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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Connemara - Conräder.

über der Mündung, kleine Boote aber, welche die Fälle in Kanälen umgehen, 300 km weiter, bis zur Mündung des Wellsflusses.

Connemara, Landschaft in der irischen Provinz Connaught, der westliche Teil der Grafschaft Galway (s. d.), am Atlantischen Ozean, wegen ihrer wilden Szenerien, mit Bergströmen, Seen und Wasserfällen, gewöhnlich die Irischen Hochlande genannt. Ihren Namen ("Land der Baien") verdankt sie den zahlreichen Baien an der Westküste, von denen 20 Schiffen jeder Größe zugänglich sind. In den Bergen von C., welche zahlreiche Gruppen und einzelne durch tiefe und enge Thäler getrennte Höhen bilden, sind die Twelve Pins (730 m) die bedeutendsten Erhebungen. Gesucht sind die in C. gezüchteten Ponies.

Connétable (franz., spr. -tábl, v. lat. comes stabuli, Comestabulus, Conestabulus, "Stallmeister"), ursprünglich Name des Beamten, dem die Aufsicht der Marställe oblag, welches Amt schon unter den römischen Kaisern bestand und von den Franken nach der Eroberung Galliens beibehalten ward. Gewöhnlich befehligte der Comes stabuli auch die kaiserliche Reiterei; außerdem lag ihm die innere Verwaltung des kaiserlichen Palastes ob. Fredegar und der Poeta Saxonicus bezeichnen den C. schon als einen Kriegsbefehlshaber, und unter Karl d. Gr. verteidigte der Comes stabuli die Insel Corsica gegen die Sarazenen; doch wurde sein Wirkungskreis erst unter den Kapetingern allmählich erweitert. Matthäus II. von Montmorency, der 13. C. unter den Kapetingern, war der erste C. im neuern Sinn, d. h. französischer Reichswürdenträger und Großschwertträger des Königs, dem Rang nach über den Marschällen von Frankreich, selbst über den Prinzen stehend; unter ihm stand die gesamte Kriegsmacht zu Lande. Seine Gewalt im Krieg war fast die eines altrömischen Diktators. Daher hatten die Könige oft Grund genug, in den Bürgerkriegen gegen den C. Argwohn zu hegen und Gewaltmißbrauch von seiner Seite zu befürchten. Ludwig XIII. hob nach des tapfern Lesdiguières Tode die Connetablewürde als zu unumschränkt 1627 auf; Napoleon I. führte sie aber 1804 wieder ein, indem er seinen Bruder Ludwig zum C. des Reichs und Berthier, Fürsten von Wagram und Neuchâtel, zum Vizeconnetable ernannte. Unter der Restauration ging die Würde wieder ein. Die mächtigern Fürsten Frankreichs hatten gleichfalls ihre Connetables, die jedoch meist Erbbeamte waren. Aus C. ist entstanden das englische Constable (s. d.). Connétablie, in Frankreich sonst die Würde des C.; auch s. v. w. Marschallsgericht.

Connubíum (lat.), Verheiratung, Ehe; das Recht, sich mit jemand oder untereinander zu verheiraten.

Cönobial (griech.-lat.), auf Klöster bezüglich; Cönobiarch, Klostervorsteher.

Cönobieen, 5. Ordnung der Algen (s. d., S. 343).

Cönobíten (griech. Koinobiten, "in Gemeinschaft Lebende"), im 4. Jahrh. in Ägypten diejenigen Mönche, welche, in Städten oder auf dem Land, in Gebäuden (Cönobien) zusammenlebten, zum Unterschied von den Anachoreten (s. d.), welche einzeln und abgesondert in Einöden lebten. Vgl. Kloster.

Cönobium (lat.), Ort zum gemeinschaftlichen Leben, daher s. v. w. Kloster; in der Botanik eine zu einer Gemeinschaft vereinigte Zellfamilie gleicher Abstammung bei vielen niedern Algen (s. d.).

Conolly, John, Irrenarzt, geb. 1795 zu Market-Rasen in Lincolnshire, studierte zu Edinburg, praktizierte einige Zeit als Arzt, war 1828-31 Professor der Medizin in London und wurde 1839 Arzt und Dirigent in der Irrenanstalt Middlesex Asylum zu Hanwell. Hier führte er bis 1843 das von ihm so genannte Non-restraint-System ein, welches die Anwendung mechanischer Zwangsmittel bis auf einzelne Ausnahmefälle vollständig verwirft. 1843 legte er seine Stelle nieder, suchte aber die Sache der Irren unausgesetzt zu fördern und beteiligte sich auch an der Gründung des Idiotenasyls in Earlswood. Sein "Treatment of the insane without mechanical restraints" (Lond. 1856; deutsch von Brosius, Lahr 1860) erregte die lebhaftesten Debatten, wurde anfangs allgemein angefeindet, gewann aber allmählich immer mehr Freunde, bis endlich Conollys System überall, wenn auch mehr oder weniger modifiziert, zur Durchführung gelangte. C. starb 5. März 1866 in Hanwell. Er schrieb noch: "Inquiry concerning the indications of insanity" (Lond. 1830); "Construction and government of lunatic asylums" (das. 1847); "Study of Hamlet" (das. 1863).

Conophallus titanum Beccari, s. Amorphophallus.

Conques (spr. kongk), Dorf im franz. Departement Aveyron, Arrondissement Rodez, auf einem Hügel im Thal des Dourdou, mit berühmter, unter den Merowingern gegründeter reicher Abtei, welche zur Revolutionszeit aufgehoben wurde, und dazu gehöriger romanischer Kirche (11. Jahrh.) mit merkwürdigen Skulpturen am Portal und reichem Kirchenschatz (prachtvolle mittelalterliche Goldschmiedearbeiten).

Conrad, 1) Timothy Abbot, Koncholog und Paläontolog, geb. 1803 im Staat New Jersey; schrieb: "Fossil shells of the tertiary formations of the United States" (1832; mit Nachtrag, 1834); "Monography of the Unionoidae of the United States" ^[richtig: "Monography of the Unionidae ..."] (1834-59, Bd. 1-12); "Palaeontology of the State of New York" (1838-40); "Palaeontology of the Pacific Railroad Survey in California" (1854); "Palaeontology of the Mexican Boundary Survey" (1854). C. nahm auch an der Natural History Survey des Staats New York 1838-45 teil.

2) Johannes, Nationalökonom, geb. 28. Febr. 1839 in Westpreußen, wo sein Vater Gutsbesitzer war, widmete sich anfangs der Landwirtschaft, studierte hierauf, durch körperliches Leiden zum Aufgeben der praktischen Thätigkeit gezwungen, Naturwissenschaften, schließlich in Berlin und Jena Staatswissenschaften. Nach Vollendung seiner Studien machte er größere Reisen in Italien, England, Frankreich, Polen, Ungarn, habilitierte sich 1868 als Privatdozent in Jena, wurde 1870 zum außerordentlichen Professor ernannt und in demselben Jahr als Ordinarius nach Halle berufen. Er schrieb: "Liebigs Ansicht von der landwirtschaftlichen Bodenerschöpfung" (Jena 1864); "Das Universitätsstudium in Deutschland" (das. 1884); "Die Statistik der Landwirtschaftlichen Produktion", "Findelanstalten", "Rodbertus' Rentenprinzip", "Agrarstatistische Untersuchungen" und andre Abhandlungen in den "Jahrbüchern für Nationalökonomie", die er 1872-78 in Gemeinschaft mit Bruno Hildebrand redigierte; seit 1878 ist er alleiniger Herausgeber derselben. Ferner gibt er seit 1877 die Sammlung von Arbeiten des staatswissenschaftlichen Seminars zu Halle heraus, welch letzteres unter seiner Leitung steht.

3) Schriftstellername des Prinzen Georg von Preußen (s. d.).

Conräder, Georg, Maler, geb. 1838 zu München, besuchte von 1856 ab die dortige Akademie und schloß sich der Richtung Karl Pilotys an. 1859 trat er mit einem durch charaktervolle Gestalten und große Kraft

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