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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Castro Marim - Casus.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Castrogiovanni'

Teil durch denselben hin. In der Nähe ergiebige Schwefelgruben und eine Salzquelle. C. steht auf der Stelle des alten Enna (s. d.). Unweit ist der See Pergusa, an welchen sich der Mythus von der Entführung der Proserpina durch Pluto knüpft.

Castro Marim, alte Stadt in der portug. Provinz Algarve, am Guadiana, gegenüber der spanischen Stadt Ayamonte, ehedem Sitz des Christusordens, mit (1878) 3980 Einw.

Castroreāle, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Messina (Sizilien), auf einem Berg, 400 m hoch über der Fiumara di Rodi, 11 km vom Tyrrhenischen Meer entfernt gelegen, mit bedeutendem Wein- und Ölbau, einer schwefelhaltigen, schon im Altertum hochgeschätzten, mit Badeanstalt versehenen Quelle von 32,5° C., welche besonders bei Hautkrankheiten und Rheumatismus wirksam ist, Gymnasium und (1881) 3436 Einw.

Castro Urdiales, Bezirksstadt in der span. Provinz Santander, mit einem alten Kastell auf einer ins Meer vorspringenden Felsenzunge und (1878) 7623 Einw., welche Fischerei und Ausfuhr von Eisen, Fischen und Konserven treiben.

Castrovillări, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Cosenza, am Coscile auf einem Hügelrücken, an dessen Ende das alte Kastell liegt, hat guten Weinbau, Handel und (1881) 10,505 Einw.

Castruccio Castracani (spr. -struttscho), aus dem Haus Interminelli, Herzog von Lucca, berühmter Chibelline, geb. 1281 zu Castruccio bei Lucca, floh vor den Guelfen mit seinem Vater, 19 Jahre alt, nach Ancona und erwarb, verwaist, als Soldat in England (1301), Frankreich und der Lombardei Kriegsruhm und Beute. Von den Lucchesen zum Oberhaupt erwählt, befehdete er 1314 die Guelfen, welche er 1315 bei Montecatini schlug, und verhalf dem ghibellinischen Herrn von Pisa, Uguccione, zur Herrschaft über Lucca, welche derselbe aber in einem Aufstand, den der eifersüchtig gewordene C. erregte, bald wieder verlor (1316). Infolge seines Siegs über die Florentiner und Guelfen bei Altopascio wurde C. 1325 zum Diktator von Lucca erhoben, erhielt vom Kaiser Ludwig dem Bayern, welchem er 1327 in Italien wichtige Dienste geleistet, ein aus Lucca, Pistoja und andern Städten bestehendes Herzogtum und ward zum Pfalzgrafen des Lateran ernannt, fiel aber 1328 von Ludwig ab, weil er nicht mit Pisa belehnt wurde, und starb kurz darauf 3. Sept. 1328. Ludwig entzog seinen Söhnen den größten Teil des väterlichen Besitzes. Das Leben Castruccios hat Machiavelli romanhaft dargestellt. Die Familie besteht noch in Urbino.

Castrum (lat.), Schloß, Burg; Kriegslager, besonders in der Mehrzahl castra (s. Lager); auch Name von alten Ortschaften, weil aus römischen Standlagern oft solche entstanden, z. B. Castra Vetera (Xanten), Castra Caecilia (Caceres) etc.

Castrum dolōris (lat., »Trauerbühne«, franz. Chapelle ardente), s. Katafalk.

Castuēra, Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz, an der Madrid-Lissaboner Eisenbahn gelegen, mit Weinbau, Schafzucht und (1878) 6869 Einw.

Castŭlo, große und mächtige Stadt der Oretaner in Hispania Tarraconensis, am obern Bätis. Die Einwohner bearbeiteten die reichen Silberminen in der am Bätis nördlich hinziehenden Bergkette (Saltus Castulonensis) und gruben auf Blei. Unter den Mauern der Stadt wurde P. Scipio 212 v. Chr. geschlagen, bald darauf auch sein Bruder. Scipio Africanus rächte 206 diese Niederlagen durch Verwüstung der Stadt. Später wurde dieselbe ein römisches Munizipium. Jetzt Cazlona. ↔

Caestus (lat.), bei den Römern das rindslederne, mit eingenähtem Eisen und Blei versehene Riemenzeug, womit sich die Faustkämpfer Hände und Arme umwickelten (vgl. Pygme).

Casu (lat.), durch Zufall.

Casualĭa (lat.), s. Kasualien.

Casuarīna Rumph (Keulenbaum, Streitkolbenbaum), Gattung aus der Familie der Kasuarineen, Bäume von 9-10 m Höhe, auf der südlichen Erdhälfte, besonders in Neuholland und auf den Inseln des Stillen Ozeans, zum Teil auch in Ostindien; die gegliederten, blattlosen Äste haben Ähnlichkeit mit Schachtelhalmen und teilen sich immer und immer wieder, bis sie sich in borstenförmige, hängende Zweige auflösen. Die Kasuarineen bilden große Wälder und liefern ein sehr hartes Holz, welches zu Streitkolben und andern Gerätschaften sowie als Brennholz benutzt wird und wegen seiner roten Farbe Rindfleischholz heißt. Das Holz von C. suberosa dient wegen seiner Leichtigkeit zum Dachdecken und wird auch wegen seiner Zähigkeit und Dauerhaftigkeit sehr geschätzt. C. equisetifolia Forst. (Sumpfeiche), auf den Südseeinseln, dem Indischen Archipel, auf Réunion und in Indien, hat eine adstringierend wirkende Rinde (Filaorinde), welche die Eingebornen ehemals zum Gerben und Färben benutzten. Das Holz wird wegen seiner Härte, Schwere, Dauerhaftigkeit und Farbe Eisenholz genannt und ist schwer zu spalten und zu schneiden. Die Fidschiinsulaner, welche alle andern Speisen mit den Fingern zum Mund führten, bedienten sich bei ihren kannibalischen Mahlzeiten besonderer Gabeln aus Kasuarineenholz, und diese Gabeln, welche oft eigne und obscöne Namen führten, erbten von Generation zu Generation. Auch andre Arten, wie C. muricata Roxb., in Indien, C. quadrivalvis Labill., in Neusüdwales, und C. torulosa R. Br., in Queensland, liefern Nutzholz.

Casuarius, Kasuar; Casuaridae (Kasuare), Familie aus der Ordnung der Straußvögel.

Casŭla (lat.), s. Kasel.

Cäsūr (lat.), in der Poetik ein Einschnitt oder Ruhepunkt im Vers, meist in der Mitte desselben. Es gibt zwei Arten: eine C., welche das Metrum, und eine andre, welche der Sinn verlangt. Die Regeln für die erstere gibt die Metrik, für die zweite lassen sich keine bestimmten Regeln ausstellen, und der Dichter muß hier seinem Gefühl folgen und durch geschickt angebrachte Ruhepunkte das raschere oder langsamere Fortschreiten des Verses in Übereinstimmung mit dessen Inhalt zu bringen suchen. Die C. heißt männlich, wenn sie unmittelbar nach einer betonten Silbe (Arsis) eintritt, z. B.: Auf die Postille gebückt, || zur Seite des wärmenden Ofens; dagegen weiblich, wenn sie nach einer unbetonten Silbe (Thesis) eintritt, z. B.: In schönen Sommertagen, || wann lau die Lüfte wehn. Ferner heißt die C. lyrisch oder Verscäsur, wenn sie auf das Ende einer metrischen Reihe oder eines Taktes, deklamatorisch oder Fußcäsur, wenn sie in die Mitte des Versfußes fällt. Ein längerer Vers, wie namentlich der heroische Hexameter, enthält oft mehr als eine C. Vgl. Suhle, Über die C. (2. Aufl., Berl. 1866).

Casus (lat.), Fall, Vorfall, Begebenheit. C. im grammatikalischen Sinn s. Kasus. C. belli, Kriegsfall, in welchem ein Staat sich veranlaßt sieht, an einen andern den Krieg zu erklären; c. conscientiae, Gewissensfall; c. dabilis, ein gegebener, angenommener Fall; c. fatalis, Schicksals-, Unglücksfall; c. foederis, Bündnisfall, der (den Verträgen zufolge) einen Bund

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 860.

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