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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Christfest; Christfestthaler; Christholz; Christian

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Christfest - Christian.

ter Praxis. Eine nur kurze Zeit der Ruhe kam unter Philippus Arabs (244-249), welcher der Sage nach selbst ein Christ gewesen sein soll. Dagegen erging unter Decius (249-251) die erste planmäßige Verfolgung aus national-religiösen Motiven über die Christenheit des ganzen Reichs. Unter Gallus (251-253) und Valerianus (253-260) dauerten, mit besonderer Heftigkeit seit 257, diese Leiden fort; man suchte die Kirche hauptsächlich durch Verfolgung der Kirchenbeamten zu Grunde zu richten. Erst Gallienus hob 260 die Verfolgungen auf und gab dadurch auf mehr als 40 Jahre Frieden. Der Kaiser Diocletianus (284-305) zeigte sich anfangs aus politischer Klugheit den Christen gewogen, begann dann aber teils infolge seines Bestrebens, die alte Herrlichkeit des Reichs, somit auch die alte Staatsreligion wiederherzustellen, teils auch angereizt von seinem Schwiegersohn, dem Cäsar Galerius, gegen die Christen einen Kampf auf Leben und Tod. Letzterer hob an mit der Zerstörung der Kirche von Nikomedia (303). Ein sogleich folgendes kaiserliches Edikt gebot, alle Tempel der Christen zu zerstören und ihre heiligen Bücher zu verbrennen; christlichen Staatsbeamten sollten ihre Würden genommen, römische Bürger zu Sklaven degradiert werden, Sklaven die Hoffnung auf Freiheit verlieren; gegen alle Christen sollte bei der gerichtlichen Untersuchung die Folter angewandt werden. Ein neues Gesetz gebot, die Christen durch jedes erdenkliche Mittel zum Opfern zu zwingen. Fast durchs ganze Reich wüteten die Verfolgungen. Einhalt wurde erst geboten, als Diocletianus 305 die Regierung niederlegte und der Christenfreund Constantius Chlorus mit Galerius zum Augustus erhoben wurde. Galerius, die Vergeblichkeit seines blutigen Beginnens einsehend, erließ 311 ein Edikt, wodurch den Christen unter der Bedingung, daß sie nichts gegen die Ordnung des Staats unternähmen, vollkommene Duldung gewährt wurde. Im Abendland nahmen die Dinge ohnedies unter des Constantius Chlorus Sohn Constantinus (seit 306) die günstigste Wendung (s. Konstantin d. Gr.). Maximinus' Niederlage und Tod (313) befreite die Kirche von ihrem letzten und unversöhnlichsten Feind. Vgl. Overbeck, Studien zur Geschichte der alten Kirche (Chemn. 1875); Aubé, Histoire des persécutions de l'église (Par. 1875, 1878); Derselbe, Les Chrétiens dans l'empire romain de la fin des Antonins, etc. (das. 1881); Keim, Aus dem Urchristentum (Zürich 1878); Derselbe, Rom und das Christentum (Berl. 1881); Böhringer, Das Christentum unter Diokletian (2. Aufl., Stuttg. 1874); Mason, The persecution of Diocletian (Lond. 1876, 2 Bde.); Burckhardt, Die Zeit Konstantins d. Gr. (2. Aufl., Leipz. 1880); Görres in Kraus' "Realencyklopädie der christl. Altertümer", Bd. 1 (Freiburg 1882); Allard, Histoire des persécutions pendant les deux premiers siècles (Par. 1885).

Christfest, s. Weihnachten.

Christfestthaler, Münzen und Medaillen, auf welchen Christi Geburt dargestellt ist, und die daher vorzüglich zu Christgeschenken bestimmt sind. Besonders geschätzt ist der C., welchen um 1560 Kaiser Ferdinand I. prägen ließ.

Christholz, s. Liquidambar und Styrax.

Christian (lat. Christianus, s. v. w. Christ), Name zahlreicher Fürsten:

[Anhalt.] 1) C. I. oder der ältere, Fürst von Anhalt, Stifter der Linie Anhalt-Bernburg, ausgezeichnet als Fürst und Feldherr, geb. 11. Mai 1568 zu Bernburg als der zweite Sohn Joachims Ernst und von Agnes, Gräfin von Barby, erhielt eine für die damalige Zeit ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung, bereiste die Türkei, die nordischen Staaten, Frankreich und Italien, lebte dann längere Zeit am kursächsischen Hof und kommandierte 1591 als französischer Generalleutnant ein Korps von 16,000 Mann, welches deutsche Fürsten dem König Heinrich IV. von Frankreich gegen die Ligue zu Hilfe schickten. Nachdem er Calvinist geworden, trat er als Statthalter der Oberpfalz in den Dienst des Kurfürsten von der Pfalz und blieb auch in dieser Stellung, als ihm 1603 durch eine neue Teilung der anhaltischen Lande das Fürstentum Bernburg zufiel. Er beteiligte sich eifrig an der Stiftung der evangelischen Union (1608) übernahm das Kommando über die Truppen derselben, führte auch meist die Unterhandlungen der protestantischen Fürsten mit Heinrich IV. von Frankreich und mit Kaiser Rudolf II. Seine Parteinahme für Friedrich V. von der Pfalz zwang ihn nach der Schlacht am Weißen Berg, in welcher er das böhmische Heer kommandiert hatte, nach Dänemark zu flüchten; doch gelang es ihm, sich 1624 mit dem Kaiser auszusöhnen und die Wiederaufhebung der Acht zu erlangen. Er starb 17. April 1630 in Bernburg. Seine Ehe mit Anna, Gräfin von Bentheim und Tecklenburg, war mit Kindern reich gesegnet. Von diesen folgte als Fürst Christian II., der jüngere, geb. 11. Aug. 1599, gest. 22. Sept. 1656, der, 1620 in der Schlacht am Weißen Berg in kaiserliche Gefangenschaft geraten, die Gunst des Kaisers Ferdinand II. erwarb und die Versöhnung desselben mit seinem Vater vermittelte. Über seine zahlreichen Reisen hinterließ er ein Tagebuch (hrsg. von J. ^[richtig: G. für Gottlieb] Krause, Leipz. 1858). Vgl. Krebs, C. von Anhalt und die kurpfälzische Politik am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (Leipz. 1872).

[Markgrafen von Brandenburg.] 2) C. Wilhelm, Administrator des Erzstifts Magdeburg, Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, geb. 28. Aug. 1587, wurde 1598 zum Erzbischof von Magdeburg erwählt und nahm 1614 seiner Verheiratung halber den Titel eines Administrators an. Während des Dreißigjährigen Kriegs ließ er sich in ein Bündnis mit Dänemark ein, übernahm 1626 beim niedersächsischen Kriegsheer ein Kommando, kämpfte in der Schlacht an der Dessauer Brücke mit, wurde dann von Wallenstein geschlagen und verjagt und 1628 vom Domkapitel abgesetzt. Er flüchtete ins Ausland, zuletzt (1629) nach Schweden zu Gustav Adolf, mit dem er 1630 zugleich den deutschen Boden betrat. Er erlangte dann durch das Versprechen schwedischen Beistandes seine Aufnahme in die Stadt Magdeburg; seine Versuche aber, das Erzstift wiederzuerobern, mißglückten, und er wurde 1631 bei Eroberung Magdeburgs gefährlich verwundet, ins Pappenheimsche Lager abgeführt und von den Jesuiten 1632 zum Übertritt zur katholischen Kirche überredet, ein Schritt, welchen eine in seinem Namen erschienene Schrift: "Speculum veritatis", rechtfertigen sollte. Er wurde hierauf auf freien Fuß gesetzt und ihm im Prager Frieden (1635) aus den Einkünften des Erzstifts Magdeburg jährlich eine Summe von 12,000 Thlr., 1648 die Ämter Loburg und Zinna angewiesen. C. starb 1. Jan. 1665.

3) Sohn des Kurfürsten Johann Georg, geb. 1581, gest. 1655, wurde nach Erlöschen der ältern fränkischen Hohenzollern gemäß dem Geraer Hausvertrag 1603 Markgraf von Baireuth. Er war ein eifriger Anhänger der protestantischen Sache und Gustav Adolfs, brachte aber dadurch sein kleines Land in große Be-^[folgende Seite]

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