Reichs (395-1453), beginnen mit dem Kaiser Arcadius und zeigen zuerst Bildnis und Umschrift in lateinischer Sprache, auf der Rückseite meist eine Viktoria und die Umschrift: "VICTORIA AVGVSTI" oder "AVGVSTORVM", bei den sehr vorwiegenden Goldstücken die schon seit Konstantin übliche Wertbezeichnung: CON. OB., d. h. nach konstantinopolitanischem Fuß 72 (OB ist das griechische Zahlzeichen für 72) Stück aus dem Pfunde. Der Stil aller dieser Münzen ist flach und schlecht und wird allmählich immer geschmackloser; in späterer Zeit erscheinen die Brustbilder und ganzen Figuren von Kaisern, Christi und der Heiligen fast nur von vorn, von kindischer Zeichnung, mit Kronen, gemusterten Gewändern, Kreuzen etc. überladen. Die Sprache ist in späterer Zeit griechisch, aber mit ganz verderbten Buchstaben geschrieben. Rückseite der mittelalterlichen Byzantiner ist sehr häufig die Figur Christi mit seinen Namensinitialen JC XC ("Jesus Christos"). Häufig bleiben die Goldmünzen und waren trotz des schwankenden Metallgehalts eine Hauptverkehrsmünze des Mittelalters (Byzantiner, Besants d'or, wie man auch andre Goldstücke übertragen nannte). Die lateinischen Kaiser (1204-51) scheinen keine Münzen geprägt zu haben, während die in Trapezunt und Nicäa residierenden byzantinischen Kaiser zahlreiche, meist silberne Münzen prägten. Der historische Wert der byzantinischen Münzen besteht in der Fülle der darauf genannten Herrscher, deren Gemahlinnen, Mitregenten und Prinzen, den mannigfachen Darstellungen der Heiligen; auch sprachlich sind sie durch ihre langen, bisweilen freilich dunkeln Inschriften wichtig, die hin und wieder sogar auch poetischen Wert haben. Die letzten byzantinischen Münzen, von Johann Paläologos, dem vorletzten Schattenkaiser (gest. 1448), sind traurige Beweise der tiefsten Barbarei. Historisch sehr merkwürdig sind die ganz im Stil der byzantinischen Münzen geprägten seltenen Münzen kleiner mit den Kaisern verwandter Dynasten, z. B. der Despoten von Epirus und Thessalien, deren Münzen und Siegel P. Lambros in neuester Zeit speziell untersucht und bearbeitet hat. Vgl. Eckhel, Doctrina numorum veterum, Bd. 6 (Wien 1798); Saulcy, Essai de classification des suites monétaires byzantines (1836); Sabatier, Description des monnaies byzantines (Par. 1862, 2 Bde. mit 70 Tafeln, darin auch die für den Sammler nützliche Taxierung jedes Stücks).

Byzantinischer Baustil bildet im Gegensatz zum romanischen Stil, mit dem er nicht selten wegen der mit diesem gemeinschaftlichen Anwendung des Rundbogens verwechselt wird, zentrale, meist kreisförmige und halbkreisförmige Räume und Raumkomplexe, welche er mit Kuppeln, bez. Halbkuppeln überdeckt, während der romanische, aus dem altchristlichen entwickelte Baustil rechteckige Grundrisse wählt und dieselben durch Kreuzgewölbe schließt.

Byzantinisches Reich, s. Oströmisches Reich.

Byzantinismus, byzantin. Wesen, durch maßlosen Luxus hervorgerufene Sittenverderbnis, insbesondere auch kompliziertes Zeremonienwesen an Höfen und unwürdige Kriecherei und Schmeichelei fürstlichen oder sonst hochgestellten Personen gegenüber.

Byzantion (Byzanz, das spätere Konstantinopel), Stadt auf der Westseite des Thrakischen Bosporus, von den Megarern 667 v. Chr. an Stelle der thrakischen "Burg des Byzas" gegründete Kolonie, als deren spätere Ansiedler noch Korinther, Milesier und Böotier genannt werden. Die Stadt blühte durch