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Diamant.
gow, auf die Weise zum Ziel zu gelangen, daß er Kohlenwasserstoff mit Magnesium in Gegenwart einer stabilen Stickstoffverbindung unter sehr hohem Druck erhitzte. Der hierbei sich ausscheidende Kohlenstoff nimmt die Form des Diamanten an, und die erhaltenen krummflächigen Oktaeder stimmen in allen Eigenschaften mit den natürlichen Diamanten überein.
Der D. findet sich besonders im aufgeschwemmten Land und im Flußsand, auch in tertiärem Sandstein, an ursprünglicher Lagerstätte im Itakolumit, einem glimmerhaltigen Quarzgestein, das mit Hornblendeschiefern in inniger Verbindung steht. Danach scheint das Urgebirge die Bildungsstätte der Diamanten zu sein. Edle Metalle und Steine, wie Gold, Platin, Euklas, Topas, Chrysoberyll, Andalusit, Turmalin, Amethyst, Anatas, Rutil, Granat, Diaspor, Zirkon, Zinnstein, Tantalit, sind häufige Begleiter. Die älteste Fundstätte ist ein großes Terrain im östlichen Teil Vorderindiens und zwar in einer jüngern Schicht aufgeschwemmten Bodens, in einem Konglomerat aus gerundeten Kieseln, welches von einer festen Sandsteinschicht überlagert wird. Die nur ca. 30 cm mächtige diamantführende Schicht wird durch Tagebau aufgeschlossen und durch einen Waschprozeß verarbeitet. Wo Flüsse diese Schicht durchbrochen haben, findet man die Diamanten an den Ufern im Sand. Madras ist der Stapelplatz für den indischen Diamantenhandel und der Sitz indischer Diamantenschleiferei. Übrigens sind die indischen Diamanten bis jetzt noch immer die schönsten geblieben. Ähnlich ist das Vorkommen der Diamanten auf Sumatra und Borneo. In Brasilien und zwar besonders in Minas Geraës bei Tejuco oder Diamantina wurden die Diamantenfelder 1727 entdeckt. Das Mineral findet sich hier eingewachsen in Itakolumit und im Cascalho, einem oft durch Brauneisen verkitteten Quarzkonglomerat, meist aber auch im losen Zustand. Man gewinnt ihn durch einen Schlämm- und Waschprozeß und zwar in verhältnismäßig so bedeutender Menge, daß die indische Produktion zum großen Teil lahm gelegt worden ist. Das Vorkommen im Ural, in Neusüdwales, Kalifornien, Arizona, Nordcarolina, Georgia, Mexiko hat geringe Bedeutung. Dagegen hat die Entdeckung von Diamanten in Südafrika am Oranjefluß und an seinem Quellfluß, dem Vaal, seit 1867 eine bedeutende Revolution im Diamantenhandel hervorgebracht. Der D. findet sich hier in alluvialem Kies und stammt wahrscheinlich aus einem Gestein, welches früher das gegenwärtige Felsensystem bedeckte. Es wurden hier große Steine von mehr als 100 Karat gefunden, aber die Kapdiamanten halten keinen Vergleich mit den brasilischen aus. S. Tafel "Edelsteine", Fig. 7.
Die Aufsuchung der Diamanten (Diamantwäscherei) ist eine sehr kostspielige Arbeit. Die Kleinheit der allermeisten Diamanten macht nämlich in Verbindung mit ihrer Seltenheit das Auswaschen und sorgfältige Durchsuchen einer Menge Erde notwendig, und außerdem werden trotz der genauesten Aufsicht viele Edelsteine von den Arbeitern entwendet. In Indien wäscht man die diamantführende Erde, um den Sand und Thon wegzuspülen, dann bringt man den Rückstand, welcher hauptsächlich aus kleinen Kieselsteinen und Eisensteinen besteht, auf eine festgestampfte Tenne, läßt ihn trocknen und dann die darin befindlichen Diamanten durch nackte Arbeiter unter schärfster Aufsicht aussuchen. Im Altertum wurden die Diamanten in ihrer natürlichen Form, jedoch mit künstlich polierten Flächen gefaßt und Spitzsteine genannt; seitdem aber Ludwig van Berguen ^[richtig: Berquen] 1456 die Kunst entdeckte, sie auf rotierenden Scheiben mit ihrem eignen Pulver (Diamantbord) zu schleifen, ihnen künstliche Flächen zu geben, durch welche ihre optischen Eigenschaften erst zu voller Geltung gelangen, sind die Diamanten erst recht im Wert gestiegen. Man schleift sie hauptsächlich zu Brillanten und Rosetten (s. Edelsteine) und benutzt die größern für sich als Schmucksteine, die feinsten zum Karmesieren, Einfassen andrer Edelsteine. Der Wert der Diamanten richtet sich nach der Farbe, der Reinheit, dem Schnitt und dem Gewicht. Am höchsten im Preis stehen die farblosen, niedriger die roten, gelben, grünen, blauen, am niedrigsten die schwärzlichen, bräunlichen, stahlfarbigen und unrein bläulichen. In Bezug auf Durchsichtigkeit und Klarheit teilt man die Diamanten in drei Klassen und nennt vom ersten Wasser die vollkommen wasserhellen, ohne allen Fehler, vom zweiten Wasser die zwar wasserhellen, jedoch hier und da trübe Stellen, Wolken oder Federn darbietenden, vom dritten Wasser (kouleurte) die grauen, braunen, gelben, grünen, blauen oder schwärzlichen oder die zwar wasserhellen, aber sonst beträchtlich fehlerhaften. Steine von bedeutender Größe heißen Parangons oder Nonpareils, auch Solitäre, die kleinen Salzkörner. Betrügereien im Diamantenhandel sind verhältnismäßig leicht zu entdecken. Es werden Dubletten und andre farblose Edelsteine untergeschoben, welche aber sämtlich dem Diamanten an Härte weit nachstehen. Sehr schöne Effekte erreicht man mit künstlichen Diamanten, dem bleireichen Glas (s. Edelsteine), welches wenigstens bei künstlicher Beleuchtung an Glanz und Farbenspiel dem Diamanten nahekommt, aber sehr weich ist und bei häufigem Gebrauch bald von seiner Schönheit verliert. Die vollkommenste Nachbildung bieten die sogen. Similibrillanten.
Die technische Benutzung des Diamanten wird eine immer ausgedehntere. Der Glaser schneidet mit den beilförmig gebogenen Kristallkanten des Diamanten das Glas; in der Lithographie graviert man die feine englische Schrift auf Visiten- und Adreßkarten, auf Wechseln, Rechnungen etc. mit einem scharfen, spitzen Diamanten. Die Kupfer- und Stahlstecher ziehen mit Diamanten die feinen Luftlinien auf der Platte. In den Achatschleifereien werden die Löcher in die Steine mit Diamantstücken gebohrt, auch andre harte Steine und Porzellan bearbeitet man in dieser Weise. Festes Gestein bohrt man mit einem Röhrenbohrer, welcher vorn mit Diamanten besetzt ist. Eine andre Verwendung findet der D. zum Abdrehen harter Stahlzapfen an astronomischen Instrumenten, wobei der Stahl mittels eines scharfkantigen Diamanten seine genauere Nachdrehung erhält, nachdem er mittels des Drehstahls vorher rund abgedreht worden. Die feinen Teilungen auf glatten Silber- und Messingrädern und auf Glas zu den Messungen bei mikroskopischen Untersuchungen werden ebenfalls mit spitzen Diamanten gemacht. Die schwarzen, amorphen Diamanten aus La Chapada in der Provinz Bahia bilden derbe, feinkörnige, poröse Aggregate, zuweilen von 0,5-1 kg Schwere, kommen als Karbonat oder Karbon in den Handel und dienen zum Bohren und Schleifen andrer harter Steine. Die Diamantschleiferei wird fast ausschließlich in Amsterdam ausgeführt, es bestehen dort fünf großartige Etablissements mit 872 Mühlen und 3000 Arbeitern (fast nur Juden). Die Bruttomasse roher Diamanten, welche jährlich in Amsterdam verarbeitet wird, berechnet man auf 250-300,000 Karat und den Umsatz des ganzen dortigen Juwelengeschäfts auf 20-25 Mill. Gulden.