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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clamart; Clamecy; Clams; Clam, vi aut precario; Clan; Clanis; Clanship; Clapham; Clapperton

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Clamart - Clapperton.

darauf als General der Kavallerie Kommandant von Böhmen und 1865 Obersthofmeister des Kaisers. Im Feldzug von 1866 kommandierte er die am weitesten gegen Norden vorgeschobene Armee mit dem Auftrag, den Prinzen Friedrich Karl und General Herwarth aufzuhalten. Allein teils wegen strategischer und taktischer Fehler, teils und ganz besonders wegen des Mangels an Einheit in der obersten Leitung wurde C. in einer Reihe von Gefechten (bei Liebenau, Podol, Hühnerwasser und Gitschin) geschlagen, wodurch die österreichische Armee, abgesehen von dem Verlust an Mannschaft, sehr an moralischer Haltung verlor. C. wurde daher nach der Schlacht bei Königgrätz (in welcher er sein Kommando an Gondrecourt abtreten mußte) vor ein Kriegsgericht gestellt, indes für schuldlos erklärt. Dennoch nahm er seinen Abschied und zog sich auf seine reichen Besitzungen in Böhmen (Friedland und Reichenberg) zurück.

Clamart (spr. -mar), Dorf südwestlich bei Paris, Arrondissement Sceaux, an der Anhöhe und dem Wald von Meudon, den Forts Issy und Vanves gegenüberliegend, 3,5 km von der Enceinte zwischen der innern und der äußern Fortlinie und an der Eisenbahn nach Versailles gelegen, mit zahlreichen Villen der Pariser, Waschhäusern, Steinbrüchen, Baumschulen und (1876) 3323 Einw. Danach benannt die Höhen von C., die sich von Sèvres bis Sceaux hinziehen und die Pariser Forts der Südwestfronte größtenteils beherrschen. Sie wurden bei der Zernierung von Paris 19. Sept. 1870 von den Deutschen besetzt und verschafften ihnen die Möglichkeit, sowohl die Stadt als die Forts zu bombardieren. Ausfälle gegen sie fanden statt 13. Okt. 1870 und 10. Jan. 1871.

Clamecy (spr. klamsi), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Nièvre, am Zusammenfluß von Yonne und Beuvron, am Canal du Nivernais und an der Lyoner Bahn, ein schlecht gebauter, aber wohlhabender Ort, wo bedeutende Geschäfte mit dem Holz der waldreichen Morvanberge gemacht und namentlich die Holzflöße, die nach Paris gehen, zusammengesetzt werden, hat außerdem Gerbereien, ein Collège, ein Handelsgericht und (1881) 4782 Einw.

Clams, zweischalige Mollusken, die in Nordamerika als Nahrung dienen. Die Razor Clam (Solen americanus), die nächste Verwandte der delikaten Cannolicchie von Neapel, wird von Long Island bis New Jersey gefischt, ist aber bei weitem nicht so beliebt wie die Arten im Mittelmeer (s. Messerscheide). Sie bohrt sich 60-90 cm tief in den Sand, muß aber wegen ihrer kurzen Atemröhre häufig an den Eingang des Loches kommen und wird zur Zeit der Ebbe mit einem Spaten leicht erbeutet. Die riesige Sea Clam (Mactra solidissima) kommt nur nördlich von New Jersey vor und wird hauptsächlich bei Cape Cod gesammelt. Sie lebt in flachem Wasser und wird nach schweren Stürmen oft massenhaft lebend ans Land geworfen. Sie kommt hauptsächlich in Boston auf den Markt, hat aber als Köder mehr Bedeutung wie als menschliche Nahrung; die dicken Schalen dienen zu Wegebauten und zum Kalkbrennen. Die Soft Clam (Mya arenaria) ist nördlich vom Kap Hatteras, also im Bereich der kalten Küstenströmung, gemein in allen Flußmündungen und an sandigen Strandstellen. Die Soft Clam von Guilford in Connecticut, 15-20 cm lang und über 1 Pfd. schwer, gräbt man bei Ebbe aus den flachen Sandbänken, auf denen sie etwa 30 cm unter der Oberfläche lebt, und bringt sie lebend zu Markte; genossen wird sie fast nur gekocht und gebraten, seltener eingemacht; große Mengen dienen als Fischköder. Die Soft Clam ist mit Austern von der Ostküste nach Kalifornien gekommen und findet sich jetzt an allen geeigneten Stellen der Bai von San Francisco in Menge. Bei Bridgeport (Connecticut) wird sie gezüchtet, indem man junge Exemplare an seichten Stellen in Furchen auslegt und nach 4-5 Jahren sammelt. Am wichtigsten ist unter den C. die Round oder Hard Clam (Venus mercenaria), welche unter dem Namen Quahaug (richtiger Poquahock) schon von den Indianern geschätzt wurde und sich in riesigen Haufen längs der ganzen atlantischen Küste findet. Der dunkle Fleck im Innern der dicken Schale, welche als Schmuck getragen wurde, gab ausgeschnitten und mühsam abgeschliffen die wertvollste Sorte des Muschelgeldes (Wampum) der Eingebornen. Da diese Muschel im Sommer nicht im, sondern auf dem Boden lebt, kann sie mit den einfachsten Geräten gesammelt werden. 1876 wurden 326 Mill. erbeutet. Die größten Exemplare sind als Count C. geschätzt.

Clam, vi aut precario (lat.), heimlich, gewaltsam oder bittweise, juristische Formel. Der Umstand, daß jemand auf solche Weise besitzt, schließt die erwerbende Verjährung aus.

Clan (kelt., spr. klänn), eigentlich Familie; in Hochschottland, auf den Orkney- und den Shetlandinseln Bezeichnung für eine Art freiwilligen, auf Familienzusammengehörigkeit begründeten Lehnsverbandes zwischen einem Gutsherrn (Laird), als dem mit patriarchalischer Obergewalt ausgestatteten Stammoberhaupt eines Bezirks, und seinen Unterthanen; einer der berühmtesten Clans ist der der Campbells, als dessen Oberhaupt die Herzöge von Argyll galten. Die Clanverfassung wurde nach dem Aufstand von 1745 aufgehoben. Vgl. Buchanan, History of the clans (1775); Johnston und Robertson, Historical geography of the clans of Scotland (Lond. 1872).

Clanis, Fluß, s. Chiana.

Clanship (engl., spr. klännschipp, Clanschaft), s. v. w. Kastengeist oder esprit de corps im übeln Sinn.

Clapham (spr. kläppam), Vorstadt Londons, in Surrey, 5 km von der Westminsterbrücke, hoch gelegen, mit Gemeindewiese (common) von 81 Hektar und (1881) 36,380 Einw.

Clapperton (spr. kläppr'tn), Hugh, engl. Reisender und Reiseschriftsteller, geb. 1788 zu Annan in der schottischen Grafschaft Dumfries, machte von seinem 17. Jahr an als Lehrling des Eigentümers eines Handelsschiffs mehrere Reisen nach Nordamerika, ging 1814 als Seekadett dorthin, kam danach auf die Flotte, die auf den Kanadischen Seen gegen die Vereinigten Staaten ausgerüstet ward, und avancierte zum Leutnant. Im J. 1817 kehrte er nach England zurück und erforschte darauf unter Oudney im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft die Wüste von Bornu, untersuchte den Tsadsee und drang nach dem Tod seines Begleiters bis Sokoto vor. Nach seiner Rückkehr 1825 zum Kapitän ernannt, erhielt er von Lord Bathurst den Auftrag, von der Bucht von Benin nach Sokoto und Bornu vorzudringen und den Lauf des Niger zu erforschen, was ihm in Begleitung seines Dieners Lander zuerst von allen Europäern auch teilweise gelang. In Sokoto verbot ihm aber der Sultan Bello die Weiterreise. Infolge dieser Täuschung und übergroßer Anstrengungen starb C. 13. April 1827 in Tschangary unweit jener Stadt. Barrow gab Clappertons erste Reise heraus unter dem Titel "Narrative of travels and discoveries in northern and central Africa etc." (Lond. 1826) sowie auch nach den von Lander mitgebrachten Papieren den Bericht über seine zweite Reise, das "Journal of a

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