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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Desterro; Destillation

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Desterro - Destillation.

Kapitän in der Westpyrenäenarmee, wurde Adjutant des Generals Reynier und dem Generalstab attachiert, im Oktober 1793 zum Generaladjutanten ernannt und wohnte 1796 dem italienischen Feldzug unter Bonaparte mit Auszeichnung bei. 1797 zum Brigadegeneral befördert, befehligte er 1798 ein Reservekorps in Italien und rückte 7. Dez. mit seiner Division in Turin ein. Im März 1799 überstieg er zur Unterstützung Lecourbes, der nach dem Gefecht von Finstermünz im Innthal von den Feinden bedrängt war, an der Spitze von 4500 Mann das Stilfser Joch, vertrieb die Österreicher aus ihren Verschanzungen bei Glurns und Taufers und entschied das Treffen von Santa Maria (13. April 1798). Für diesen Sieg wurde er vom Direktorium zum Divisionsgeneral ernannt. Als Chef des Generalstabs des Oberkommandos der italienischen Armee bewies er bei Novi (16. Juli 1799) die glänzendste Tapferkeit, befehligte gegen Ende des Feldzugs die Truppen in Genua, ward auf Moreaus Verlangen Chef des Generalstabs der Rheinarmee und zeichnete sich bei Hohenlinden, Linz und bei den Übergängen über den Inn und die Salza aus. Nach Abschluß des Lüneviller Friedens (Dezember 1801) wollte ihn der Erste Konsul zum Staatsrat, Kriegssekretär und Mitglied des Verwaltungsrats ernennen, eine Gunst, die D. jedoch aus Anhänglichkeit an Moreau ablehnte. 1803, als es darauf ankam, Moreaus Freunde zu entfernen, ward er nach Hannover geschickt, um unter Mortier eine Division zu befehligen. Als alle Zivil- und Militärbehörden bei Eröffnung des Prozesses gegen Moreau dem Ersten Konsul Glückwunschadressen zusandten, gehörte D. zu den wenigen, die dies unterließen. Bonaparte verzieh ihm dies nie ganz, obwohl er ihn, um ihn an sein Interesse zu fesseln, 1804 zum Großoffizier der Ehrenlegion und 1805 sogar zum Gouverneur des Palastes von Versailles ernannte. 1808 erhielt D. das Kommando über ein Armeekorps in Spanien, zeichnete sich hier besonders im August 1809 bei Toledo, 18. Nov. bei Ocaña und beim Übergang über die Sierra Morena aus. Am 18. Jan. 1810 hielt er seinen Einzug in Cordova, wurde zum Gouverneur von Cordova, Jaen und Sevilla ernannt und erwarb sich durch Milde das Zutrauen der Spanier. Mit Napoleons System nicht übereinstimmend, zog er sich abermals aus dem Dienst und aufs Land zurück. 1812 zum Chef des Generalstabs bei der Armee des Vizekönigs von Neapel ernannt, nahm er nach der Eroberung von Smolensk seine Entlassung und lebte bis zur Restauration zurückgezogen auf einem Landsitz bei Paris. Nach der Rückkehr der Bourbonen ward er von Ludwig XVIII. zum Staatsminister und Pair von Frankreich ernannt und ihm zugleich das Kommando über sämtliche Nationalgarden übertragen. Da er sich aber als entschiedenen Anhänger konstitutioneller Ideen zeigte, legte er das Kommando nieder. Am 29. Dez. 1818 übernahm er die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten sowie den Vorsitz in dem von Decazes gebildeten liberal-konstitutionellen Ministerium und ward vom König zum Marquis erhoben, trat jedoch schon 1819 aus dem Ministerium, da er Decazes' Nachgiebigkeit gegen die Reaktion nicht billigte, aus und ward unter dem Ministerium Villèle 1822 auch aus der Liste der Staatsminister gestrichen. Er starb 3. Nov. 1828.

Desterro, Hauptstadt der brasil. Provinz Santa Catharina, auf der Westküste der fruchtbaren Insel Santa Catharina und durch einen 400 m breiten Meeresarm vom Festland getrennt, hat einen seichten Hafen mit veralteten Forts und einem Leuchtturm und etwa 10,000 Einw., unter denen zahlreiche Deutsche. 1884 liefen vom Ausland 106 Schiffe von 40,777 Ton., von brasilischen Häfen 157 Schiffe von 60,097 T. ein. Die Einfuhr betrug 2,258,778 Milreis, die Ausfuhr (Mandiokamehl, Bananen, Häute, Mais, Zucker, Reis etc.) 997,268 Milreis. Die Herstellung künstlicher Blumen und von Schmucksachen aus Fischschuppen und Muscheln verdient Erwähnung. D. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Destillation (hierzu Tafel "Destillationsapparate"), chemische oder chemisch-technische Operation, bei welcher flüchtige Flüssigkeiten von nicht oder schwer flüchtigen Substanzen durch Einwirkung der Wärme getrennt werden sollen. Der Destillationsapparat, in welchem die D. ausgeführt wird, besteht aus einem Gefäß, in welchem das der D. zu unterwerfende Gemisch so stark erhitzt wird, daß sich die flüchtigen Bestandteile in Dampf verwandeln. Letzterer, welcher einen sehr viel größern Raum einnimmt als die Flüssigkeit, aus der er entstanden ist, entweicht durch ein Rohr aus dem Gefäß und gelangt in einen andern Teil des Apparats, in welchem er durch Abkühlung wieder in den flüssigen Zustand übergeführt wird. Die so gewonnene destillierte Flüssigkeit (welche im Strahl abfließt oder in einzelnen Tropfen herabfällt, destillat, daher der Name) heißt Destillat, der in dem Kochgefäß bleibende, nicht oder weniger flüchtige Bestandteil des Gemisches Destillationsrückstand. Von einer destillierenden Flüssigkeit sagt man, sie "destilliere über, gehe über, werde gebrannt, abgezogen". So wird Wasser über aromatische Pflanzenteile abgezogen, damit es deren Geruch und teilweise auch deren Geschmack annehme. In der Regel wird die D. des Destillats halber ausgeführt, und der Destillationsrückstand ist wertlos oder wird höchstens als Nebenprodukt verwertet. Häufig aber handelt es sich umgekehrt um Gewinnung des Rückstandes, wenn nämlich eine Lösung bei Abschluß der Luft verdampft werden soll (um die Einwirkung des Sauerstoffs auf den gelösten Körper zu vermeiden), oder wenn man ein wertvolles Lösungsmittel, wie Alkohol und Äther, wiedergewinnen will.

Destillationsapparate.

Die Destillationsapparate sind von verschiedener Beschaffenheit, je nach dem beabsichtigten Zweck, dem nötigen Temperaturgrad, der Natur und Menge der zu behandelnden Substanzen. Der einfachste Destillationsapparat besteht aus Retorte a und Kolben b (Fig. 1). Die gewöhnliche Glasretorte ist ein

^[Abb.: Fig. 1. Retorte und Kolben. Fig. 2. Füllen der Retorte. Fig. 3. Tubulierte Retorte.]