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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Champeaubert; Champerico; Champfleury; Champignon

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Champeaubert - Champignon.

war C. zu sehr Niederländer, um ihn nicht in Hinsicht der Farbe, der freilich die volle niederländische Wärme fehlt, und auch der tiefern Empfindung zu übertreffen. Am hervorragendsten ist C. als Porträtmaler; geschätzt ist namentlich sein eignes Bildnis (im Louvre), von Edelinck gestochen. Im Louvre befinden sich ferner: der Apostel Philippus, ein Abendmahl, Geschichten aus dem Leben der Heiligen Gervasius und Protasius, das Porträt von Richelieu, im Belvedere zu Wien: Adam und Eva den Tod Abels beweinend (1656).

Champeaubert (spr. schangpobähr), Dorf im franz. Departement Marne, südöstlich von Vitry, bekannt durch die Niederlage der russischen Division Olsuwiew 10. Febr. 1814 gegen die Franzosen unter Marmont und Ney; Olsuwiew verlor 2400 Mann und wurde selbst gefangen gekommen.

Champerico (spr. tscham-), durch Eisenbahn mit Retalhuleu verbundene Seestadt in der zentralamerikan. Republik Guatemala, am Stillen Ozean, mit offener Reede, Landungsbrücke und 1500 Einw. Im J. 1883 liefen 74 Schiffe ein (68 amerikanische, 5 deutsche); ausgeführt wurden: Kaffee, Kautschuk, Häute, Kakao etc. im Wert von 2,618,976 Pesos.

Champfleury (spr. schangflöri), mit dem wahren Namen Jules Fleury-Husson, franz. Schriftsteller, geb. 10. Sept. 1821 zu Laon, wurde nach unvollendeten Studien Buchhändler in Paris, dann Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften, für welche er Novellen, Skizzen, Phantasiestücke lieferte, und veröffentlichte 1847 die Geschichte des "Chien-Caillou", die Victor Hugo für ein Meisterstück im Fach realistischer Darstellung erklärte. Nachdem er darauf die Leitung des Théâtre des Funambules übernommen, schrieb er für dasselbe eine Menge grotesker Pantomimen, dazu Romane und Sittengemälde, unter denen "Les excentriques" (1852), "Les aventures de Mad. Mariette" (1856) und besonders "Les bourgeois de Molinchart" (1855), ein satirisches Gemälde des Spießbürgertums in der Provinz, ungewöhnliches Aufsehen machten. In den genannten Werken, wie namentlich auch in "Les amis de la nature" (1859), bewährte er sich als Hauptvertreter der realistischen Schule. Unter seinen spätern Romanen sind "Les demoiselles Tourangeau" (1864), "La Pasquette" (1876) und "La petite rose" (1877) bemerkenswert. Außerdem schrieb er: "Histoire générale de la caricature" (Par. 1865-80, 5 Bde.), mit einem Ergänzungsband: "Musée secret de la caricature" (1885); "Histoire des faiences patriotiques sous la Révolution" (1866); "La comédie académique" (1867); "Histoire de l'imagerie populaire" (2. Aufl. 1884); "Les chats; histoire, moeurs, observations, anecdotes" (4. Aufl. 1869); "Les enfants" (4. Aufl. 1874); "Les vignettes romantiques. Histoire de la littérature et de l'art 1825-1840" (1883) u. a. Nach der Revolution vom 4. Sept. wurde C. zum Direktor des keramischen Museums der Manufaktur von Sèvres ernannt, als welcher er die "Bibliographie céramique" (1882) veröffentlichte.

Champignon (spr. schangpinjong, Feldblätterschwamm, Angerling, Weidling, Herrenpilz, Trüschling, Brachpilz, Gugemuke, Agaricus campestris L., s. Tafel "Pilze"), einer der vorzüglichsten eßbaren Schwämme, kommt überall vor auf Feldern, in Grasgärten, besonders auf Wiesen, und wo Mist untergegraben ist, auch in Wäldern, vom Mai bis Oktober, in ganz Europa, Nordafrika, Asien, Nordamerika. Er besitzt einen in seiner Mitte gestielten Hut, dessen Unterseite von dem aus strahlig gestellten Plättchen bestehenden Sporenlager gebildet wird (vgl. Agaricus). Eine eigentliche Hülle, welche Hut und Stiel anfangs umgibt, findet sich nicht, wohl aber ein Ring, welcher, vom Stiel gegen den Hutrand ausgespannt, anfangs das Sporenlager verdeckt. In dieser Form kommt der Pilz wie eine geschlossene Kugel von der Größe einer welschen Nuß aus der Erde. Der weiße Stiel wird 1,3-5 cm lang, 0,6-2,6 cm dick und ist inwendig nicht hohl. Der Hut ist 2,6-10 cm breit, 4-12 mm dick, gewölbt, fleischig, derb, auf der Oberfläche trocken, etwas seidenartig oder kleinschuppig, reinweiß, gelblich, oft bräunlich, mit reinweißem, derbem, aber zartem Fleisch. Die Plättchen der Unterseite sind dicht gestellt, blaß rosenrot, später rotbraun, zuletzt fast schwarz wegen der im Reifezustand purpurbraunen Sporen. Sehr nahe verwandte und ebenfalls eßbare Arten sind der Wiesenschwamm (Agaricus pratensis Schäff.), der Schafchampignon (A. arvensis Schäff.) und der Waldchampignon (A. silvaticus Schäff.). Ein Hauptkennzeichen des Champignons ist der angenehme Geruch. Am besten sind die Champignons im August und September. Sie stehen gewöhnlich einzeln; wo man sie einmal gefunden hat, findet man sie täglich wieder, besonders wenn man den Stiel nicht aus der Erde reißt. Man muß sie sammeln, wenn sie eine noch geschlossene Kugel bilden, weil sie dann besonders schmackhaft und aromatisch sind; wenn sie einen Tag alt sind, fangen die Plättchen schon an, schwarz zu werden, und oft sind sie dann bereits mit Maden angefüllt. Sind die Platten nicht mehr rosenrot, so muß man sie entfernen. Die Champignons sind, mäßig genossen, ein gesundes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und in der feinern Küche als Würze und Beilage (aux Champignons) unentbehrlich. Allein und als Gemüse wird der C. selten verspeist, er ist dazu auch zu kostbar. Ein feines, aber sehr schwierig zu bereitendes Gericht ist Champignonpüree. Bei feinen Diners werden nußgroße Champignonköpfe, mit einer feinen Fleischfarce gefüllt, neuerdings als besonders beliebtes Gericht gereicht. Auch getrocknet, ja selbst in der Form von Pulver findet der C. Verwendung. Doch ist in letzterer Beziehung wegen der häufig vorkommenden Fälschungen große Vorsicht anzuraten. Ein ganz vorzügliches Würzmittel für Saucen und Suppen ist der aus frischen Champignons bereitete Extrakt (Soja), welcher jetzt vielfach in den Handel kommt. Die Champignons werden häufig kultiviert, besonders die feinere aromatische Varietät A. chortensis, mit weißem, etwas bräunlichem Hut und lebhaft fleischfarbenen Plättchen. Er bedarf nicht des Lichts zu seiner Entwickelung, wohl aber verlangt er sehr gleichmäßige Feuchtigkeit und eine konstante Temperatur von 10-12°. Der C. wird besonders in Frankreich kultiviert und namentlich in den großen Städten in enormer Menge konsumiert. Die meisten herrschaftlichen Häuser besitzen Champignonkeller, und außerdem produzieren die Züchter sehr viel, einige das ganze Jahr hindurch täglich 4-5 Ztr. für den Markt. Ein Teil der Katakomben und die unterirdischen Steinbrüche (Carrières) werden zur Kultur benutzt, indem man Pferdemist nach zweckmäßiger Behandlung durch Schächte in die Steinbrüche stürzt und in diesen zu Beeten von 30-35 cm Breite und Höhe ausbreitet. In die Beete bringt man die Champignonbrut (mit Myceliumfäden durchzogener Pferdemist), und nach ca. vier Wochen bedeckt man sie 1 cm hoch mit reiner sandiger Erde, worauf man diese festdrückt und gießt. Nach weitern vier Wochen beginnt die Ernte, die noch sechs Wochen lang stets ergiebiger wird und dann

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]