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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Diether von Isenburg; Dietleib; Dietmar von Aist; Dietmar von Merseburg; Dietrich

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Diether von Isenburg - Dietrich.

Hut und verbietet ihnen, aus der Stadt zu reiten. Trotzdem aber reiten sie aus derselben, verirren sich in die Gegend von Raben (Ravenna) und fallen dort von Wittichs Hand. Nach der Sage in dem Gedicht "Dietrichs Flucht" erlebte D., bei Etzel zurückbleibend, die Wiedereroberung Ravennas und Mailands durch seinen Bruder Dietrich.

Diether von Isenburg, Erzbischof von Mainz, geb. 1412, Sohn des Grafen Diether von Isenburg-Büdingen, ward früh für den geistlichen Stand bestimmt, studierte in Erfurt, wo er 1434 Rektor wurde, begab sich dann nach Mainz, wo er seit 1427 Domherr war, ward 1453 Kustos der Domkirche und 1459 zum Erzbischof erwählt, nachdem er sich verpflichtet hatte, dem Bund seines Vorgängers Dietrich v. Erbach mit Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg gegen Kurfürst Friedrich von der Pfalz beizutreten. Hierdurch stürzte er das Stift in einen verderblichen Krieg. Am 4. Juli 1460 bei Pfeddersheim geschlagen, wurde D. von Friedrich von der Pfalz zum Frieden und Bündnis genötigt und trat nun an die Spitze der Opposition gegen die Übergriffe des Papstes und gegen den mit dem Papst verbündeten Kaiser Friedrich III. D. berief im Februar 1461 einen Fürstentag nach Nürnberg, auf dem die Abstellungsbeschwerden Deutschlands gegen den Papst, ein allgemeines Konzil und eine pragmatische Sanktion für die deutsche Kirche sowie eine Reichsreform gefordert wurden. Aber es gelang dem Papst Pius II. und dem Kaiser, die Vereinigung wieder zu sprengen, und D., der selbst wegen der päpstlichen Annatenforderung eine scharfe Appellation an ein künftiges Konzil erlassen hatte, ward 1461 vom Papst abgesetzt. D. setzte diesem Verfahren Gewalt entgegen, und es entstand ein verheerender Krieg zwischen ihm und dem vom Papst eingesetzten Erzbischof Adolf von Nassau und ihren beiderseitigen Verbündeten, in dem aber D. den kürzern zog. Er verzichtete daher 1463 auf das Stift gegen die Abtretung einiger Städte als Fürstentum. Nach Adolfs Tod 1475 wurde er wieder zum Erzbischof erwählt und führte nun eine friedlichere Regierung. Er stiftete 1477 zu Mainz eine Universität und brachte viele verpfändete Städte und Güter wieder an das Stift. Er starb 7. Mai 1482 in Aschaffenburg. Vgl. K. Menzel, D., Bischof von Mainz 1459 bis 1463 (Erlang. 1867).

Dietleib (D. von Steiermark), in der deutschen Heldensage einer der zwölf Recken Dietrichs von Bern, nach der Thidrek-Saga Sohn des mächtigen Biterolf auf Skane (Schonen) in Dänemark, nach dem deutschen Heldengedicht, das seinen Namen trägt ("Biterolf und D."), Sohn Königs Biterolf von Tolet (Toledo) und der Dietlinde. Zum Jüngling erwachsen, verließ er heimlich seine Mutter, um den Vater aufzusuchen, der vor vielen Jahren zum König Etzel gezogen war. Auf der Fahrt ließ ihn König Gunther durch Hagen um seinen Namen fragen. D. verweigerte die Antwort, ward deshalb angegriffen, verwundete König Gunther, Gernot und Hagen, mischte sich dann bei einer Heerfahrt nach Polen unter Etzels Mannen und geriet hier in der Verwirrung des Kampfes mit seinem ihm noch unbekannten Vater zusammen. Nach schrecklichem Kampfe folgte die freudige Entdeckung, und beide zogen nun mit Etzels Recken gegen König Gunther, den D. auch vor Worms überwand. König Etzel aber gab dem Sieger Steiermark zu eigen. Auch in dem Gedicht "Dietrichs Flucht" spielt D. eine große Rolle: er kämpfte in der Ravennaschlacht und war der Anführer der zweiten Heerfahrt zur Wiedereroberung Ravennas.

Dietmar von Aist, deutscher Minnesänger, aus einem österreichischen Adelsgeschlecht (Agast, Agist, Aist) entsprossen, dessen Stammburg zwischen Ried und Wartberg auf einem Berg stand, der noch jetzt den Namen Altaist trägt. Er kommt in österreichischen und salzburgischen Urkunden von 1143 bis 1170 vor. Die unter seinem Namen überlieferten Lieder sind zum Teil volkstümlich in Form und Anschauung, innig und tief, oft nur assonierend, während andre ein kunstvolleres Gepräge haben und wahrscheinlich von einem jüngern Dichter herrühren. Sie sind kritisch bearbeitet in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt (3. Aufl., Leipz. 1882). Zur Bibliographie vgl. Bartsch, Liederdichter (2. Aufl., Stuttg. 1879).

Dietmar von Merseburg, s. Thietmar.

Dietrich, ein Haken zum Öffnen von Schlössern ohne Schlüssel. Eine Anzahl verschiedener Dietriche bilden das Sperrzeug des Schlossers.

Dietrich (latinisiert Theodericus), altberühmter Mannesname, s. v. w. Volksfürst. Bemerkenswerte Regenten: 1) Fürst von Anhalt-Dessau, dritter Sohn des Fürsten Leopold I., geb. 2. Aug. 1702 zu Dessau, trat 1716 als Oberstleutnant in holländische, 1718 in preußische Kriegsdienste. Im ersten und zweiten Schlesischen Krieg beteiligte er sich mit Auszeichnung an den Schlachten bei Mollwitz und Hohenfriedberg und ward nach der letztern von Friedrich d. Gr. zum General der Infanterie, 1747 zum Generalfeldmarschall ernannt, nahm aber krankheitshalber 1750 seine Entlassung. Nach dem Tod seines Bruders Leopold Maximilian führte er 1751-58 die Regierung des Landes und die Vormundschaft über seine Neffen und Nichten. D. starb unvermählt 2. Dez. 1769.

2) (Kagelwit) Erzbischof von Magdeburg, geboren um 1300 zu Stendal als Sohn eines Gewandmachers aus der Familie v. Portitz, trat in den Cistercienserorden, ward Schaffner in dem Kloster Lehnin in der Mark Brandenburg, 1329 Protonotar und Hofmeister des Bischofs Ludwig von Brandenburg und 1353 von Kaiser Karl IV., dem er namentlich bei der Erwerbung der Kurmark Brandenburg treffliche Dienste leistete, zum Bischof von Minden, Propst von Wyschehrad und Kanzler von Böhmen ernannt. 1361 wurde er auf Wunsch des Kaisers vom Papst zum Erzbischof von Magdeburg erhoben. Er verwandte als solcher seine aus Böhmen mitgebrachten Schätze dazu, die verpfändeten magdeburgischen Festungen und Schlösser wieder an das Erzstift zu bringen und kostspielige Bauten zu unternehmen, und wehrte dem Faustrecht, erlitt aber auf einem zu diesem Zweck unternommenen Zuge gegen den Bischof Gerhard von Hildesheim 1367 bei Dinklar eine Niederlage. Er starb 17. Dez. 1367.

3) D. der Bedrängte, Markgraf von Meißen, jüngster Sohn des Markgrafen Otto des Reichen, wurde mit seinem ältern Bruder, Albrecht dem Stolzen, dadurch entzweit, daß ihr Vater auf Zureden seiner Gemahlin Hedwig, Tochter Albrechts des Bären von Brandenburg, die Erbfolge dahin abänderte, daß D. die Mark Meißen, Albrecht dagegen nur die Grafschaft Weißenfels erhalte. D., von dem Landgrafen Hermann I. von Thüringen, dessen Tochter Jutta er geheiratet hatte, unterstützt, schlug zwar 1194 seinen Bruder von Weißenfels zurück, unternahm jedoch nichts gegen dessen Land, sondern trat 1195 eine Wallfahrt nach Palästina an. Nach Albrechts Tod 1195 gedachte Kaiser Heinrich VI. Meißen mit seinen reichen Bergwerken in Besitz zu nehmen,