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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Creuzer; Creuziger; Crevaux; Crèvecoeur; Crève-cœur; Crevette; Crevillente; Crewe; Crewkerne; Crex; Cri; Cribbage; Cricētus

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Creuzer - Cricetus.

spiel "Der sterbende Seneca" (Frankf. 1754) ist im Gottschedschen Geschmack geschrieben. In dem "Versuch über die Seele" (Frankf. 1753) spricht er der menschlichen Seele die Einfachheit ab, erkennt ihr aber dessenungeachtet die Unteilbarkeit zu.

Creuzer, Friedrich, geistreicher Philolog und Altertumsforscher, geb. 10. März 1771 zu Marburg, studierte 1789-91 hier und in Jena Theologie, beteiligte sich dann an einer Privatlehranstalt, entschied sich während eines halbjährigen Aufenthalts in Leipzig 1798 für die Altertumswissenschaft, habilitierte sich 1799 als Privatdozent in Marburg, wurde 1800 außerordentlicher, 1802 ordentlicher Professor daselbst, erhielt 1804 die Professur der Philologie und alten Geschichte in Heidelberg, gründete 1807 daselbst ein philologisches Seminar sowie 1808 die "Heidelberger Jahrbücher", nahm zwar 1809 einen Ruf nach Beiden an, trat aber, da ihm das dortige Klima nicht zusagte, sofort in sein früheres Amt zurück, ward 1845 pensioniert und starb 16. Febr. 1858. Den Schriften: "Die historische Kunst der Griechen in ihrer Entstehung und Fortbildung" (Leipz. 1803; 2. Aufl., Darmst. 1845) und "Dionysus" (Heidelb. 1808, 2 Bde.) folgte sein erstes Hauptwerk: "Symbolik und Mythologie der alten Völker" (Leipz. u. Darmst. 1810 bis 1812, 4 Bde.; 3. Aufl. 1836-43). Den darin ausgesprochenen synkretistischen Ansichten trat zuerst G. Hermann in den "Briefen über Homer und Hesiod" (Heidelb. 1818), dann in einem Brief an C.: "Über das Wesen und die Behandlung der Mythologie" (Leipz. 1819), heftiger J. H. ^[Johann Heinrich] Voß in der "Antisymbolik" (Stuttg. 1824-26), zuletzt auch Lobeck im "Aglaophamus" sowie Pott in seinen "Etymologischen Forschungen" (1833) entgegen. Creuzers zweites Hauptwerk ist die mit Moser veranstaltete Ausgabe von Plotinus' "Opera omnia" (Oxf. 1835, 3 Bde.). Mit demselben gab er auch mehrere Schriften Ciceros heraus. Außerdem sind zu nennen: "Epochen der griechischen Litteraturgeschichte" (Marb. 1802); "Commentationes Herodoteae" (Leipz. 1818); "Abriß der römischen Antiquitäten" (hrsg. von Bähr, Darmst. 1824; 2. Aufl. 1829). Später verfaßte er eine Reihe archäologischer Arbeiten. Die Sammlung seiner "Deutschen Schriften" (Leipz. u. Darmst. 1837 bis 1854, 5 Abtlgn.) enthält auch Creuzers Selbstbiographie unter dem Titel: "Aus dem Leben eines alten Professors" (Darmst. 1848; wieder abgedruckt in "Deutsche Lehr- und Wanderjahre", Bd. 2, Berl. 1873) und "Paralipomena der Lebensskizzen eines alten Professors" (Frankf. 1858). Eine Auswahl seiner kleinern Schriften in lateinischer Sprache erschien unter dem Titel: "Opuscula selecta" (Leipz. 1854). Vgl. B. Stark, Fr. C., sein Bildungsgang und seine bleibende Bedeutung (Heidelb. 1875).

Creuziger, Kaspar, s. Cruciger.

Crevaux (spr. -woh), Jules, Reisender, geb. 1. April 1847 zu Lorquin in Lothringen, studierte Medizin, trat 1868 in die französische Marine, kam infolgedessen zweimal nach Guayana und faßte hierbei den Entschluß, das Innere des Landes zu erforschen. Nach Frankreich zurückgekehrt, machte er unter Gambetta als Freiwilliger den Krieg mit, optierte nach dem Friedensschluß für Frankreich und trat im Juli 1877 seine erste Expedition zur Erforschung von Guayana an. Von Cayenne ausgehend, durchstreifte er vollkommen unbekanntes Gebiet; er überstieg die Tumuc-Humacberge, die Wasserscheide zwischen dem Maroni und Jari, einem Zufluß des Amazonenstroms, und konstatierte hierbei die Möglichkeit, die Wasserfälle des Jari passieren zu können. Auf einer zweiten Reise von 1878 bis 1879 ging C. von Cayenne über den Oyapok, Paru, Iça und den Amazonenstrom bis zu den Anden und kehrte über den Japura nach Cayenne zurück. Der Paru wurde dabei zum erstenmal von C. erforscht, ebenso der Japura, der vorher noch zu zwei Dritteln seines Laufs unbekannt war. Er fand, daß die Bewohner am obern Japura, nahe am Pazifischen Ozean, dieselbe Sprache reden wie die Bewohner Guayanas; zugleich konstatierte er, daß sie Anthropophagen sind. Eine dritte Reise, welche die Erforschung linker Nebenflüsse des Orinoko zum Zweck hatte, unternahm C. 1880 in Begleitung des Marineapothekers Lejaune; er befuhr den Magdalenenstrom bis in die Nähe von Bogotá, kreuzte die Kordillere und folgte dann dem Guaviare zum Orinoko. Kaum nach Frankreich zurückgekehrt, begab er sich im November 1881 von neuem nach Südamerika in der Absicht, das Stromgebiet des Paraguay und des Amazonenstroms zu erforschen; auf dieser Expedition wurde er 27. April 1882 bei Ipantipucu am Pilcomayo von Tobaindianern überfallen und mit seiner ganzen Begleitung ermordet. Veröffentlicht hat C.: "Hématurie chyleuse ou graisseuse des pays chauds" (Par. 1872); "Faux blocs erratiques de la Plata ou prétendue période glaciaire d'Agassiz dans l'Amérique du Sud" (das. 1876); "Voyage en Guyane" (das. 1877) und "De Cayenne aux Andes" (das. 1880). Eine Sammlung seiner Reiseberichte im "Tour du Monde" erschien unter dem Titel: "Voyages dans l'Amérique du Sud" (Par. 1882). Nach seinem Tod wurde herausgegeben: "Fleuves de l'Amérique du Sud 1877-79" (1883, 39 Karten, mit Biographie C.' von Revoil).

Crève-cœur (spr. krähw-kör), Herzeleid, schwerer Verdruß; auch Name eines Huhns (s. Huhn).

Crèvecoeur (spr. krähw'kör), eingegangenes Fort in der niederländ. Provinz Nordbrabant, an der Dieze und Maas, ist geschichtlich merkwürdig. Es ward 1587 von den Holländern an der Stelle erbaut, wo sonst das "Schloß der Engel" stand, 1599 von den Spaniern genommen, 1600 vom Prinzen Moritz von Oranien wiedererobert, ging 1672 an die Franzosen unter Turenne verloren und wurde von denselben verbrannt. Am 2. Okt. 1794 eroberten es die Franzosen abermals nach kurzer Beschießung.

Crevette (franz.), s. Garneele.

Crevillente (spr. krewiljennte), Stadt in der span. Provinz Alicante, an der Eisenbahn von Alicante nach Murcia gelegen, mit (1878) 8683 Einw., welche hauptsächlich Espartobau und -Flechterei betreiben.

Crewe (spr. kruh), Stadt in Cheshire (England), 32 km von Chester, mit (1881) 24,372 Einw. und den großartigen Werkstätten der London- und Nordwestbahn, in denen 10,000 Arbeiter mit Herstellung von Stahl und dem Bau von Wagen und Lokomotiven beschäftigt sind.

Crewkerne (spr. kruhkern), Stadt in Somersetshire (England), südwestlich von Yeovil, mit Lateinschule, Fabriken für Segeltuch u. Gurte und (1881) 8148 Einw.

Crex, Wiesenknarrer.

Cri (franz., "Ruf, Schrei") bedeutet sowohl den eigentlichen Schlachtruf (z. B. "Hie Welf" etc.) als die Losung und bildlich die Partei selbst sowie deren Erkennungszeichen; daher "C. zeigen", s. v. w. Farbe, Partei bekennen.

Cribbage (engl., spr. kríbbidsch), ein engl. Kartenspiel, gewöhnlich unter zweien und mit fünf Karten, aber auch unter drei und vier Personen mit sechs, auch acht Karten gespielt.

Cricētus, Hamster.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]