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Deutschfreisinnige Partei - Deutschkatholiken.
armée de la Loire (Par. 1872; deutsch von La Pierre, Braunschw. 1874); General Chanzy, La deuxième armée de la Loire (8. Aufl., Par. 1885; deutsch von Busse, Hann. 1873); General Faidherbe, Campagne de l'armée du Nord (Par. 1871; deutsch, Kassel 1872); Marschall Bazaine, L'armée du Rhin (Par. 1871; deutsch, Kass. 1872); General Vinoy, Siége ^[Schreibung ab 1878: Siège] de Paris (Par. 1872); Ducrot, Siége ^[Schreibung ab 1878: Siège] de Paris (das. 1875-78, 4 Bde.); Favre, Le gouvernement de la défense nationale (das. 1871-75, 3 Tle.); Freycinet, La guerre en province (7. Aufl., das. 1873; deutsch, 3. Aufl., Gera 1877). Vgl. auch Hirth und v. Gosen, Tagebuch des deutsch-französischen Kriegs, eine Sammlung der wichtigern Quellen (Leipz. 1871 bis 1874, 3 Bde.); v. Busse, Die Heere der französischen Republik (Hannov. 1874); v. d. Goltz, Léon Gambetta und seine Armeen (Berl. 1877), und das statistische Werk von E. Engel: Die Verluste der deutschen Armeen etc. (das. 1872).
Deutschfreisinnige Partei, s. Deutsche freisinnige Partei.
Deutschgesinnte Genossenschaft, eine der deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrh., 1643 zu Hamburg von Ph. v. Zesen und Dietr. Petersen gestiftet. Ihr Sinnbild war ein von Sonnenstrahlen beschienener Rosenstock mit dem Spruch: "Unter den Rosen ist liebliches Losen". Die Seele des Vereins, dessen Zweck in Reinigung der deutschen Sprache und Poesie bestand, war Zesen (genannt der "Färtige"), der ihm auch seine phantastische Eigentümlichkeit aufdrückte. Er wollte namentlich alle fremden Wörter, selbst die längst eingebürgerten, ausmerzen und schlug dafür neugebildete Wörter vor, die oft ebenso sinnlos wie abgeschmackt waren. Zu seinen Gegnern gehörte besonders Schuppius. Der Verein erweiterte sich nach und nach in vier Zünfte (Rosen-, Lilien-, Nägelein- und Rautenzunft) und hielt sich bis in die ersten Jahre des 18. Jahrh.
Deutschkatholiken, die Mitglieder der Religionsgesellschaft, welche sich 1844 von der römisch-katholischen Kirche in Deutschland getrennt und neue Glaubensbekenntnisse aufgestellt hat. Die nähere Veranlassung zu dieser Trennung gab die damals vom Bischof Arnoldi angeordnete Ausstellung des heiligen Rockes in Trier, die selbst unter den aufgeklärten Katholiken großen Anstoß erregte, das Signal aber ein Sendschreiben des katholischen Priesters Ronge (s. d.) an den Bischof Arnoldi von Trier, worin jene Ausstellung ein den Aberglauben und Fanatismus beförderndes Götzenfest genannt ward. Schon vorher war in Schneidemühl in der preußischen Provinz Posen eine förmliche Lossagung von der römisch-katholischen Kirche erfolgt, indem der dortige Kaplan Czerski (s. d.) mit einem Teil seiner Gemeinde aus jener ausgetreten war, was dann 19. Okt. zur Gründung einer christlich-apostolisch-katholischen Gemeinde führte. In ihrem bald darauf veröffentlichten Glaubensbekenntnis wurden zwar die spezifisch römischen Lehren als unbiblisch verworfen, dagegen die Heilige Schrift für "die einzig sichere Quelle des christlichen Glaubens" erklärt und nicht bloß die nicäische Dogmatik, sondern auch die römisch-katholische Lehre von den sieben Sakramenten, insonderheit auch die vom Meßopfer, von der Transsubstantiation und vom Gebet für das Seelenheil der Verstorbenen beibehalten. Mehr noch als Czerski war Ronge der Held des Tags; von vielen Orten her huldigte man ihm mit Dankadressen und Ehrengeschenken; seine Reisen gestalteten sich zu Triumphzügen, und als ihn das Breslauer Domkapitel mit dem Kirchenbann belegte, ward damit der Bewegung nur Vorschub geleistet. In Schlesien, wo die Übergriffe der Hierarchie schon längst Opposition erregt hatten, brach sich der Abfall vom römischen Katholizismus zuerst in weitern Kreisen Bahn. Eine Versammlung von etwa 60 Katholiken zu Breslau 15. Dez. hatte den Erfolg, daß dieselben, geführt von Regenbrecht, Professor des kanonischen Rechts, unter Hinweisung auf die Erfolglosigkeit aller bisherigen Reformbestrebungen innerhalb der Kirche aus der letztern ausschieden. So entstand 4. Febr. 1845 eine Gemeinde, welche sich 9. Febr. d. J. über gewisse "Grundzüge der Glaubenslehre, des Gottesdienstes und der Verfassung" vereinigte und den Namen einer deutschkatholischen Gemeinde annahm. Ihr Glaubensbekenntnis unterschied sich von dem Schneidemühler durch eine radikalere Färbung. Es forderte als wesentlich nur den Glauben "an Gott den Vater, der durch sein allmächtiges Wort die Welt geschaffen und sie in Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe regiert, an Jesum Christum, unsern Heiland, der uns durch seine Lehre, sein Leben und seinen Tod von der Knechtschaft der Sünde erlöst, und an das Walten des Heiligen Geistes auf Erden, eine heilige, allgemeine christliche Kirche, Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben". Es nahm nur zwei Sakramente an, Taufe und Abendmahl, das letztere als Erinnerungsmahl in beiden Gestalten zu empfangen. Christus ward als der alleinige Mittler zwischen Gott und den Menschen hingestellt, daher Anrufung der Heiligen, Verehrung der Bilder und Reliquien, Ablaß und Wallfahrt verworfen. Die Breslauer Gemeinde zählte schon zu Anfang des März 1200 Mitglieder und wählte Ronge zu ihrem Seelsorger. Gleichzeitig fand die Bewegung noch in andern bedeutenden Städten Deutschlands Anklang, so in Berlin, wo ein Glaubensbekenntnis aufgestellt wurde (3. März), welches mit dem Schneidemühler stimmte, in Leipzig (12. Febr.), Dresden (15. Febr.) und Annaberg (20. Febr.), wo man im Gegenteil auf die Seite der rationalistischen Fraktion der neuen Kirchenbildung trat. Im Westen Deutschlands war Elberfeld die erste Stadt, wo eine der Reform huldigende Gemeinde ins Leben trat, und zwar geschah letzteres unter dem Namen einer christlich-katholisch-apostolischen (15. Febr.). Weitere Gemeinden bildeten sich in Offenbach, Worms und Wiesbaden. Aber nur zu Hildesheim und Marienburg in Westpreußen stimmte man noch Czerski bei, und an Berlin schlossen sich noch Potsdam, Nauen und Friesack an. Das Breslauer Bekenntnis dagegen nahm man an in Chemnitz, Braunschweig, Glogau, Liegnitz, Freistadt, Oppeln, Schlawentzitz, Görlitz, Magdeburg, Dahlen und Oschatz, ferner im Anschluß an Breslau zu Landeshut, im Anschluß an Magdeburg zu Genthin, Salzwedel und Nauenburg, im Anschluß an Chemnitz zu Penig und Zschopau. Zwischen Breslau und Schneidemühl vermittelnd, bildete sich im Kreis Hamm in Westfalen eine christlich-apostolisch-katholische Gemeinde.
So weit hatte sich die Bewegung verbreitet, als die erste Kirchenversammlung der D. zu Leipzig gehalten wurde, wo im allgemeinen der Typus Ronges durchdrang. In fünf Sitzungen (23.-26. März) vereinigte man sich über folgende "allgemeine Grundsätze und Bestimmungen der deutschkatholischen Kirche": Die Grundlage des christlichen Glaubens soll einzig und allein die der Auslegung der Vernunft anheimgegebene Heilige Schrift sein. Als allgemeiner Inhalt der deutschkatholischen Glaubenslehren wird aufgestellt der Glaube an Gott den Va-^[folgende Seite]