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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Clausula - Clay.

Clausula (lat.), Vorbehalt (s. Klausel); in der Musik s. v. w. Kadenz (s. d.).

Clausura (lat.), s. Klausur.

Clausura nigromantica (lat.), nach Theophrastus Paracelsus eine besondere Art der Zauberei, zufolge deren in den menschlichen Körper etwas Widernatürliches eingebracht werden kann ohne irgend welche äußere Verletzung desselben. Hierher gehören die aus dem Körper geschnittenen Stecknadeln, Haarballen etc. der Hexenprozesse; s. Hexenschuß.

Clauzel, franz. Marschall, s. Clausel.

Clavaria Vaill. (Keulenschwamm, Hirschschwamm, Handpilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der Hymenomyceten, ansehnliche Pilze mit fleischigem, strauchförmig ästigem oder einfach keuligem Fruchtträger, dessen glatte Oberfläche gleichmäßig von dem Sporenlager (Hymenium) überzogen ist. Letzteres besteht aus dicht stehenden Basidien, welche an ihrer Spitze je vier einfache Sporen abschnüren, die bei der Reife sich als Staub ablösen. Die wichtigsten Arten sind: der weiße Korallenschwamm (C. coralloides L.), der gelbe Hirschschwamm oder Ziegenbart (C. flava Pers., s. Tafel "Pilze") und der letzterm sehr ähnliche rote Hirschschwamm (C. Botrytis Pers.).

Clavecin (franz., spr. klaw'ssäng), s. Klavier.

Clavenna, Ort, s. Chiavenna.

Claves St. Petri (lat.), Schlüssel des heil. Petrus, s. v. w. Kirchengewalt, Kirchengerichtsbarkeit.

Clavicembalo (ital., spr. klawitschém-), der Kielflügel, das größte der bis zur Erfindung des Hammerklaviers und noch bis zu Anfang unsers Jahrhunderts gebräuchlichen Klavierinstrumente (s. Klavier).

Claviceps Tul., Pilzgattung aus der Unterordnung der Pyrenomyceten und der Ordnung der Askomyceten, mit zusammengesetztem Fruchtkörper von gestielt kopfförmiger Gestalt, in dessen Kopf die Perithecien in großer Anzahl oberflächlich eingesenkt sind. Diese Fruchtkörper wachsen aus einer besondern Myceliumform hervor, nämlich aus verschieden gestalteten, knollenähnlichen Körpern (Sklerotien), die erst nach einer Ruheperiode zu jener Entwickelung fähig sind, wenn sie auf feuchte Unterlage ausgelegt werden (vgl. Pilze). Die Sklerotien von C. purpurea Tul. sind als Mutterkorn (s. d.) des Getreides bekannt.

Clavicula, Schlüsselbein.

Clavicularius (Claviger, lat.), jemand, der die Schlüssel zu etwas führt, daher Petrus als Inhaber der Schlüssel des Himmelreichs; auch Kirchenschatzmeister, Kustos der Stiftskirchen.

Clavière (spr. klawjähr), Etienne, franz. Staatsmann, geb. 27. Jan. 1735 zu Genf, war dort Kaufmann und 1770-82 Mitglied des Hohen Rats. Als 1782 in Genf durch fremde Intervention eine oligarchische Regierung eingesetzt ward, wurde C. verbannt, ging nach Frankreich und schloß sich Mirabeau an, dem er nach Ausbruch der Revolution wesentliche Dienste in den Verhandlungen über die Staatsfinanzen und bei seinen Angriffen auf Necker leistete. 1791 ward er Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung und gehörte zur Partei der Girondisten. Im März 1792 zum Finanzminister ernannt, mußte er schon im Juni von diesem Posten wieder zurücktreten. Nach dem 10. Aug. erhielt er eine Stelle im Vollziehungsrat; am 2. Juni 1793 mit den Häuptern der Gironde auf Verlangen der Jakobiner verhaftet und in Anklagestand versetzt, stieß er sich ein Messer in die Brust. Seine Gattin vergiftete sich zwei Tage nachher. C. schrieb für die patriotischen Tagesblätter, namentlich für die "Chronique de Paris"; auch hatte er großen Anteil an dem Werk "De la France et des États-Unis". Selbständig gab er heraus: "Foi publique envers les créanciers de l'état" (Par. 1789) und "C.; correspondance de lui et du général de Montesquiou touchant la campagne devant Genève" (das. 1792) u. a.

Claviger (lat.), s. v. w. Schlüsselträger (von clavis, Schlüssel), Übersetzung des griechischen Kleiduchos (s. d.), Beiname des Janus als des Gottes der Eingänge; auch s. v. w. Keulenträger (von clava, Keule), Beiname des Herakles (s. d.) von seiner Keule, die er von einem wilden Ölbaum bei Nemea nahm.

Clavijo y Fayardo, José, span. Gelehrter in Madrid, geboren um 1730 auf den Kanarischen Inseln, war von 1762 an Redakteur des Journals "El Pensador", sodann seit 1773 des "Mercurio historico y politico de Madrid", übersetzte Buffons Naturgeschichte ins Spanische (Madr. 1785-90, 12 Bde.) und starb 1806 als Vizedirektor des naturhistorischen Kabinetts. Allgemeiner bekannt machte er sich durch sein Duell mit Beaumarchais, der ihn wegen Auflösung eines Liebesverhältnisses mit seiner Schwester Marie Louise Caron forderte. Goethe machte ihn nach Beaumarchais' Memoiren zum Helden eines Dramas, doch sind der wirkliche Clavijo und der der Dichtung zwei grundverschiedene Charaktere.

Clavis (Plur. Claves, lat., "Schlüssel"), Name der Tasten der Orgel, welche in der That eine dem Schlüssel ähnliche Funktion hatten, sofern sie dem Winde den Weg zur Pfeife öffneten. Von dem Gebrauch, auf die Orgeltasten die Namen der Töne (Buchstaben A-G) aufzuschreiben, welcher nachweislich im 10. Jahrh. statthatte, ging der Name C. auf die Tonbuchstaben selbst über. Als im 11. Jahrh. die Buchstabennotierung durch das Liniensystem abgekürzt wurde, sofern nur noch einige Buchstaben als Merkzeichen vor die Linien gezeichnet wurden (Claves signatae), behielten diese speziell den Namen C. (unser Schlüssel); daneben verblieb aber auch den Tasten der Name C. und ging von der Orgel auf die Klaviere und alle ähnlichen Instrumente über. - In der Orgel heißt auch die Stange, vermittelst deren die Bälge aufgezogen (getreten) werden, C. Endlich wird C. auch als Titel lexikographischer Werke zur Erläuterung alter Klassiker sowie der Bibel gebraucht; wir nennen Ernestis "C. Ciceroniana" (6. Aufl., Leipz. 1831); Patriks "C. Homerica" (zuletzt Edinb. 1811); Wahls "C. Novi Testamenti" (3. Aufl., Leipz. 1843) u. a.

Clavus (lat.), Nagel; Purpurstreifen auf der Tunika (s. d.) der römischen Ritter und Senatoren. C. annalis, der Nagel, der in Rom zum Zählen der Jahre jährlich 13. Sept. vom Konsul oder vom Diktator in die rechte Seite des Jupitertempels eingeschlagen ward; C. hystericus, der meist auf eine kleine Stelle neben der Pfeilnaht fixierte bohrende Schmerz, eine Art Hemikranie hysterischer Personen.

Clay (spr. kleh), 1) Henry, ausgezeichneter amerikan. Staatsmann, geb. 12. April 1777 zu Hanover in Virginia als Sohn eines Pfarrers, erhielt, früh verwaist, eine notdürftige Erziehung, widmete sich dann dem Studium der Rechte und begann schon im 20. Jahr seine Rechtspraxis. Er ließ sich zu Lexington in Kentucky nieder, wurde 1803 als Repräsentant in die Provinziallegislatur und 1806 von dieser in den Bundessenat gewählt, wo er sich den Demokraten anschloß. Im J. 1811 als Repräsentant in den Kongreß gewählt, ward er 1813 zum Sprecher ernannt und 1814 als einer der Kommissare zur Abschließung des Friedens nach Gent geschickt, von wo er sich nach London begab. Als Repräsentant im Kongreß bewog er denselben beim Abfall der ameri-^[folgende Seite]

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