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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Christianstadt - Christine.

Christianstadt, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Sorau, am Bober, der schlesischen Stadt Naumburg gegenüber, mit Baumwoll- und Flachsgarnspinnerei, Bleicherei, Mahlmühlen etc. und (1880) 1537 durchaus evang. Einwohnern. C. hieß früher Neudorf und wurde 1659 infolge der Ansiedelung zahlreicher aus Schlesien ausgewanderter Protestanten vom Herzog Christian von Sachsen zur Stadt erhoben und C. genannt.

Christianstaed, Hauptstadt des dän. Westindien, an der Nordküste der Insel Ste.-Croix, mit gutem, sicherm Hafen, den drei Forts beschützen, Sternwarte und (1880) 9600 Einw.

Christianswurz, s. v. w. Christwurz, s. Helleborus.

Christianus (lat.), Christ; Christian.

Christianus Democritus, Pseudonym für Johann Konrad Dippel.

Christie, William Henry Malony, Astronom, geb. 1. Okt. 1845 zu Woolwich, studierte seit 1864 am Trinity College in Cambridge, wo er später Fellow, 1868 Bakkalaureus und 1871 Magister wurde. Nachdem er seit 1870 als Assistent an der Sternwarte in Greenwich thätig gewesen, wurde er 1881 nach Airys Rücktritt Direktor der Sternwarte und königlicher Astronom von England. C. ist Erfinder eines sehr wirksamen Spektroskops, eines Instruments zur Bestimmung der Farbe und Helligkeit der Sterne, eines polarisierenden Augenglases für Sonnenbeobachtungen und eines Registriermikrometers.

Christiern (dän.), s. v. w. Christian.

Christine, 1) C. Auguste, Königin von Schweden, die Tochter Gustav Adolfs und der brandenburgischen Prinzessin Marie Eleonore, geb. 17. Dez. 1626, ward noch vor der Abreise Gustav Adolfs nach Deutschland von den Ständen als Nachfolgerin desselben anerkannt. Nach dem Tod ihres Vaters 1632 wurde sie unter eine von Oxenstierna geleitete vormundschaftliche Regierung gestellt. Dabei trieb sie allerlei Studien, besonders sprachliche, welchen sie alle Zerstreuungen opferte, verriet aber auch bald ihren bizarren Charakter, indem sie sich als Mann gebärdete, ritt und jagte und selbst in Mannskleidern öffentlich erschien. Schon 1643 war sie in den Reichsrat zugelassen worden, um den Gang der Geschäfte kennen zu lernen, und hatte durch ihre Umsicht, ihren Scharfsinn und ihre Fassungsgabe Staunen erregt. Am 17. Dez. 1644 ward ihr von den Ständen die Regierung feierlich übertragen, und sie begann sogleich, diese mit großer Energie und Selbständigkeit zu führen. Sie schloß mit Dänemark 1645 den Frieden zu Brömsebro, welcher der schwedischen Krone Blekinge, Småland und verschiedene Handelsvorteile einbrachte. Den Reichskanzler Oxenstierna erhob sie zwar zum Grafen, entzog sich aber mehr und mehr seinem Einfluß. Gegen die Ehe hatte sie eine unüberwindliche Abneigung und wies alle Bewerber ab. Sie hatte dem Pfalzgrafen Karl Gustav von Zweibrücken schon im zarten Alter ihre Hand versprochen, und auch die Reichsstände erklärten sich damit zufrieden. Als sie daher unvermählt zu bleiben beschloß, bestimmte sie den Pfalzgrafen zu ihrem Nachfolger und brachte es bei den anfangs widerstrebenden Reichsständen dahin, daß sie denselben 1649 feierlichen ihrem Thronfolger ernannten. Im Oktober 1650 ließ sie sich mit großer Pracht in Stockholm krönen. Während sie die Zügel der Staatsregierung mit männlichem Geist führte, versammelte sie zugleich ausgezeichnete Männer der Wissenschaft, wie Grotius, Salmasius, Descartes, Meibom u. a., um ihren Thron, suchte oft in Upsala im Umgang mit Gelehrten Erholung, bereicherte die Universität mannigfach und stand mit vielen Gelehrten im Briefwechsel. Auch Dichter und Künstler zog sie an ihren Hof und brachte mit vielen Kosten wertvolle Sammlungen von Gemälden, Antiken und Münzen zusammen. Kein Wunder daher, wenn das Lob der "Pallas suecica", der "zehnten Muse", der "Sibylle des Nordens" von allen Zungen tönte. Um so unzufriedener waren aber bald die Stände mit ihrer Regierung, das Volk mit ihrer Verschwendung des Staatsschatzes, der Adel mit ihrer Begünstigung der Talente ohne Rücksicht auf Geburt und Stand. Berechtigten Anlaß zum Tadel gab C. durch die Bevorzugung unwürdiger Menschen, die sie mit Würden und Geschenken überhäufte. Bei der Geistlichkeit erregte ihr Verkehr mit Calvinisten und Jesuiten Anstoß. Es kam endlich sogar zu Verschwörungen und Aufstandsversuchen gegen ihre Regierung. Die Unzufriedenheit des Volkes, die Finanznot, politische Verwickelungen, denen sie sich nicht gewachsen fühlte, Überdruß an der Regierung und Sehnsucht nach Freiheit brachten endlich in der Königin den Entschluß, abzudanken, zur Reife, und sie erklärte denselben 11. Febr. 1654 dem Reichsrat, forderte aber 600,000 Mk. jährliche Revenuen mit der Berechtigung, diese Summe im Ausland verzehren zu dürfen. Am 16. Juni 1654 wurde auf dem Reichstag zu Upsala ihre Abdankungsurkunde verlesen und noch an demselben Tag Karl Gustav zum König gekrönt. C. begab sich über Hamburg und Münster nach Brüssel, wo sie 23. Dez. einen glänzenden Einzug hielt. Hier nahm ihr der Dominikaner Pater Guemes im Palast des Erzherzogs Leopold heimlich das katholische Glaubensbekenntnis ab. Als sie dem Papst ihren Vorsatz, nach Rom zu kommen, gemeldet hatte, schickte er seinen Protonotarius Holstenius nach Innsbruck, vor dem sie 1655 ihr öffentliches Glaubensbekenntnis ablegte. In den Staaten des Papstes wurde C. mit großen Ehrenbezeigungen empfangen. Im Amazonengewand und zu Pferde hielt sie in Rom einen prächtigen Einzug; der Papst firmte sie, wobei sie den Namen Alessandra erhielt. Bald aber verbreiteten die Jesuiten die gehässigsten Gerüchte über den leichtfertigen Lebenswandel und die ärgerlichen Reden der neuen Konvertitin. Daher verließ sie im Sommer 1656 Rom, um sich nach Frankreich und dann nach Deutschland zu begeben. Im September 1656 kehrte sie nach Italien zurück, ging aber schon 1657 abermals nach Frankreich. Im königlichen Schloß zu Fontainebleau ließ sie ihren Oberstallmeister, den Marquis Monaldeschi, wegen angeblichen Hochverrats nach abgehaltenem Gericht von einigen Trabanten mit Dolch- und Degenstößen ermorden, wodurch sie bei Hof und beim Publikum die Achtung verscherzte und sich allgemeinen Tadel zuzog. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Rom begab sie sich 1660 nach Karl Gustavs Tod nach Schweden, um sich der regelmäßigen Zahlung ihrer Einkünfte zu versichern. Sie ward zu Stockholm mit allen Ehrenbezeigungen empfangen, entfremdete sich aber die Herzen dadurch, daß sie sogleich eine katholische Kapelle errichten ließ. Auf Befehl der Regierung wurde diese Kapelle niedergerissen, und da C. die Absicht merken ließ, ihre Ansprüche auf den Thron im Fall einer Erledigung desselben zu erneuern, so mußte sie eine neue, vollständige Entsagungsakte ausstellen. Während ihres Aufenthalts in Hamburg 1661-67 und einer zweiten Anwesenheit in Schweden gab sie von neuem durch ihre Begünstigung der katholischen Kirche

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