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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Castelbuono - Castell.

hiermit begann für C. eine neue Ära. Zum Abgeordneten für die konstituierenden Cortes gewählt, bekämpfte er jede Art von Monarchie, verteidigte als einzig richtige Verfassungsform die Föderativrepublik und verlangte in schwunghaften Reden Religionsfreiheit. Er schwärmte auch für ein Bündnis aller Völker romanischen Stammes und bewies seine Unkenntnis der Dinge durch seine heftigen Angriffe auf Deutschland wegen des französischen Kriegs 1870/71. Nach der Abdankung Amadeus' im Februar 1873 bildete Castelars Freund Figueras eine neue Regierung, in der C. das Auswärtige übernahm, und nun konnten die Republikaner ihr Ideal, die Bundesrepublik, verwirklichen. Aber die Desorganisation des Heers hatte bald eine völlige Anarchie in allen Provinzen zur Folge, und Figueras, Piy Margall und Salmeron, die nacheinander an die Spitze des Staats traten, dankten bald ab, so daß C., der 26. Aug. zum Präsidenten der Cortes gewählt wurde, nun die nationale Einheit, eine kräftige Regierungsgewalt, die Wiederherstellung der Ordnung und besonders die Kräftigung der Armeedisziplin als unerläßlich forderte. Er wurde hierauf 7. Sept. zum Präsidenten der Exekutivgewalt mit außerordentlichen diktatorischen Vollmachten gewählt, die er nun energisch anwendete, um den Karlistenkrieg erfolgreich zu führen und die Aufstände der Föderalisten im Süden zu unterdrücken. Er scheute sich nicht, um das Vaterland zu retten, allen seinen früher kundgegebenen Ansichten zuwiderzuhandeln. Er wurde daher von allen Republikanern für einen Abtrünnigen gehalten, und als ein für ihn bei den Cortes 2. Jan. 1874 nach seiner Rechenschaftsablage beantragtes Dankesvotum nicht die Majorität fand, legte er sein Amt nieder. Nach dem unmittelbar darauf folgenden Staatsstreich des Generals Pavia zog sich C. auf längere Zeit vom politischen Leben zurück und begab sich in das Ausland. Erst unter Alfons XII. ließ er sich wieder in die Cortes wählen, in denen er gemäßigt republikanische Grundsätze vertrat und an der Spitze der kleinen Gruppe der Ordnungsrepublikaner (Posibilistas) stand. Öffentlich trat er seltener für seine republikanischen Anschauungen als für die Union der romanischen Völker auf; seinen Haß gegen Deutschland gab er wiederholt in schroffer Weise zu erkennen. Von seinen zahlreichen Schriften erwähnen wir: "La civilisazion en los cinco primeros siglos del cristianismo" (2. Aufl., Madrid 1865); "Questiones politicas y sociales" (1870, 3 Bde.); "Discursos parlamentarios" (1871, 3 Bde.); "Discursos poeticos" (1873); "Historia del movimiento republicano en Europa" (1874, 2 Bde.); "Miscelanea de historia, de religion etc." (1874); "Vida de Byron" (1873); "Estudios historicos sobre la edad media" (1875); "Cartas sobre politica europea" (1875, 2 Bde.); "La question de Oriente" (1876); "Recuerdos de Italia" (deutsch von Schanz: "Erinnerungen an Italien", Leipz. 1876); "El ocaso de la libertad" (1877); "Ensayos litterarios" (1880); "La Rusia contemporanea" (1881); "Tragedias de la historia" (1883). Eine Biographie Castelars schrieb Sanchez de Real (Madr. 1874).

Castelbuono, Stadt in der ital. Provinz Palermo (Sizilien), Kreis Cefalù, am Nordabhang des Madoniagebirges, mit einem Kastell, ehemaligem Benediktinerkloster mit wertvoller Bibliothek, (1881) 8439 Einw. und wichtigem Mannahandel.

Casteldelfino (franz. Château-Dauphin), Dorf in der ital. Provinz Cuneo (Piemont), am Südfuß des Monte Viso, im Thal der Varaita (zum Po), 1283 m ü. M., mit 249 Einw.; im Mittelalter als befestigter Platz der Dauphiné an der Grenze der Markgrafschaft Saluzzo wichtig.

Castel di Sangro, Stadt in der ital. Provinz Aquila (Abruzzen), Kreis Solmona, in wilder Gebirgsgegend am reißenden Sangro, an der Stelle des alten Fidenä, mit Teppichfabrikation und (1881) 4366 meist Ackerbau treibenden Einwohnern.

Castelfidárdo, Flecken in der ital. Provinz Ancona, am Musone und an der Eisenbahn zwischen Ancona und Loreto, mit (1881) 970 Einw.; allbekannt geworden durch die Niederlage der päpstlichen Truppen unter Lamoricière gegen die Piemontesen (18. Sept. 1860). Unter Cialdini hatte das piemontesische Heer die Grenzen der päpstlichen Staaten überschritten, Lamoricière ging ihm entgegen und schritt ungeachtet der großen Übermacht 18. Sept. bei C. zum Angriff. Anfangs erkämpfte Lamoricière einige Vorteile; als aber das piemontesische Geschütz, welches bisher nur wenig an der Aktion teilgenommen hatte, seine volle Wirksamkeit entfaltete, gingen die Reihen der päpstlichen Truppen rasch in zügelloser Flucht auseinander. Zum Tod verwundet, stürzte der päpstliche General Pimodan zu Boden, Lamoricière aber sammelte seine Scharen wieder, so gut es gehen wollte, und zog sich mit denselben nach Ancona zurück.

Castelfranco, 1) (C. Veneto) befestigte Distriktshauptstadt in der ital. Provinz Treviso, am Musone und an der Eisenbahn Vicenza-Treviso, mit 7 Kirchen (in der Hauptkirche ein berühmtes Altarwerk von Giorgione) und (1881) 3758 Einw. Die Stadt ist denkwürdig durch den Sieg der Franzosen unter Saint-Cyr über die Österreicher unter Prinz Rohan 24. Nov. 1805. C. ist Geburtsort des Malers Giorgione. -

2) (C. dell' Emilia) Stadt in der ital. Provinz Bologna, an der Eisenbahn von Modena nach Bologna und der Via Ämilia, hat mehrere Kirchen mit Gemälden der bolognesischen Schule und (1881) 1887 Einw.; gilt für das antike Forum Gallorum, bei welchem Hirtius 43 v. Chr. den Antonius schlug. In der Nähe erbaute Papst Urban VIII. das Fort Urbano, eine jetzt verfallene Festung.

Castel Gandolfo, Ort in der ital. Provinz Rom, am Westufer des Albanersees, 20 km südöstlich von Rom gelegen, mit einem Lustschloß des Papstes (unter Papst Urban VIII. erbaut), das herrliche Aussichten auf Rom, den Tiber und das Mittelmeer gewährt, einer hübschen Kirche (1601 von Bernini erbaut) und (1881) 1684 Einw. In der Nähe liegen die schönen Villen Barberini, Ludovisi, Torlonia u. a.

Casteljaloux (spr. kastell-schaluh), Stadt im franz. Departement Lot-et-Garonne, Arrondissement Nérac, an der Avance inmitten von Heideland gelegen, mit Fabrikation von Chemikalien, Kerzen, Teer etc., lebhaftem Handel mit Holz, Kork und Stöpseln (von den Korkeichen der Umgegend) und (1876) 2074 Einw. Dabei eine eisenhaltige Quelle mit Badeeinrichtung.

Castell, reichsunmittelbares fränk. Grafengeschlecht, ward 1768 mit dem Obermundschenkenamt des Fürstentums Würzburg belehnt und blühte in zwei Linien, C.-Rüdenhausen und C.-Remlingen, von denen erstere 1803 erlosch, während sich die letztere wieder in zwei Linien, eine ältere und eine jüngere, teilte, von denen erstere in C. im bayrischen Regierungsbezirk Unterfranken (s. unten), letztere in Rüdenhausen ebendaselbst residiert. Die Grafen von C. stehen unter bayrischer Hoheit und sind seit 26. Mai 1818 als erbliche Reichsräte Mitglieder der bayrischen Kammer. Sie besitzen die Herrschaftsgerichte Rüdenhausen, Burghaßlach und Remlingen in Bayern und viele zerstreute Güter und Gefälle. Die

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