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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clémenceau; Clemens

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Clémenceau - Clemens.

hervorruft; Blätter und Stengel waren früher offizinell. C. Viorna L. (glockenblütige Waldrebe), aus Nordamerika, mit gefiederten Blättern und 2,6 cm langen, purpurvioletten, einzeln oder zu drei zusammenstehenden Blüten, rankt 3-4 m empor. C. Viticella L. (blaue Waldrebe), mit kletterndem Stengel, einfach, selten doppelt gefiederten Blättern, einzeln stehenden, blauvioletten, langgestielten, anfangs glocken- oder schüsselförmigen, dann mehr ausgebreiteten Blüten, findet sich in Südeuropa, den Kaukasusländern und Kleinasien, ist seit langer Zeit in Kultur und dient in vielen Varietäten zu Lauben- und Wandbekleidungen. C. patens Moor. et Dne., mit gliederten Blättern und schönen blauen Blüten von 8 cm Durchmesser, stammt aus Japan und ist dort eine beliebte Zierpflanze, erträgt den süddeutschen Winter sehr gut, muß aber im Norden gedeckt werden. C. lanuginosa Lindl., gleichfalls aus Japan, hat sogar 13 cm im Durchmesser haltende, hellblaue Blüten und große, herzförmige, etwas lederartige Blätter. Man hat diese Arten wie auch die japanische C. florida Thunb. mit C. viticella gekreuzt und eine Menge neuer Formen mit großen, prachtvollen Blüten gewonnen. Vgl. Hartwig und Heinemann, Die C. (Leipz. 1880); Kuntze, Monographie der Gattung C. (Berl. 1855).

Clémenceau (spr. -mangsfoh), Eugène, franz. Politiker, geb. 28. Sept. 1841 zu Mouilleron en Pareds (Vendée), studierte Medizin und ließ sich in Paris als Arzt nieder. Zugleich schloß er sich der radikalen Partei an und erlangte einigen Einfluß, weswegen er nach dem 4. Sept. 1870 zum Maire des 18. Arrondissements (Montmartre) erwählt wurde. Er zeigte sich aber dieser Stellung in dem unruhigen Viertel durchaus nicht gewachsen und bewies seine Eitelkeit und Charakterschwäche durch Teilnahme an allen radikalen Demonstrationen, aber Unthätigkeit in allen Krisen. Namentlich 18. März 1871 täuschte er anfangs die Behörden durch falsche, vertrauensselige Berichte von der Stimmung der Bevölkerung über die Größe der Gefahr eines allgemeinen Aufstandes und zeigte sich, als derselbe ausbrach, ganz kopflos und unfähig, die Menge irgendwie zu zügeln. Als die Versuche der Pariser Maires, zwischen der Kommune und der Nationalversammlung zu vermitteln, scheiterten, legte C. sowohl das Amt eines Maires als sein Mandat für die Nationalversammlung nieder. Im November 1871 wurde er zum Mitglied des Gemeinderats und 1876 für das Departement der Seine zu dem der Deputiertenkammer erwählt, welcher er seitdem angehört. C. trat der äußersten Linken bei und ward Führer der radikalen Republikaner, deren Ansicht er auch in seiner Zeitung "La Justice" vertrat.

Clemens (lat., "der Milde"), Name von 17 Päpsten, von denen 3 als schismatische in der römischen Kirche nicht mitgezählt werden:

1) C. I., nach altkirchlicher Ansicht ein Schüler des Petrus, einer der sogen. apostolischen Väter, von C. Alexandrinus durch den Beinamen Romanus unterschieden, wird in der Papstsage bald als zweiter, bald als dritter Nachfolger des Petrus als Bischof von Rom aufgeführt. Vielleicht ist er identisch mit dem unter Domitian 95 wegen Hinneigung zum Judentum und Verachtung der Götter hingerichteten Konsul Flavius C., einem Vetter des Kaisers selbst; seine Gattin Flavia Domitilla wurde nach der Insel Pandataria verbannt, wie Suetonius und Dio Cassius berichten. Die spätere Legende läßt ihn nach der Thrakischen Chersones verbannt werden und 102 als Märtyrer sterben; sein Tag ist der 23. November. Es werden ihm zugeschrieben: zwei nach ihm benannte Briefe, von denen aber der zweite kein Brief, sondern eine Homilie ist; die "Clementinae", d. h. Homilien und Rekognitionen nebst einigen Briefen, in welchen die romanhafte Geschichte des aus kaiserlichem Geschlecht hervorgegangenen und von Petrus zum Christentum bekehrten Römers C. erzählt wird; ferner die Apostolischen Konstitutionen und Kanones (s. d.), kirchliche Verordnungen in 8 Büchern, die weit spätern Ursprunges sind. Echt könnte von diesen Schriften nur das als erster Brief des C. an die Korinther seit etwa 170 in der Kirche in Ansehen stehende und erst seit 1875 vollständig bekannte Sendschreiben der römischen Gemeinde an die korinthische aus der Zeit Domitians, spätestens Hadrians sein; dasselbe ist dogmatisch, dann als erster Versuch der römischen Gemeinde, kirchliche Autorität über andre christliche Gemeinden auszuüben, wichtig. Am besten wurden die beiden Briefe des C. herausgegeben von Lightfoot (Lond. 1869, Nachtrag 1877), Hilgenfeld (2. Aufl., Leipz. 1876), Bryennios (Konstant. 1875), Harnack u. Gebhardt (2. Aufl., Leipz. 1876) und Funk (Tübing. 1881), die Rekognitionen (in der allein erhaltenen lateinischen Übersetzung des Rufinus) von Gersdorf (Leipz. 1838), die Homilien von Schwegler (Stuttg. 1847), vollständig von Dressel (Götting. 1853) und de Lagarde (Leipz. 1865). Vgl. Schliemann, Die Clementinen (Hamb. 1844); Hilgenfeld, Die clementinischen Rekognitionen (Jena 1848); Uhlhorn, Die Homilien und Rekognitionen des C. nach ihrem Ursprung und Inhalt (Götting. 1854); Lehmann, Die Clementinischen Schriften mit besonderer Rücksicht auf ihr litterarisches Verhältnis (Gotha 1869); Lutterbeck, Die Clementinen und ihr Verhältnis zum Unfehlbarkeitsdogma (Gießen 1872).

2) C. II., von Geburt ein Sachse, Namens Suidger, war erst Bischof zu Bamberg und ward 24. Dez. 1046 durch Kaiser Heinrich III. nach der Absetzung von drei Gegenpäpsten auf der Synode zu Sutri auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Er starb schon 9. Okt. 1047 zu Rom und ward in Bamberg begraben.

3) C. (III.), früher Wibert, Gegenpapst Gregors VII., den Heinrich IV. nach seinem Sieg über den Gegenkönig Rudolf 1080 wählen ließ, war vorher Kanzler Heinrichs IV. und Erzbischof von Ravenna, zog 1084 mit dem Kaiser in Rom ein, ward 24. März in der Peterskirche geweiht und krönte sodann den Kaiser, wurde aber auch nach Gregors VII. Tod (1085) nicht als Papst anerkannt, da man ihm nacheinander Viktor III., Urban II. und Paschalis II. entgegensetzte. Er starb 1100 in Ravenna.

4) C. III., Römer, eigentlich Paolo Escolati, Kardinalbischof zu Präneste, gelangte 19. Dez. 1187 zur päpstlichen Würde, mußte aber vorerst seinen Aufenthalt in Pisa nehmen, da die Römer schon seit 1184 mit den Päpsten in Streit lagen. Er erkaufte sich die Rückkehr durch die Bewilligung munizipaler Selbständigkeit an die Stadt Rom und bewog Friedrich Barbarossa, Philipp August und Richard Löwenherz zum dritten Kreuzzug, 1190 übertrug er Tancred, dem Nebenbuhler Heinrichs VI., die Krone von Sizilien; er starb 20. März 1191.

5) C. IV., früher Guido Le Gros Fulcodi, aus St.-Gilles am Rhône gebürtig, war erst Soldat, später Rechtsgelehrter, trat nach dem Tod seiner Gemahlin in den geistlichen Stand ein, wurde Bischof zu Puy, 1259 Erzbischof von Narbonne, 1261 Kardinalbischof von Sabina und nach Urbans IV. Tod 5. Febr. 1265 zum Papst gewählt. Um die Herrschaft

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