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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chalcedon - Chalco.

besten im Polarisationsmikroskop erkennen. Das Mineral erscheint hier als ein faseriges, strahliges Aggregat kleinster, doppelt brechender Körnchen, an denen aber eine regelmäßige Umgrenzung nicht zu erkennen ist. Zuweilen finden sich konzentrisch strahlige Quarzaggregate darin eingelagert. Der C. ist farblos oder weiß, häufig aber auch gelblich, bläulich oder grünlich oder durch Eisenoxyd rot gefärbt, auch gestreift und gefleckt, halbdurchsichtig bis undurchsichtig, matt oder schimmernd, vom spez. Gew. 2,58-2,66. Die meisten schwärzlichen und roten Chalcedone sind künstlich gefärbt, zu welchem Behuf die Steine erst ein paar Wochen in Honig und nachher in Schwefelsäure gelegt werden. - Als Varietäten vom C. kann man folgende betrachten: Onyxe (griech. "Fingernagel") oder Kameensteine sind die lagenweise schwarz und weiß oder rot und weiß (Sardonyx) oder grau und weiß (Chaleedonyx) gestreiften Steine, die hauptsächlich zu Kameen und Intaglien (erhaben und vertieft geschnittenen Figuren) benutzt werden. Früher wurden sie an verschiedenen Punkten aus dem Melaphyr des Nahethals (Oberstein, Oberkirchen) gewonnen; jetzt kommen sie größtenteils aus Südamerika (s. Onyx und Achat). Stephansstein ist weißer C. mit blutroten Flecken. Karneol (lat., "fleischfarben") heißt der rote, meist auch künstlich gefärbte C. Heliotrop ist grün mit roten Punkten, ein beliebter Ringstein, dessen Farbe durch Einlagerungen von Grünerde und Eisenoxyd bedingt wird. Plasma oder Chrysopras (s. d.) sind ebenfalls grüne Chalcedone. Enhydros (griech., "Wasser enthaltend") nennt man kleine Chalcedonkugeln von den Monti Beriet im Vicentinischen und aus Uruguay, welche wässerige Flüssigkeit eingeschlossen enthalten. Mokkastein oder Moosachat heißen die hellen Chalcedone, worin schwarze Dendriten, von Manganoxyd herrührend, moos- oder baumförmige Zeichnungen bilden. Früher wurden sie von Arabien bezogen; jetzt kommen sie vielfach von Nordamerika, wo sie in Colorado und Kalifornien, wahrscheinlich analog unsern Feuersteinen, vorkommen. Der Feuerstein (s. d.) gehört ebenfalls zu den Chalcedonen.

Chalcedon (griech. Kalchedon), Stadt im alten Bithynien, am Eingang in den Bosporus, Byzanz gegenüber, 675 v. Chr. von den Megarern angelegt, war eine blühende Handelsstadt mit vielen Tempeln, namentlich einem des Apollon mit berühmtem Orakel, wurde von Alkibiades im Peloponnesischen Krieg erobert (409) und sank in der Folge dadurch, daß Nikomedes von Bithynien einen Teil der Einwohner nach Nikomedia führte (140). Durch Testament des genannten Königs fiel sie 74 v. Chr. an die Römer. Später wurde sie von Mithridates erstürmt und unter Valerian von Skythenschwärmen heimgesucht. Hier siegte auch 18. Sept. 323 n. Chr. Kaiser Konstantin über Licinius, und alle hellenischen Tempel wurden nun in christliche Kirchen verwandelt. Im J. 451 tagte in C. die berühmte vierte ökumenische Kirchenversammlung, welche das sogen. Chalcedonische Glaubensbekenntnis (s. d.) feststellte und dem Patriarchen von Konstantinopel gleiche Rechte und Vorzüge mit dem Bischof in Rom einräumte. 616 wurde die Stadt vom Perser Chosroes und später wieder von den Osmanen zerstört, welche die Steine zum Bau von Moscheen in Konstantinopel verwendeten. Jetzt ist C. (von den Türken Kadiköi genannt) Sitz eines Erzbischofs, mit griechischen und armenischen Schulen und 4500 Einw.

Chalcedonisches Glaubensbekenntnis (lat. Symbolum Chalcedonense), die Formel (denn um Aufstellung eines neuen Symbols handelte es sich nicht, nachdem schon 431 zu Ephesos das Nicäische für immer bestätigt worden war), welche das aus über 600 Bischöfen bestehende, 451 zu Chalcedon in Bithynien versammelte vierte ökumenische Konzil zur Beilegung der nestorianisch-eutychianischen Streitigkeiten vereinbarte. Dieselbe beruht teils auf dem ephesinischen Unionssymbol von 433, teils auf dem Brief des römischen Bischofs Leo I. an den byzantinischen Patriarchen Flavian von 448 und stellt, ähnlich wie das Nicäische Symbol, unter der Idee des Glaubensgeheimnisses einfach die sich widersprechenden Bestimmungen nebeneinander: also diesmal die innigste Verbindung der beiden Naturen Christi in Einer Person einerseits, das gesonderte, unvermischte Leben beider Naturen anderseits.

Chalcedonzement, s. Zement.

Chalcha (Khalka), eine Abteilung der Ostmongolen, im N. der Wüste Gobi, nebst den Schara die reinsten Repräsentanten der mongolischen Rasse. S. Mongolen.

Chalcidier (Pteromalinen, Chalcididae Westw.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, meist sehr kleine Tiere mit kurzen, gebrochenen, nickenden Fühlern, kurzen Tastern, länglich ovalen Netzaugen und Nebenaugen auf dem Scheitel, seitlich nicht bis zur Flügelwurzel verlängertem Prothorax, breiten, aderlosen Vorderflügeln, metallisch glänzendem, meist gedrungen gebautem Körper, vor der Leibesspitze am Bauch entspringende Legeröhre und häufig stark verdickten Hinterschenkeln. Die sehr zahlreichen Arten, vorwiegend metallisch oder bunt gesärbt und sehr häufig an verschiedenen Körperteilen mit den merkwürdigsten plastischen Auszeichnungen versehen, leben in allen ihren Stadien vom Ei bis zur Puppe als Parasiten von Insekten der verschiedensten Ordnungen; auch kommen häufig sekundäre Parasiten vor, d. h. solche, die in Parasiten andrer Insekten sich entwickeln. Die Gattung Pteromalus Swed. charakterisiert durch den grubig eingedrückten Rücken des Hinterleibes, in der Mitte der Stirn eingefügte, gebrochene Fühler und den verborgenen Legebohrer, umfaßt gegen 300 inländische Arten, die in Rinden- und Holzkäfern, Gallwespen, Schild- und Blattläusen, Fliegenmaden und Schmetterlingspuppen sich entwickeln. Die Rauhflügelwespe (P. puparum Swed.), 3 mm lang, grünlich erzfarben oder glänzend grün, an Fühlerschaft und Beinen blaßgelb, an den Schenkeln des Weibchens in der Mitte bräunlich erzfarben, auf dem Hinterleib des Männchens goldig, legt ihre Eier, oft bis zu 50 Stück, in die Puppe mehrerer Tagschmetterlinge, wie der Eckfalter und Weißlinge. Im Sommer erfolgt die Entwickelung in vier Wochen, in den überwinternden Puppen bleiben auch die Wespen bis zum Frühjahr.

Chalcite (Metallochalcite), im Naumannschen System Klasse der Mineralien, umfaßt größtenteils farbige Körper meist von salzähnlichem, nie von metallischem Habitus; sie sind ihrer chemischen Zusammensetzung nach Sauerstoffsalze und zwar mit metallischem Radikal in der Base, in der Säure oder in beiden; ausgeschlossen bleiben aber alle Silikate, Aluminate, titan-, tantal- und niobsaure Verbindungen. Zur ersten Ordnung, den wasserfreien Chalciten, gehören z. B. Eisenspat, Zinkspat, Wismutspat, Cerussit, Rot- und Gelbbleierz, Scheelit, Pyromorphit etc.; zur zweiten Ordnung, den wasserhaltigen Chalciten, Malachit, Zinkblüte, Vivianit, Kobalt und Nickelblüte, Kupfer-, Zink- und Eisenvitriol etc.

Chalco (spr. tschal-), Stadt im Staat Mexiko, 2286 m

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