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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Delius; Delivrieren; Deliziös; Delkredĕre; Dellak; Dellal; Della Robbia; Delle

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Delius - Delle.

Litteratur flossen seine Werke: "Geschichte der jüdischen Poesie" (Leipz. 1836); "Beiträge zur mittelalterlichen Scholastik unter Juden und Moslemen" (das. 1841); "Jesus und Hillel, mit Rücksicht auf Renan und Geiger verglichen" (3. Aufl., Erlang. 1879). Von theologischen Gesichtspunkten stark beeinflußt sind D.' exegetische Arbeiten, darunter die Kommentare zu Habakuk (Leipz. 1843), zum Hohenlied (das. 1851), zur Genesis (4. Aufl., das. 1873), zum Psalter (4. Aufl., das. 1883), zum Hiob (2. Aufl., das. 1876), zum Jesaias (3. Aufl., das. 1879), zu den Sprüchen (1873), zum Brief an die Hebräer (das. 1857), zum Hohenlied und Prediger (das. 1875). Auch gab er die Schrift "Jesurun, isagoge in grammaticam et lexicographiam linguae hebraicae" (Leipz. 1838) heraus, worin er in Übereinstimmung mit Fürst einen Zusammenhang zwischen dem semitischen und indogermanischen Sprachstamm zu erweisen suchte, und "Jüdisch-arabische Poesien aus vormuhammedanischer Zeit" (das. 1874). Mehrere seiner populären erbaulichen Schriften haben große Verbreitung gefunden, besonders sein Kommunionbuch "Das Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi" (6. Aufl., Dresd. 1876), seine "Vier Bücher von der Kirche" (das. 1847), sein (gewissermaßen zur Goethe-Litteratur gehöriges) Buch "Philemon, oder von der christlichen Freundschaft" (2. Aufl., Stuttg. 1858). Diesen schließen sich an: "Handwerkerleben zur Zeit Jesu" (3. Aufl., Erlang. 1878); "Ein Tag in Kapernaum" (2. Aufl., Leipz. 1872); "Durch Krankheit zur Genesung" (das. 1873) u. a. Auf wissenschaftlichem Gebiet bewegen sich noch: "Die biblisch-prophetische Theologie" (Leipz. 1845); "Neue Untersuchungen über Entstehung und Anlage der kanonischen Evangelien" (das. 1853, Teil 1); "System der biblischen Psychologie" (2. Aufl., das. 1861); "System der christlichen Apologetik" (das. 1869); "Physiologie und Musik in ihrer Bedeutung für die Grammatik, besonders die hebräische" (das. 1868) und "Handschriftliche Funde" (das. 1861-1862). - Sein Sohn Friedrich D., geb. 3. Sept. 1850, hat sich als Assyriolog einen Namen gemacht und bekleidet gegenwärtig die Professur der Assyriologie an der Universität zu Leipzig. Er veröffentlichte: "Studien über indogermanisch-semitische Wurzelverwandtschaft" (Leipz. 1873, 2. Ausg. 1884); "Assyrische Studien" (das. 1874); eine Bearbeitung der "Chaldäischen Genesis" von G. Smith (das. 1876); ferner "Assyrische Lesestücke" (autographiert, 2. Aufl., das. 1878); "Wo lag das Paradies?" (das. 1881); "The Hebrew language viewed in the light of Assyrian research" (Lond. 1883); "Die Sprache der Kossäer" (das. 1884). - Ein andrer Sohn, Johannes D., geb. 1846 zu Rostock, seit 1872 Dozent an der theologischen Fakultät in Leipzig, schrieb: "Das Lehrsystem der römischen Kirche" (Gotha 1875, Bd. 1), starb aber schon 3. Febr. 1876.

Delius, Nikolaus, Gelehrter, besonders namhafter Shakespeare-Kritiker, geb. 19. Sept. 1813 zu Bremen, studierte Sprachwissenschaft auf den Universitäten zu Bonn, Berlin und wieder in Bonn, besuchte dann zu wissenschaftlichen Zwecken England und Frankreich, ließ sich 1841 als Dozent in Berlin nieder und siedelte von da 1846 nach Bonn über, wo er 1855 zum außerordentlichen, 1863 zum ordentlichen Professor ernannt wurde und noch gegenwärtig wirkt. Seine Vorlesungen erstrecken sich über Sanskrit (doch nur in den ersten Jahren des Bonner Aufenthalts), romanische und namentlich englische Sprache und Litteratur. Unter seinen Schriften nehmen diejenigen, welche sich auf die Kritik und Erklärung der Werke Shakespeares beziehen, die erste Stelle ein. Es gehören hierher außer verschiedenen kleinern Arbeiten in Zeitschriften: die Ausgabe des "Macbeth" (Brem. 1841); "Die Tiecksche Shakespeare-Kritik" (Bonn 1846); "Der Mythus von W. Shakespeare" (das. 1851): "Über das englische Theaterwesen zu Shakespeares Zeit" (das. 1853); "J. Payne Colliers alte handschriftliche Emendationen zu Shakespeare etc." (das. 1853); das "Shakespeare-Lexikon" (das. 1852); "Abhandlungen zu Shakespeare" (Elberf. 1878); namentlich aber die große kritische Ausgabe der sämtlichen Werke Shakespeares (das. 1854-61, 7 Bde.; mit Nachträgen 1865; 5. Ausg. 1882, 2 Bde.); endlich Abhandlungen in den "Jahrbüchern" der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, im "Jahrbuch für romanische und englische Litteratur" etc. Noch ist seine Erstlingsschrift: "Radices pracriticae" (Bonn 1839), zu erwähnen, die einen Anhang zu Lassens grammatischem Werk über die Prâkritmundart bildet, und der Schrift "Der sardinische Dialekt des 13. Jahrhunderts" (Bonn 1868). Auch veröffentlichte er "Gedichte" (Brem. 1853) und lieferte wertvolle Beiträge zur Kenntnis der romanischen Litteratur in der Ausgabe von Waces altfranzösischer Dichtung "Saint-Nicolas" (Bonn 1850) und in den "Provençalischen Liedern" (das. 1853).

Delivrieren (franz.), befreien; ausliefern.

Deliziös (franz. délicieux), köstlich, wohlschmeckend.

Delkredĕre (ital., franz. Ducroire, engl. Guaranty), Gutstehen oder Einstehen für die Solvenz eines andern; im wesentlichen also ist die Übernahme des D. eine Bürgschaftsübernahme. Im kaufmännischen Kommissionsgeschäft steht der Kommissionär für die Zahlung oder für die anderweite Erfüllung der Verbindlichkeit desjenigen, mit welchem er im Vollzug des ihm gewordenen Auftrags kontrahiert hat, dem Kommittenten gegenüber nur dann D. für diesen Dritten, wenn die Verpflichtung zum Delkrederestehen von ihm ausdrücklich übernommen oder am Ort seiner Niederlassung Handelsgebrauch ist. Ein Kommissionär, welcher dem Auftraggeber D. steht, ist diesem für die gehörige Erfüllung unmittelbar und persönlich insoweit haftbar, als die Erfüllung überhaupt aus dem Vertragsverhältnis gefordert werden kann. Als Gegenleistung für diese besondere Verpflichtungsübernahme hat der Kommissionär neben dem Recht auf die gewöhnliche Provision noch einen Anspruch auf eine besondere Vergütung (Delkredereprovision), deren Satz je nach der Dauer und Größe des mit dem D. übernommenen Risikos verschieden ist (meist 1-2 Proz., seltener 3 und mehr Prozent). Nach kaufmännischem Sprachgebrauch versteht man unter Delkrederekonto das Konto für unsichere Forderungen. Vorschußvereine, Aktiengesellschaften und ähnliche Institute bilden zuweilen einen Delkrederefonds, welcher zu bevorstehenden Abschreibungen auf unsichere Forderungen und drohende Verluste bestimmt ist.

Dellak (arab., "Kneter"), Badediener im islam. Osten, welche ehedem aus jungen, bartlosen und schönen Tscherkessen und Abessiniern rekrutiert wurden.

Dellal (arab.), Marktschreier; Makler.

Della Robbia, s. Robbia.

Delle (spr. däl, deutsch Dettenried), Flecken im franz. Departement Oberrhein, im schönen Thal der Allaine, dicht an der Schweizer Grenze und an den Eisenbahnen von Belfort und Montbéliard nach der Schweiz gelegen, mit (1876) 1425 Einw., Geburtsort des französischen Generals Schérer. D. ward im französisch-deutschen Krieg 1870/71 gelegentlich der Kämpfe um Belfort (s. d.) oft genannt.