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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Carrierindianer - Carstens.

(Stuttg. 1847), "Religiöse Reden und Betrachtungen für das deutsche Volk von einem deutschen Philosophen" (Leipz. 1850, anonym; 2. Aufl. 1856), "Das Wesen und die Formen der Poesie" (das. 1854, 2. Aufl. 1884), "Ästhetik" (das. 1859, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884) und "Die Kunst im Zusammenhang der Kulturentwickelung und die Ideale der Menschheit" (das. 1863-74, 5 Bde.; 3. Aufl. 1876 ff.), abgefaßt. Von dem letztgenannten reichhaltigen und groß angelegten Werk umfaßt der erste Band das orientalische Altertum, der zweite Hellas und Rom, der dritte das morgen- und abendländische Mittelalter, der vierte das Zeitalter der Renaissance und der fünfte die Neuzeit in Religion und Weisheit, Kunst und Dichtung. Außerdem schrieb er: "Vom Geist. Schwert- und Handschlag für Franz Baader" (Weilb. 1841), "Die Religion in ihrem Begriff, ihrer weltgeschichtlichen Entwickelung und Vollendung" (das. 1841), "Der Kölner Dom als freie deutsche Kirche" (Stuttg. 1843), "Abälard und Heloise" (das. 1843; 2. Aufl., Gießen 1853) und erläuterte Kaulbachs Shakespeare-Galerie (Berl. 1856-58). Als feinsinniger Sammler hat er in seinem "Erbauungsbuch für Denkende" (Frankf. 1858), als warm fehlender nationaler Politiker in seinem "Charakterbild Cromwells" (1851) und in seiner Rede "Über die sittliche Weltordnung" (Münch. 1870) sich hervorgethan. Er schrieb noch: "Deutsche Geisteshelden im Elsaß" (Münch. 1871); "Die sittliche Weltordnung" (Leipz. 1877), eine das Ganze seiner ethisch-religiösen Weltanschauung zusammenfassende Darstellung, welche durch Adel der Gesinnung und Wärme des Tons vielfach an Fichtes "Reden an die deutsche Nation" erinnert. Als Dichter ist er mit einer seiner Frau, einer Tochter von J. ^[Justus] v. Liebig, gewidmeten Sammlung Poesien unter dem Titel: "Agnes" (Leipz. 1883) aufgetreten, die unter anderm Fragmente eines Epos: "Muhamed", und das schon 1849 (Gießen) erschienene Gedicht "Die letzte Nacht der Girondisten" enthält.

Carrierindianer (Tahkali, Tacullies), ein zu den Athabasken gehörender Indianerstamm im nordwestlichen Amerika, im Gebiet des Fraserflusses zwischen dem Felsengebirge und der Küstenkette.

Carrington, Richard Christopher, Astronom, geb. 26. Mai 1826 zu Chelsea, widmete sich der Theologie, wurde aber von Challis in Cambridge für die Astronomie gewonnen und war drei Jahre Assistent bei Chevalier in Durham. Er baute 1852 eine Privatsternwarte in Redhill und starb im Dezember 1875. Seine Thätigkeit war hauptsächlich der Beobachtung der Sonnenflecke sowie der Zirkumpolarsterne gewidmet, und er veröffentlichte: "Observations of the solar spots, made at Redhill observatory during 7 years and a half, from 1853 to 1861" (Lond. 1864) und "Catalogue of 3735 circumpolar stars, observed at Redhill" (Lond. 1857).

Carrion de los Condes, Bezirksstadt in der span. Provinz Palencia, links am Carrion, einem rechten Nebenfluß des Pisuerga, mit (1878) 3147 Einw., welche vorzüglichen Wein bauen.

Carrizal alto, Stadt in der Provinz Atacama in Chile, mit (1875) 3681 Einw. Dabei C. bajo, Hafenstadt, unter 28° 6' südl. Br., mit Ausfuhr von Kupfer und (1875) 1041 Einw.

Carroccio (ital., spr. -rótscho, mittellat. Carrocium), der mittelalterliche Fahnenwagen der italienischen Städte, auf welchen deren Banner mit in die Schlacht geführt wurde, und der gewissermaßen als Hauptquartier galt, von wo alle Befehle und Signale ausgingen. Als Mailand mit Kaiser Konrad II. und dessen Anhängern 1037 in der Lombardei kriegte, ersann der Mailänder Erzbischof Aribert dieses Mittel, um die Streitenden zu verdoppelter Tapferkeit anzuspornen. Der C. war ein großer, vierräderiger, rot gefärbter Wagen, der von 2-4 Stieren gezogen wurde. Auf der Mitte desselben war ein rot bemalter Baumstamm errichtet mit einem goldenen Apfel an der Spitze, an welchem die Stadtfahne wie ein großes Segel befestigt war. Eine Anzahl bewährter Streiter und ein Priester bildeten das Geleit. So stellte der C. gleichsam das Palladium der Stadt vor, und sein Verlust galt für eine unauslöschliche Schmach. So ging z. B. der mailändische C. 1162 bei der Übergabe der Stadt an Friedrich I. und 1237 in der Schlacht von Cortenuova verloren. Vgl. Jähns, Geschichte des Kriegswesens (Berl. 1880).

Carrollton, Stadt im nordamerikan. Staat Louisiana, am Mississippi, dicht oberhalb New Orleans, von dem es eine Vorstadt ist, mit zahlreichen Villen und (1880) 6168 Einw.

Carron, Fluß in Schottland, entspringt in den Campsie Fells und mündet bei Grangemouth in den Forth. Zur Zeit der Römer bildete er die Grenzlinie der unabhängigen Kaledonier.

Carron, Dorf bei Falkirk (Schottland), am Carron, mit 902 Einw. und 1760 angelegter Eisenhütte, welcher die "Karronaden" ihren Namen verdanken.

Carrousel (franz., spr. -rusell), s. Karussell.

Carruca (lat.), im alten Rom ein vierräderiger Reise- und Staatswagen, häufig auf das prachtvollste ausgestattet; wurde erst in der Kaiserzeit üblich.

Carrucci (spr. -ruttschi), Giacomo, Maler, s. Pontormo.

Carsoli, Stadt in der ital. Provinz Aquila, Kreis Avezzano, mit alter Burg, Stadthaus und (1881) 1448 Einw. C. ist das alte Carseoli, eine Stadt der Äquer an der Valerischen Straße, von der man weiter abwärts noch Spuren findet.

Carson City (spr. ssitti), Hauptstadt des nordamerikan. Staats Nevada, liegt am östlichen Abhang der Sierra Nevada, im Silbergrubenbezirk Washoe, nahe dem Carsonfluß, 1400 m ü. M., und hat nur (1880) 4229 Einw. Der Ort wurde 1856 gegründet und Kitt (Christopher) Carson zu Ehren genannt, der, 1809 geboren, viele Jahre in Gesellschaft von Trappern in der Wildnis lebte, Fremont auf seiner Forschungsreise begleitete und 1868 starb.

Carstens, Asmus Jakob, Maler, der Wiedererwecker der Kunst in Deutschland, geb. 10. Mai 1754 zu St. Jürgen bei Schleswig, wurde durch den Anblick der Gemälde von Juriaen Ovens, einem Schüler Rembrandts, im Dom zu Schleswig für die Kunst begeistert. Da jedoch nach dem Tod seiner Eltern sein Erbteil nicht zum Studium der Kunst ausreichte, kamen die Unterhandlungen, welche seine Vormünder mit den Malern Gewe in Schleswig und Tischbein in Kassel anknüpften, nicht zum Ziel. E. mußte auf fünf Jahre als Lehrling in eine Weinhandlung zu Eckernförde eintreten. Kaum war indes die Lehrzeit vorüber, so ging er nach kurzem Aufenthalt in Schleswig 1776 nach Kopenhagen und begann hier seine vorwiegend autodidaktischen Studien, da ihm das akademische Treiben nicht zusagte. Die dortige Gipssammlung bot ihm mehr Anleitung als der Unterricht der Professoren, wenn er auch zum Zweck der Erlangung eines Reisestipendiums die Akademie besuchte. Da er wegen Auflehnung gegen die Professoren von derselben ausgeschlossen wurde, arbeitete er ganz für sich, durch Rötelporträte den Unterhalt und die Mittel zu einer Reise nach Italien verdie-^[folgende Seite]

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