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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dachauer Banken; Dachdecker; Dachdeckung

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Dachauer Banken - Dachdeckung.

einer Anhöhe an der Amper und der Eisenbahnlinie München-Ingolstadt-Treuchtlingen, Sitz eines Bezirksamtes und eines Amtsgerichts, hat ein hoch gelegenes Schloß mit einem aussichtsreichen Hofgarten, 2 Kirchen, ein Distriktskrankenhaus, ein Denkmal des Kurfürsten Karl Theodor und (1880) 3101 fast nur kath. Einwohner, welche Papier- und Malzfabrikation, Bierbrauerei und wichtigen Getreide- und Holzhandel betreiben. D. war im Mittelalter der Stammsitz eigner Grafen aus dem Hause Scheyern, die 1182 ausstarben, worauf es durch Kauf an das Haus Wittelsbach kam. Im Dreißigjährigen Krieg eroberten es die Schweden 1633 und später (1648) abermals nach einer nicht unbedeutenden Schlacht daselbst. Auf dem rechten Ufer der Amper breitet sich bis zur Isar und gegen Freising hin das Dachauer Moos aus, eine 37 km lange und über 7 km breite Sumpfebene, die größtenteils mit Riedgras bewachsen und nur stellenweise durch Torfstich und Entwässerung (besonders von Schleißheim aus) kultiviert und mit Ansiedelungen, z. B. Augustenfeld, Karlsfeld, Ludwigsfeld etc., besetzt ist.

Dachauer Banken (Sandbanken), Schwindelanstalten, die in den Jahren 1871 und 1872 in München bestanden und gegen sehr hohe Prozente Depositengelder auf kurze Kündigung annahmen, indem sie darauf rechneten, aus immer weiter folgenden neuen Einlagen Verzinsung und etwanige Kapitalrückzahlungen bestreiten zu können. Durch die Zurückziehung der Gelder aus den öffentlichen Sparkassen, durch Kündigung von Hypothekendarlehen, durch Aufnahme von Hypothekengeldern, wozu die Sucht des unverständigen Volkes, die hohen Zinsen zu erlangen, Ursache wurde, steigerte sich die Erscheinung zu einer öffentlichen Kalamität, welche die Regierung in amtlichen Erlassen laut beklagte. Die bekannteste der Anstalten war die der ehemaligen Schauspielerin Adele Spitzeder, deren Inhaberin noch durch besondere Kunstgriffe, namentlich durch ostentative Wohlthätigkeit und Anlehnung an die ultramontane Partei, ihren Kredit zu verstärken suchte. Als Ende 1872 die Zahlungsunfähigkeit dieser größten Bank gerichtlich festgestellt und die Inhaberin 20. Juli 1873 wegen betrügerischen Bankrotts zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, war dieser ganzen Klasse von Anstalten der Boden entzogen. Die Einlagen bei der Spitzeder berechneten sich auf ungefähr 8½ Mill. Gulden, in die sich ca. 30,000 Gläubiger teilten. Vgl. Gugl, Die D. B. (Münch. 1872).

Dachdecker, im weitern Sinn Arbeiter, dessen Beschäftigung darin besteht, das Deckmaterial der Dächer auf dieselben zu bringen und dort zu befestigen; im engern Sinn Handwerker, welcher die Eindeckung von Dächern mit Ziegeln oder Schiefern ausführt. Die Ziegeldächer werden nach den verschiedenen Gegenden teils von Maurern, teils von besondern Ziegeldeckern, hier und da auch von Tünchern eingedeckt. Die Schieferdächer werden in der Regel durch besondere Schieferdecker, die Kupferdächer vom Kupferschmied, Zink-, Blech- und Bleidächer vom Klempner oder Zinngießer eingedeckt. Strohdächer decken entweder die Landleute selbst oder Tagelöhner, die sich ausschließlich damit beschäftigen; Bretter- oder Schindeldächer schlagen die Zimmerleute auf.

Dachdeckung, der auf dem Dachstuhl (s. d.) ruhende, zum Schutz des Gebäudes bestimmte Teil des Daches. Sie besteht aus dem Deckmaterial und einer zu dessen Unterstützung und Befestigung dienenden Unterlage. Man unterscheidet harte Deckung, wenn sie mit Ziegeln, Schiefer, Glas oder Metall, insbesondere mit Zink, verzinktem Eisenblech, Kupfer oder Gußeisen, weiche Deckung, wenn sie mit Holz, Stroh, Rohr, Pappe, Asphalt oder Holzzement bewirkt wird. Das Ziegeldach erhält eine Neigung von 30-45° und erfordert eine mehr oder minder weite Lattung zur Unterstützung der Ziegel. Nach der Form der Ziegel und der Art ihrer Eindeckung unterscheidet man das einfache Ziegeldach (Fig. 1), das Doppeldach, bei welchem sich die Ziegel über die Hälfte überdecken, das Kronen- oder Ritterdach (Fig. 2), das Breitziegel- oder Pfannendach mit flachen Ziegeln, das Krumm- oder Krempziegeldach mit ^ -förmig gekrümmten Ziegeln, das Falzziegeldach, das Hohlziegeldach, das sogen. italienische Dach aus breiten Flachziegeln mit aufrechten Rändern nebst Hohlziegeln, welche die letztern samt den zwischen ihnen befindlichen Lücken überdecken. Zur Eindeckung von Ziegeldächern, deren Dachraum viel Licht erfordert, werden auch Glasziegel oder Glaspfannen verwendet, welche den gebrannten ähnlich geformt sind. Meist werden sie an Stelle von Dachfenstern angewandt und einzeln oder in Gruppen zwischen die gebrannten Ziegel eingedeckt. Ziegeldächer sind im allgemeinen billig, aber schwer und erfordern starke Dachstühle, ziehen Wasser an und lassen leicht Kälte und Wärme durchdringen. Das Schieferdach erhält eine Neigung von nicht unter 20° und erfordert meist eine Schalung zur Unterlage (Fig. 3) sowie Befestigung der Schiefer mit Nägeln. Nach Beschaffenheit, Form und Größe der Schiefer sowie nach Art ihrer Eindeckung unterscheidet man das deutsche Schieferdach mit kleinern, rhombischen, quadratischen oder sechseckigen, das englische Schieferdach mit größern, ähnlich geformten und das französische Schieferdach mit quadratischen Steinen. Sind eiserne Dachstühle, deren Pfetten aus Winkeleisen bestehen (Fig. 4), mit Schiefern einzudecken, so werden die Nägel um diese letztern umgebogen, um die Schiefer auf denselben zu befestigen. Die Schieferdächer sind vergleichsweise leicht und dicht, haben ein gefälliges Äußere; ihre Steine klappern aber bei starkem Wind, werden bei Bränden leicht glühend und fliegen dann oft weit, wodurch sie die Feuersgefahr weiter tragen. Zu den Dachbedeckungen von oder vor Räumen, welche viel Licht erfordern, wie bei Bahnhofshallen, Oberlichtsälen, Perrondächern u. dgl., wird in neuerer Zeit besonderes Dachglas (geblasenes Dachglas, Rohglas, gegossenes Glas, Gußglas) von 9-12 mm Stärke hergestellt, welches gewöhnlich zwischen eisernen Sparren auf zwei verschiedene Arten eingedeckt wird. Die Glastafeln werden entweder in die Falze von ^ -förmigen Fenstersprosseneisen so eingelegt, daß die obern über die untern etwas übergreifen, mit Glaserkitt verstrichen und durch kleine, seitlich an jene Sprossen genietete Winkellappen und

^[Abb.: Fig. 1. Einfaches Ziegeldach.]

^[Abb.: Fig. 2. Kronen- oder Ritterdach.]

^[Abb.: Fig. 3. Schieferdach.]

^[Abb.: Fig. 4. Schieferdeckung auf Winkeleisen.]