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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cinquecento - Circars.

Ermordung Richelieus verband. Zugleich wurde mit Spanien unterhandelt und mit diesem 1642 ein Vertrag abgeschlossen, um den Minister, wenn nötig, mit Waffengewalt zu stürzen und die Partei des Herzogs von Orléans ans Ruder zu bringen. Indessen wurde das Komplott entdeckt und C. 14. Juni 1642 zugleich mit dem Herzog von Bouillon und seinem Freunde de Thou in Narbonne verhaftet. C. leugnete anfangs alles, aber die Zeugnisse Orléans', welcher dadurch sein Leben rettete, überwiesen ihn des Bündnisses mit dem Landesfeind. C. und de Thou wurden zum Tode durchs Schwert verurteilt und 12. Sept. 1642 in Lyon hingerichtet. Der Herzog von Bouillon erhielt seine Freiheit erst nach Abtretung seiner unabhängigen Herrschaft Sedan wieder. Vgl. "Neuer Pitaval", Teil 4 (Leipz. 1843). A. de Vigny benutzte die Geschichte des C. zu seinem Roman "C., ou une conjuration sous Louis XIII".

Cinquecento (ital., spr. tschinquetschénto, "fünfhundert"), in der Geschichte der ital. Kunst und Litteratur herkömmliche Bezeichnung des 16. Jahrh. und des Stils, der sich während dieses Zeitraums durch die Wiederbelebung der Antike auf beiden Gebieten entwickelte (vgl. Renaissance). Daher Cinquecentisten, die Künstler und Schriftsteller des 16. Jahrh., vorzugsweise die Begründer und Meister dieses neuen Stils, wie in den bildenden Künsten Bramante, Michelangelo, Raffael, Correggio, Tizian, Cellini etc., in der Poesie Berni, Ariosto, Tasso, Machiavelli u. a.

Cinque Ports (spr. ssink ports, "Fünfhäfen"), seit Wilhelm dem Eroberer Name der fünf auf der englischen Küste von Kent und Sussex Frankreich gegenüberliegenden Seehäfen: Hastings, Romney, Hythe, Dover und Sandwich, die gleichsam die Wiege der englischen Seemacht bilden, und zu denen später noch Winchelsea und Rye kamen, so daß es im ganzen sieben Fünfhäfen gibt. Sie wurden als die besten Verteidigungspunkte gegen Frankreich stark befestigt und gegen gewisse Leistungen mit großen Vorrechten begabt. Ein eigner Oberrichter, der den Titel "Lord Warden of the Cinque Ports" führte, zugleich Admiralitätsjurisdiktion ausübte und auf dem Schloß Walmer bei Deal (s. d.) förmlich Hof hielt, mußte über die Aufrechthaltung der Rechte dieser Orte wachen. Jetzt sind die Häfen dieser Städte durch das Zurücktreten des Meers größtenteils versandet, aber das Amt eines Lord Warden als Sinekure mit 1025 Pfd. Sterl. Gehalt besteht noch immer fort.

Cinti (spr. ssinti, offiziell Camargo), Provinzhauptstadt im Departement Chuquisaca des südamerikanischen Staats Bolivia, am Rio C., 160 km südlich von Chuquisaca, hat Weinbau, Branntweinbrennerei und etwa 1500 Einw.

Cintra (spr. ssíntra), Stadt in der portug. Provinz Estremadura, Distrikt Lissabon, in reizender Gebirgslage am nördlichen Abhang der Serra de C. (Montes lunae, 600 m), hat ein altes gotisches königliches Schloß, in welchem der abgesetzte König Alfons VI. bis zu seinem Tod 1683 gefangen saß, viele prächtige Landsitze, wo die Vornehmen die Sommerfrische genießen, Marmorbrüche, Weinbau und (1878) 4810 Einw. Auf einem Berggipfel südlich von C. liegt das prächtige königliche Schloß Penha mit herrlicher Aussicht und schönen Gartenanlagen. Westlich von C. die Stadt Collares mit berühmtem Weinbau, Brüchen schwarzen Marmors, welcher zu den Palastbauten von C. verwendet wurde, und (1878) 3132 Einw., dann unfern des Cabo da Roca Reste des Klosters Santa Cruz, auch Korkkloster benannt. Geschichtlich denkwürdig ist C. durch die Konvention von C. vom 30. Aug. 1808 zwischen den Engländern unter Dalrymple und den Franzosen unter Junot, welcher gemäß Portugal von den Franzosen geräumt wurde.

Cinxia (lat.), Beiname der Juno als Ehegöttin, welche den Gürtel der Braut schürzt und löst.

Cione (spr. tscho-), Andrea, Maler, s. Orcagna.

Ciotat, La (spr. ssjota), Stadt im franz. Departement Rhônemündungen, Arrondissement Marseille, am Golfe de Lèques und der Eisenbahn nach Nizza, in einer an Wein, Ölbäumen und Orangen reichen Gegend, ist gut gebaut, hat einen Hafen, welcher vom Cap de l'Aigle und der Ile Verte eingeschlossen wird, zwei Leuchttürme besitzt, ehemals befestigt war und selbst für Kriegsschiffe zugänglich ist, eine Schifffahrtsschule, ein Handelsgericht, großartige Schiffswerften und Werkstätten der Gesellschaft Messageries maritimes, welche 3000 Arbeiter beschäftigt, bedeutende Korallenfischerei (für 70,000 Frank jährlich), Handel mit Muskatwein, Sardellen und Anschovis, getrockneten Früchten, Öl und Mandeln, ein Seebad und (1876) 8104 Einw. C. ist das von Marseille aus 160 v. Chr. gegründete Citharista Portus und wurde im 14. Jahrh. Stadt.

Cipaquirá (spr. sipakira), Stadt im Staat Cundinamarca der Bundesrepublik Kolumbien, auf schöner Ebene, 2628 m ü. M., 50 km von Bogotá, hat eine landwirtschaftliche Schule, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und (1870) 8313 Einw. Dabei höchst ergiebige Salzgruben, die jährlich für 8-900,000 Doll. Salz liefern.

Cipipamehl, s. v. w. Tapiokamehl, s. Kassawa.

Cipollin, glimmerreicher, kleinkörnig-schieferiger, mehr oder weniger deutlich geschichteter Kalk, in welchem der Glimmer zuweilen durch Talk vertreten wird. Nicht selten geht der C. durch gleichmäßige Mengung des Kalksteins mit Glimmer in Kalkglimmerschiefer über. Er kommt mit körnigem Kalkstein zusammen als Lager in Glimmerschiefer, Gneis, Granit, Thonschiefer in Mähren, Schlesien, Kärnten, Steiermark, Italien, Frankreich, Schweden etc. vor.

Cippus (lat.), viereckige Säule mit Inschrift, diente bei den Alten als Grenzstein, Wegweiser und Grabdenkmal (als solches in der Regel auch mit Reliefs verziert), später s. v. w. Opferstock.

Cipriani (spr. tschi-), Giovanni Battista, ital. Maler, geb. 1727 zu Florenz, bildete sich in Rom aus. Im J. 1754 von Lord Tilney nach London eingeladen, wurde er hier eins der ersten Mitglieder der königlichen Akademie. Er starb 14. Dez. 1785. Zu seinen größern Werken gehören die Deckengemälde in Queen's House zu Landsdown und in Melbourne (jetzt York) House. C. war ein oberflächlicher Maler, seine Figuren zeigen kein tiefes Verständnis der Form und sind nur auf den flüchtigen Schein mit heiterer Farbe und oberflächlichem Schönheitssinn gemalt. Die englischen Kupferstecher, namentlich Bartolozzi, beeiferten sich, seine süßlichen Zeichnungen wiederzugeben.

Cirage (franz., spr. ssirahsch), Malerei in brauner Farbe auf braunem Grund, s. Kamaïeu.

Circa (lat., "um, herum", meist abgekürzt ca., circa), ungefähr, etwa, gegen (bei Zahlenangaben).

Circaëtos, Schlangenbussard, s. Bussarde.

Circäisches Vorgebirge, s. Circello.

Circars (spr. ssir-: Sirkars, genauer Sarkar, "Regierung"), in Ostindien früher der Name der obersten Regierungsgewalt, dann unter der Herrschaft der Mohammedaner Bezeichnung für Bezirk, Provinz. Als "nördliche C." werden vom 5. bis 18.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]