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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Corregidor; Corrénte; Corrénti; Correr, Museo

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Corregidor - Correr, Museo.

dabei diese flutende Bewegung in Licht und Luft! Die Bewunderung der spätern Künstler, namentlich des Annibale Carracci, war darum auch ungemessen, und von hier hauptsächlich ging die Plafondmalerei der Barockzeit aus. Freilich leidet die Deutlichkeit der Handlung und der Gestalten durch die Verkürzung, weshalb die Parmesaner das Bild ein Froschschenkelragout genannt haben sollen. Die architektonischen Gesetze erscheinen hier vollständig aufgehoben. Auch die Madonna des heil. Georg (in Dresden) mag in jene Zeit fallen. Die berühmte büßende Magdalena in Dresden hat sich jetzt als eine Arbeit des 17. Jahrh. herausgestellt, welche vielleicht auf ein Original des C. zurückgeht. Ende 1530 scheint C. nach Correggio übergesiedelt zu sein, vielleicht durch den Tod seiner Frau bewogen, der zwischen 1528 und 1530 erfolgte. In diese Zeit auch fällt die Entstehung der Leda und der Danae, die Herzog Federigo II. von Mantua zum Geschenk für Karl V. bestimmt hatte. Diese Bilder wanderten nach Spanien und wurden dort 1603 für Kaiser Rudolf erworben, der sie nach Prag schaffen ließ. Von hier entführten sie die Schweden 1648 nach Schweden, von wo sie die Königin Christine nach Rom brachte, nach deren Tod sie in die Hände verschiedener Besitzer fielen, 1722 in die des Regenten Philipp von Orléans, aus dessen Galerie die Leda nach Berlin gelangte, wo sie sich jetzt im Museum befindet. Die Danae besitzt die Galerie Borghese zu Rom. C. hatte noch zwei ähnliche mythologische Bilder gemalt, Io, von Jupiter umarmt, und Ganymed, vom Adler geraubt, die sich beide im Belvedere zu Wien befinden. Ein andres Bild aus der antiken Fabelwelt, Jupiter und Antiope, kam aus dem Besitz des Herzogs Vincenzo von Mantua in den Karls I. von England, nach der Zerstreuung von dessen Sammlung aber nach Paris, wo es sich nun im Louvre befindet. Alle diese Bilder gehören zu den wunderbarsten Schöpfungen des Pinsels, die Vorwürfe entsprachen auch der heiter sinnlichen und doch naiven Anschauung Correggios. Wie stark die Wirkung dieser hinreißenden Gestalten ist, beweist außer der Bewunderung aller Zeiten die Thatsache, daß der frömmelnde Herzog Louis von Orléans den Kopf der Leda herausschneiden ließ. Derselbe wurde übrigens wieder geschickt von Schlesinger ergänzt. Die Schule des Amor (Merkur, der den kleinen Amor im Lesen unterrichtet, in London, Nationalgalerie) kommt den andern Arbeiten Correggios nicht gleich; das Bild scheint auch bedeutend früher entstanden zu sein. C. starb 5. März 1534 in Correggio. C. ist eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der Kunstgeschichte: sein Leben verlief in engem Kreis, und doch hat er durch seine Werke die Welt bewegt; anfangs wenig gekannt, zog er später die ganze italienische Schule in seine Bahnen. Den Namen eines Malers der Grazien hat er in der That verdient, denn in der Schilderung süßen Liebreizes und bestrickender Anmut hat es ihm niemand gleich gethan. Den lächelnden Ausdruck seiner Köpfe sowie den ganzen Gesichtsschnitt derselben hat er von Leonardo da Vinci entlehnt; in dem Halbdunkel, das er über die Formen zu verbreiten wußte, mischen sich die Einflüsse jenes mit denen der Venezianer. Seine Farben sind durch zarte Lasuren wie mit einem durchsichtigen Schimmer bedeckt, ein fein abgestuftes Licht spielt in seinen Gestalten, und selbst dunkle Stellen des Gemäldes zeigen immer noch leicht erhellende Reflexe. Correggios Empfindung ist keine heroische, wie bei Michelangelo, auch keine edle, wie bei Raffael; aber er hat den rein malerischen Sinn vor ihnen voraus, das Leben der Formen in dem zarten Schimmer ihrer Farben und der sie umgebenden Luft zu erkennen. Daher lockten ihn diejenigen Gegenstände am meisten, welche den Reiz einer schönen sinnlichen Erscheinung, einer idyllischen Stimmung wiedergeben sollen. Große Charaktere und strengen Adel sucht man bei ihm vergebens. Weibliche und kindliche Grazie gelingt ihm gleich gut, während seine Männer ins Üppige verfallen; der feste Knochenbau und die bestimmte Form des männlichen Körpers blieben ihm fremd. Auf die Gesetze einer idealen Komposition verstand er sich weniger als Leonardo, Raffael und Michelangelo; er strebte hier mehr die Naturnachahmung an, ohne die Schranken, die der Idealismus setzt, zu erkennen; deshalb die oft unangenehmen Verschiebungen und Verkürzungen der Körperteile, die sich am stärksten in seiner Domkuppel zu Parma zeigen. Schüler von ihm sind: Gatti, Rondani, Mazzuola, sein Sohn Pomponio u. a. Weit wichtiger aber als sein Einfluß auf seine Schüler war derjenige, den er auf die Carracci ausübte, die denselben dann wieder auf die ihnen folgende italienische Kunst vererbten. Das effektreiche, sinnliche Element, die kühnen perspektivischen Verkürzungen und die bestrickende Farbe Correggios kamen den Neigungen der Barockmaler entgegen, und seitdem war bis zur Wiederbelebung der Kunst Ende des 18. Jahrh. C. der Leitstern der Malerei. Vgl. Pungileoni, Memorie istoriche di Ant. Allegri (Parma 1817, 3 Bde.); Bigi, Notizie di A. Allegri (Modena 1873); Jul. Meyer, C. (Leipz. 1871); Lermolieff, Die Galerien von München, Dresden und Berlin (das. 1881).

Corregidor (span., spr. -chidor; portug. Corregedor), in Spanien bis zur Einführung der jetzigen Gemeindeordnung die erste, vom König eingesetzte, mit der Gerechtigkeitspflege und Administration in einer Stadt betraute obrigkeitliche Person; in Portugal Administrationsbeamter ohne richterliche Gewalt.

Corrénte (ital.; franz. Courante), eine ältere, der Suite einverleibte Tanzform im Tripeltakt, deren Charakteristikum lebendige Bewegung in gleichen Noten ist; so erscheint sie wenigstens bei den Italienern (Corelli), während die deutschen und französischen Komponisten ihr einen mehr leidenschaftlichen Charakter gegeben haben.

Corrénti, Cesare, ital. Staatsmann, geb. 3. Juni 1815 zu Mailand, nahm unter der österreichischen Herrschaft als junger Mann an den Verschwörungen teil, welche die Befreiung Italiens und den Aufbau desselben auf liberalen Grundlagen zum Ziel hatten, half auch die Erhebung von 1848 vorbereiten und ins Leben rufen und wanderte, als sie scheiterte und die Fremdherrschaft aufs neue auf Mailand lastete, ins Exil nach Piemont. Als Mitglied des sardinischen, dann des italienischen Parlaments drang er vorzugsweise auf administrative Reformen. In der letzten Periode des Ministeriums Ricasoli 17. Febr. bis 4. April 1867 war C. Unterrichtsminister, und als das Ministerium Menabrea seine Entlassung gab und 12. Dez. 1869 Lanza in Verbindung mit Sella ein neues Kabinett bildete, übernahm C. zum zweitenmal das Unterrichtsministerium. Als jedoch sein Gesetzentwurf, wonach der Religionsunterricht, um den Einfluß der Geistlichkeit zu brechen, an den Sekundärschulen abgeschafft werden sollte, von den übrigen Ministern abgelehnt wurde, forderte er 16. Mai 1872 seine Entlassung. Seit 1877 ist er Kanzler des Ritterordens des heil. Mauritius.

Correr, Museo, eine von dem Venezianer Theodor Correr (1750-1830) angelegte wertvolle Sammlung von Gemälden und kunstgewerblichen Altertümern,

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