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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cypressengewächse; Cypressenkraut; Cypria; Cyprianus; Cypridina; Cypridinenschiefer; Cyprin; Cyprinus; Cypripedium; Cypris; Cyprius

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Cypressengewächse - Cyprius.

Feuertempeln und in den Höfen der Paläste. Mit den ältesten assyrisch-babylonischen Eroberungszügen war sie in die Länder des aramäisch-kanaanitischen Stammes gelangt, auf den Libanon, nach Cypern, und ward auch hier ein heiliger Baum. Bei den Phönikern gewann der Baum auch technisch-praktischen Wert und behielt ihn durch das ganze griechische und römische Altertum. Das harte, duftende, mit angenehmem Geruch verbrennende Holz galt für unvergänglich und unzerstörbar; aus Cypressenstämmen bauten die Phöniker ihre Handelsschiffe; das Holz diente bei Griechen und Römern zu Tempelthüren, Gedenktafeln, Särgen, Götterbildern, und wegen dieser Verwendung ward die C. allgemein verbreitet. Homer kennt bereits ihr Holz; Cypressenhaine finden sich häufig erwähnt. Weit später kam die C. nach Italien und galt nun auch hier in orientalischer Weise als Symbol der Trauer; zur Zeit des Augustus wurden schon allgemein Leichenaltar und Scheiterhaufen mit Cypressenzweigen umsteckt. Aber bei aller Pflege gedieh die C. in Italien doch weniger als im Orient, und Cypressenhaine finden sich in Italien nirgends. Berühmt sind die von zahllosen hohen Cypressen beschatteten Kirchhöfe der Türken auf der asiatischen Seite von Konstantinopel. Die Alpen hat die C. nicht überstiegen. Holz und Früchte der C. waren ehemals offizinell, und in duftende Cypressenwälder schicken arabische Ärzte die Brustkranken. Die großfrüchtige C. (C. macrocarpa Hartw.), ein 18 m hoher Baum aus Kalifornien, mit breiter, etwas pyramidenförmiger, ziemlich geschlossener Krone und Beerenzapfen von 2,6 cm Durchmesser, gedeiht noch bei Metz sehr gut. Die C. von Goa (blaugrüne C., C. pendula L'Hérit.), baumartig, mit verlängerten, oft überhängenden Nebenästen, bildet eine ziemlich durchsichtige, hell blaugrüne Pyramide und trägt kleine Beerenzapfen, stammt wahrscheinlich aus Mexiko. Die Weihrauchcypresse (C. thurifera H. B. K.), ein hoher Baum mit abstehenden Haupt- und Nebenästen, gleicht erwachsen einem Lebensbaum, hat kleine Beerenzapfen, stammt aus den höhern Terrassen Mexikos und schwitzt ein wohlriechendes, dort wie Weihrauch benutztes Harz aus. Die Trauercypresse (C. funebris Endl., C. pendula Staunt.), ein ziemlich hoher Baum mit länglicher Krone, überhängenden Ästen und meist etwas länglichen Beerenzapfen, aus Japan und China, wird in der Heimat auf Gräber gepflanzt. Bei den Lebensbaumcypressen (Chamaecyparis Spach) stehen die letzten Verästelungen stets flach und blattartig, und die Beerenzapfen reifen im ersten Jahr (bei den echten Cypressen erst im zweiten). Die Zedercypresse (weiße Zeder, C. Thyoides L., Chamaecyparis sphaeroidea Spach), ein hoher Baum mit nicht geschlossener Krone, abgestumpft blau- oder graugrünen Nadeln und rundlichen, bereiften Beerenzapfen, in Nordamerika, südlich bis Carolina, gedeiht auch bei uns und wird in mehreren Varietäten kultiviert. Das Holz kommt als weißes Zedernholz im Handel vor. C. Lawsoniana A. Murr., ein bis 30 m hoher Baum mit pyramidenförmiger, dunkel- und mattgrüner Krone und rundlichen, bereiften Beerenzapfen, aus dem westlichen Nordamerika, eine der besten neuern Erwerbungen unsrer Gärten, wächst schnell, wird aber bei uns nicht hoch. Als C. bezeichnet man häufig auch den Lebensbaum, Thuja occidentalis, als virginische C. Taxodium distichum, als Gartencypresse oder unechte C. Santolina Chamaecyparissus.

Cypressengewächse (Cupressineae), s. Koniferen.

Cypressenkraut, s. Santolina.

Cypria (griech. Kypris), Beiname der Venus (Aphrodite), von der Insel Cypern, wo sie am eifrigsten verehrt ward; Cypripor (von Cypridis puer, "Sohn der Aphrodite"), veralteter Ausdruck bei Dichtern des vorigen Jahrhunderts für Eros (Amor).

Cyprianus, Thascius Cäcilius, der Heilige, einer der namhaftesten Kirchenväter, welcher nächst seinem Lehrer Tertullian auf die Ausbildung der lateinischen Kirche in Denkart und Sprache den größten Einfluß ausgeübt hat, wurde zu Anfang des 3. Jahrh. geboren und trat in Karthago als Lehrer der Rhetorik auf. 246 ließ er sich taufen und wurde schon wenige Monate nachher zum Priester geweiht. 248 zum Bischof von Karthago gewählt, zog er sich vor den Verfolgungen unter Kaiser Decius in die Wüste zurück; wirkte aber auch von hier aus durch Briefe für das Wohl seiner Gemeinde. Nach seiner Rückkehr nach Karthago 251 war sein ferneres Leben ein beständiger Kampf mit denen, welche in Bezug auf die Frage nach der Beurteilung des Abfalles in den Verfolgungen entweder zu lax waren, wie die Partei des Novatus und Felicissimus, die sich wegen der angeblichen Strenge des Bischofs von diesem lossagten und einen Gegenbischof, Fortunatus, aufstellten, der allzu rigoristische Ansichten hegten, wie die Novatianer (s. d.). Wegen seiner Bestreitung der Gültigkeit der Ketzertaufe vom römischen Bischof Stephanus exkommuniziert, stellte er 256 auf einer Synode zu Karthago den Grundsatz auf, daß dem römischen Bischof trotz des Primats des Petrus eine oberrichterliche Autorität über andre Bischöfe nicht zuerkannt werden dürfe. Unter Kaiser Valerian ward er 14. Sept. 258 enthauptet. Seine Werke, unter denen besonders das Büchlein "Die unitate ecclesiae" (besonders hrsg. von Krabinger, 1853) von Bedeutung ist, indem es die Einheit der Kirche in den Episkopat verlegt, so daß, wer sich vom Bischof lossagt, sich von der Kirche trennt, damit aber jede Hoffnung auf die Seligkeit verliert, wurden zuletzt herausgegeben von Hartel (Wien 1868-71, 3 Bde.). Vgl. Peters, Der heilige Cyprian von Karthago (Regensb. 1877); Fechtrup, Der heil. Cyprian, sein Leben etc. (Münch. 1878); O. Ritschl, C. von Karthago und die Verfassung der Kirche (Götting. 1885).

Cypridina (Entomis), s. Muschelkrebse.

Cypridinenschiefer (Entomisschiefer), s. Devonische Formation.

Cyprin, s. Idokras.

Cyprinus, Karpfen.

Cypripedium L. (Frauenschuh, Marienschuh, Venusschuh), Gattung aus der Familie der Orchideen, mit kriechendem Wurzelstock und nur am Grund beblättertem Schaft, welcher eine oder wenige Blüten trägt, deren Honiglippe Ähnlichkeit mit einem Pantoffel hat. C. Calceolus L. (europäischer Frauenschuh), mit 30 cm hohem Schaft, elliptisch-lanzettförmigen Blättern und einer bis zwei gipfelständigen, bis 5 cm im Durchmesser haltenden Blüten, wächst auf Kalkboden in deutschen Wäldern. Viele prachtvolle Arten aus Asien und Nordamerika werden als dankbar blühende und leicht zu erhaltende Zierpflanzen kultiviert. C. venustum Wall., aus Nepal, hat zweizeilige, 20-26 cm lange, hell gefleckte Blätter, einen kurzen, schwarzviolett behaarten Schaft und langdauernde, große, sehr schöne rötlichgrüne, purpurrötlich und blaßbraun gezeichnete Blüten (s. Tafel "Zimmerpflanzen I."). S. Tafel "Orchideen".

Cypris, s. Muschelkrebse.

Cyprius, ein aus einer Anakrusis und einem Choriambus bestehender Vers: ^ - ^ ^ -, z. B. Amabilitas.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]