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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chelone; Cheloniarier; Chelsea; Cheltenham; Chelva; Chelys; Chem; Chem.; Chemiatrie; Chemie

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Chelone - Chemie.

zum stellvertretenden Gouverneur des Kaplandes ernannt und übernahm beim Ausbruch des Zulukriegs das Kommando über die britische Armee gegen die Kaffern. Indessen entsprach C. nicht den Erwartungen, zu denen seine indische Vergangenheit berechtigte. Seine Unentschlossenheit und Planlosigkeit hemmten die Fortschritte der englischen Waffen außerordentlich, und die mangelhafte Organisation des Sicherheitsdienstes, für die er verantwortlich war, trug wesentlich dazu bei, den Engländern die Schlappe von Isandula zuzuziehen. Schon nach dieser Niederlage griff die Opposition im Unterhaus Lord C. auf das heftigste an; das Ministerium verteidigte zwar den General, mußte sich aber im Frühjahr 1879, als C., der bereits im Februar seine Entlassung nachgesucht hatte, durch die erlittenen Niederlagen nur ängstlicher gemacht, sich immer noch zu keinen entschiedenen Angriffsoperationen entschließen konnte, dazu verstehen, ihm das Oberkommando zu entziehen, das auf den im Juni 1879 in Südafrika eingetroffenen Sir Garnet Wolseley überging. Doch behielt C. unter Wolseley die Führung des Hauptkorps und erfocht mit demselben 3. Juli einen vollständigen Sieg über Cetewayo, der die Anknüpfung ernsthafter Friedensverhandlungen ermöglichte. Nach England zurückgekehrt (Ende August), wurde er hier mit großen Ehren empfangen. - Sein jüngerer Bruder, Alfred Henry Thesiger, geb. 15. Juli 1838, wurde 1877 zum Lord Justice of Appeal ernannt und galt für einen der namhaftesten jüngern Juristen Englands, starb aber schon 20. Okt. 1880.

Chelone (Chelonia), s. Schildkröten.

Chelone ("Schildkröte"), in der griech. Mythe eine Jungfrau, die, weil sie allein von allen Göttern und Menschen unehrerbietigerweise bei Zeus' und Heras Vermählung zu Hause blieb, von Hermes in eine Schildkröte verwandelt und verurteilt ward, ihr Haus stets auf dem Rücken zu tragen. - C. hieß auch eine äginetische und peloponnesische Silbermünze mit dem Gepräge einer Schildkröte.

Chelone L. (Schildblume), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, ausdauernde, krautartige Gewächse Nordamerikas mit gegenständigen Blättern, schönen, in Ähren oder Rispen stehenden Blüten und zweifächeriger, vielsamiger Kapsel, die in mehreren Arten bei uns als Zierpflanzen kultiviert werden. Am bekanntesten ist C. barbata Cav., aus Mexiko, mit roten Blütchen, die frostfrei überwintert werden muß.

Cheloniarier (Cheloniariae), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge (s. d.).

Chelsea (spr. tschellsi), 1) Stadtteil von London an der Themse, mit dem von Karl II. 1682 gegründeten Invalidenhaus (C. Hospital), nach dem Plan von Chr. Wren erbaut, mit 16 Hektar großem Garten. Es wohnen in demselben 538 Invaliden, aber außerdem beziehen noch 84,000 ehemalige Soldaten durch Vermittelung der Anstalt ihren Ruhegehalt als Out-Pensioners. Außerdem befinden sich in C. die 1801 vom Herzog von York gegründete Erziehungsanstalt für 550 verwaiste Soldatenkinder (Military Asylum), große Kasernen, 2 Lehrerseminare (St. Mark's und Whitland) und der 1673 angelegte Garten der Apothekerinnung mit Denkmal Sir Hans Sloanes. Längs der jetzt eingedämmten Themse zieht sich der Cheyne Walk hin, wo Thomas Morus wohnte. In einer Seitengasse starb 1881 Th. Carlisle, dessen Denkmal (von Böhm) in der an die Themse grenzenden Gartenanlage steht. C. hat als Kirchspiel (1881) 88,101 Einw. Die ehemaligen Lustgarten (Ranelagh, Cremorne etc.) bestehen nicht mehr. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, Grafschaft Suffolk, von Ostboston durch den C. Creek, von Charlestown durch den Mystic River getrennt, über den eine 1070 m lange Brücke führt. C. hat Gummi-, Nähmaschinen-, Bürsten- und andre Fabriken, ein Invalidenhaus für Seeleute und (1883) 21,782 Einw.

Cheltenham (spr. tschelltnäm), Stadt und Badeort in Gloucestershire (England), nordöstlich von Gloucester, am Fuß der Cotswaldhügel, seines milden Klimas halber viel von ehemaligen indischen Beamten als Wohnsitz gewählt, ist erst in neuerer Zeit zu Bedeutung gelangt und hat mit seiner Vorstadt Charlton Kings (1881) 47,920 Einw. (1801 erst 3076). Außer schönen Anlagen, einem Kursaal und Trinkhallen bei den Kochsalz, Schwefel, Eisen und Kalk enthaltenden Quellen hat die Stadt eine berühmte höhere Schule für Knaben (College), ein Lehrerseminar und andre Bildungsanstalten.

Chelva (spr. tschelwa), Bezirksstadt in der span. Provinz Valencia, mit (1887) 4672 Einw., welche Seidenzucht, Oliven- und Weinbau treiben. In der Nähe Überreste einer römischen Wasserleitung.

Chelys, s. Schildkröten.

Chelys (griech., "Schildkröte"), im Altertum s. v. w. Lyra, im 16. und 17. Jahrh. s. v. w. Laute.

Chem., bei zoolog. Namen Abkürzung für Johann Hieronymus Chemnitz, geb. 1730 zu Magdeburg, gest. 1800 als Prediger in Kopenhagen; schrieb die Fortsetzung von Martinis "Konchylienkabinett" (Nürnb. 1769-95, 11 Bde.).

Chem (Chemmis, Chembis), ägypt. Gottheit der ersten Ordnung, die als zeugender Naturgott unter dem Sinnbild eines Bockes verehrt wurde. C., der in späterer Zeit auch Min heißt, ist eine Form des Ammon; wie dieser wird er mit den zwei hohen Federn auf dem Haupt und in der hocherhobenen Rechten die Geißel haltend dargestellt (vgl. Abbildung). Die Hauptsitze seines Kultus waren Mendes und die Stadt Chemmis (griech. Panopolis) auf der östlichen Seite des Nils, von wo Danaos und Lynkeus nach Hellas übergesiedelt sein sollen. Dem Perseus, dem Sohn der Danae, welche ein Heiligtum zu Chemmis hatte, wurden daselbst Kampfspiele nach griechischer Art gehalten. Ruinen der alten Stadt, die auch durch ihre Leinwebereien u. Steinmetzarbeiten berühmt war, finden sich noch beim heutigen Achmim.

^[Abb.: Chem.]

Chemiatrie (Iatrochemie), alte Schule der Medizin, welche alle krankhaften Vorgänge im menschlichen Körper auf chemische Prozesse zurückführen wollte. Vgl. Chemie und Medizin.

Chemie, die Wissenschaft von der stofflichen Verschiedenheit der Körper; sie lehrt, aus welchen einfachern Stoffen die Körper bestehen, wie sie in diese stofflich verschiedenen Bestandteile zersetzt, geschieden (daher Scheidekunst), und wie sie aus denselben zusammengesetzt werden können. Wenn man Siegellack, Glas oder Schwefel mit einem Tuch reibt, so erhalten sie die Eigenschaft, leichte Körper, wie Papierschnitzel u. dgl., anzuziehen; ein mit einem Magnetstab gestrichener Stahlstab wird selbst magnetisch, zieht Eisen an und nimmt, wenn man ihn in horizontaler Ebene frei schwebend aufhängt, eine nordsüdliche Richtung ein. Schwefel schmilzt beim Erhitzen in einem abgeschlossenen Raum, beginnt zu sieden, ver-^[folgende Seite]

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