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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cession - Cetina.

öffnung des Konkurses ablehnen, wenn eine den Kosten des Verfahrens entsprechende Konkursmasse nicht vorhanden ist. Nach früherm gemeinen Recht erlangte der Schuldner durch die C. den Vorteil, daß er alle Anforderungen der Gläubiger mit der Einrede der Zession seiner Güter so lange abweisen konnte, bis er wiederum zu besserm Vermögen gekommen sein werde, in welchem Fall er zwar nachzahlen mußte, aber auch die Rechtswohlthat der Kompetenz, d. h. nur auf so viel exequiert zu werden, als er nach Abzug des nötigen Lebensunterhalts übrig behielt, für sich beanspruchen konnte. Die deutsche Konkursordnung sichert dem Boniszedenten ebensowenig wie die österreichische Konkursordnung die Kompetenzwohlthat; sie verweist den Gemeinschuldner vielmehr auf den Erwerb während des Konkurses und schützt den Schuldner, welcher sein Vermögen abtritt, nicht mehr als jeden andern Schuldner. Vgl. Deutsche Konkursordnung, § 95 ff.; Österreichische Konkursordnung, § 5, 62.

Cession (lat.), s. Zession.

C'est-à-dire (franz., spr. ssätadir), das heißt.

Cesti, Marcantonio, einer der bedeutendsten Opernkomponisten des 17. Jahrh., geboren um 1620 zu Florenz, Schüler von Carissimi in Rom, wurde 1646 Kirchenkapellmeister in Florenz, 1660 Tenorsänger in der päpstlichen Kapelle und kam dann als Kapellmeister Kaiser Leopolds I. nach Wien. Er starb 1669 in Venedig. C. übertrug die von Carissimi ausgebildete Kantate (Wechsel von Recitativ und ariosem Gesang) auf die Bühne. Unter seinen acht (meist für Venedig geschriebenen) Opern hatte den meisten Erfolg "La Dori, o lo schiavo regio" (1661). Auch sind einige "Arie da camera" von C. auf uns gekommen.

Cestius, Gajus, Sohn eines Lucius C. aus der Publilischen Tribus, Prätor, Tribun und Mitglied des Kollegiums der sieben Epulonen, wahrscheinlich derselbe römische Ritter, den Cicero als Bankier und Steuerpächter in Asien erwähnt. In Asien reich geworden und, wie es scheint, kinderlos, bestimmte C. einen großen Teil seiner Reichtümer zu dem Grabmal, welches als die Pyramide des C., noch ganz erhalten, in Rom dicht bei der Porta San Paolo (im Altertum Porta Ostiensis) zum Teil innerhalb, zum Teil außerhalb der Aurelianischen Mauer steht. Das Monument, an jeder Seite 30 m breit, auf einem Unterbau von Travertin, im Kern von Gußwerk, außen mit dicken Marmorplatten belegt, steigt 37 m auf, ein echter Zeuge der Selbstüberhebung und Ruhmsucht eines reichen Römers jener ägyptisierenden Zeit. 1633 ward der jetzige Zugang zu der von Ziegeln konstruierten Grabkammer durchgebrochen (der alte ist bis jetzt noch nicht aufgefunden); sie ist nur 6 m lang, 4 m breit und 5 m hoch. Die Decke ist ein Tonnengewölbe, und die Wände sind mit einem feinen und festen Stuck überzogen; von der Malerei sind nur noch vier Siegesgöttinnen, deren jede einen Kranz hält, sichtbar. Inschriften, welche an der Südwest- und Nordostseite außen angebracht sind, geben Aufschluß über die Bedeutung des Grabmals, welches in 330 Tagen erbaut worden ist. Bei der Ausgrabung des untern Teils der Pyramide durch Papst Alexander VII. fand man in einzelnen Bruchstücken die beiden Marmorsäulen, welche jetzt vor der Pyramide stehen. -

An der Westseite der Pyramide (innerhalb der Stadtmauer) befinden sich die Friedhöfe der Protestanten, von denen der kleinere und ältere unter andern das Grab des Malers Carstens, der größere und schönere neue (seit 1825 eröffnet) die Grabmäler des Dichters Shelley (gest. 1822), des Sohns von Goethe (gest. 1830), des Bildhauers Gibson, des Malers Chr. Reinhart, des Archäologen E. Braun u. v. a. enthält.

C'est la guerre! (franz., spr. ssäh la gähr), "das ist der Krieg", s. v. w. im Kriege gilt Kriegsgebrauch.

Cestoden, s. Bandwürmer.

Cestrum L. (Hammerstrauch), Gattung aus der Familie der Solanaceen, Sträucher im tropischen Amerika, mit wechselständigen, ganzen, meist übelriechenden, immergrünen Blättern, einzeln, trauben- oder rispenförmig gestellten, wohlriechenden Blüten und mehrsamigen, von dem vergrößerten Kelch umschlossenen Beeren. Die Blätter von C. laurifolium L'Herit. sollen sehr giftig sein und deshalb von den Eingebornen zum Vergiften der Pfeile benutzt werden. Der Saft der schwarzblauen Beeren von C. tinctorium Jacq. gibt eine blaue, fast unzerstörbare Tinte, die in Caracas bei Ausfertigung offizieller Schreiben benutzt wird. C. aurantiacum Lindl., aus Guatemala, mit orangegelben Blüten, und andre Arten werden bei uns als Zierpflanzen kultiviert.

C'est tout comme chez nous, franz. Sprichwort: Es ist ganz wie bei uns.

Cestus (lat., griech. kestos), bei Griechen und Römern ein Gürtel, der von den Frauen über dem Untergewand zusammengeschlungen wurde. Bei Homer führt den Namen Kestos das gestickte, Liebreiz verleihende Busenband der Aphrodite. Bei den Römern hieß C. insbesondere der Gürtel, welchen die Neuvermählte ihrem Gemahl als Symbol der Vereinigung überreichte.

Cetacea, Ordnung der Säugetiere, s. v. w. Wale.

Cetaceum, s. v. w. Walrat.

Ceterach Willd. (Milzfarn), Gattung der Farne aus der Familie der Polypodiaceen, mit seitenständigen, aber unbeschleierten Fruchthaufen. C. officinarum Bauh., Willd. (kleine Hirschzunge), mit 8-20 cm langen, tief gefiederten, unterseits silberweiß beschuppten Wedeln auf kurzen, Geschuppten Stielen, findet sich häufig an Felsen und Mauern im südlichen und westlichen Europa, besonders um das Mittelmeer, auch hier und da in Süd- und Westdeutschland und wurde früher arzneilich benutzt.

Ceteris paribus (lat.), das übrige als gleich gesetzt, unter übrigens gleichen Umständen.

Ceterum censeo (lat., vollständig: ceterum censeo Carthaginem esse delendam, d. h. "übrigens halte ich dafür, daß Karthago zerstört werden muß"), stehender Schlußsatz der Senatsreden des ältern Cato (s. d.), daher sprichwörtlich für etwas, worauf man als etwas dringend Notwendiges stets zurückkommt.

Cetewayo, Zulukönig, s. Zulukaffern.

Cetin, Walratfett, s. Walrat.

Cetina, Gutierre de, span. Lyriker aus der Schule des Garcilaso de la Vega, geboren um 1510 zu Sevilla, widmete sich dem Kriegsdienst, kämpfte mit bei Pavia, in Tunis und in Flandern und erwarb sich durch seine Tapferkeit wie durch sein Dichtertalent die Gunst des Fürsten von Ascoli, dem er verschiedene Gedichte gewidmet hat. Nachdem er auch in Mexiko gewesen, kehrte er in seine Vaterstadt zurück und starb daselbst um 1560. Von seinen meist in italienischen Formen geschriebenen Gedichten, die sich durch große Zartheit und anmutige Natürlichkeit auszeichnen, waren früher nur einige wenige bekannt; erst 1854 wurden sie, soweit sie erhalten waren, von A. de Castro gesammelt und in Band 32 der "Biblioteca de autores españoles" veröffentlicht. Die Mehrzahl derselben sind Sonette (43). Einige Proben davon sind übersetzt in Hoffmanns "Blüten spanischer Poesie" (Magdeb. 1856).

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