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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dignitar - Dijon.

ein Seminar, Collège, eine öffentliche Bibliothek, eine Statue des Philosophen Gassendi und (1881) 5252 Einw., welche Tuch- und Hutfabrikation und Handel mit getrockneten und eingemachten Früchten (Dignepflaumen, mit ausgenommenen Kernen) betreiben. D. ist Sitz des Präfekten und eines Bischofs. In der Nähe sehr besuchte Schwefelthermen (von 25-46° C.) und die alte Kathedrale aus dem 12. Jahrh.

Dignitār (lat.), Würdenträger, insbesondere Inhaber bestimmter Hof- u. Kirchenwürden; s. Dignität.

Dignität (lat.), die mit einem Amt oder einer Ehrenstelle verbundene Auszeichnung, besonders auf kirchlichem Gebiet. Im weitern Sinn wird eine D. jedem Inhaber eines Kirchenamts, welches mit irgend einer Präeminenz (Ehrenvorrang) versehen ist, beigelegt; im engern Sinn gehört zu einer D. ein Kirchenamt mit einer äußern Jurisdiktion, die im eignen Namen verwaltet wird (jurisdictio propria), mag dieselbe nun ein ursprünglich selbständiges Recht (j. ordinaria) oder ein erst übertragenes (j. delegata) sein. Im Besitz einer D. befinden sich also 1) alle dignitates pontificales, praelaturae sensu proprio, welche ursprünglich diese Präeminenz hatten, alle Bischöfe mit eigner Diözese; 2) alle dignitates majores, praelaturae secundariae, denen erst durch besondere Verleihung die D. später zu teil geworden ist, also die Kardinäle, die päpstlichen Legaten und Nunzien, die Vorsteher von Stiftern, Klöstern, Ritterorden; 3) dignitates, praelaturae honorariae, personatus, denen die Jurisdiktion fehlt, z. B. die Pröpste und Dekane in den Kapiteln. Die Rechte der Inhaber von Dignitäten (Dignitare) sind teils verschiedene kirchliche Ehren, teils bürgerliche Vorzüge, wie ein bestimmter Rang im Verhältnis zu den Staatsdienern und besonders Zuziehung zu den Ständeversammlungen u. dgl. In der evangelischen Kirche nehmen zwar die Bischöfe, Prälaten etc. eine ähnliche Stellung ein, entbehren aber, außer in England und Schweden, der äußern Gerichtsbarkeit. - In der Mathematik ist D. s. v. w. Potenz.

Digoin (spr. -gŏäng), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Charolles, wichtiger Verkehrspunkt an der Loire, in welche hier der Aron, der Canal du Centre und der Seitenkanal der Loire einmünden, Station der Lyoner Eisenbahn (Chagny-Moulins), mit (1876) 2712 Einw., zahlreichen Schiffswerften, Fabrikation von Seilen, Seidenwaren, Hanfleinwand und bedeutendem Entrepotverkehr.

Digredieren (lat.), weggehen, abweichen; abschweifen (in der Rede).

Digression (lat.), Abschweifung; in der Astronomie s. v. w. Ausweichung (s. Elongation), auch speziell Abweichung vom Meridian. Die Beobachtung der größten Digressionen eines Zirkumpolarsterns (seiner größten Abweichungen vom Meridian nach Westen und Osten) dient zur Bestimmung des Meridians.

Digynus (griech.), zweiweibig, Blüten mit zwei Griffeln. Daher Digynia, Ordnung in den zwölf ersten Klassen des Linnéschen Systems, Pflanzen mit zweiweibigen Blüten enthaltend.

Dihexaēder (Bipyramidaldodekaeder), s. v. w. hexagonale Pyramide, s. Kristall.

Dihexagonale Prismen und Pyramiden, 12-, resp. 24flächige. Kristallformen des hexagonalen Kristallsystems, s. Kristall.

Dii (Di, lat.), Götter; D. majorum gentium, die höhern Götter, auch s. v. w. Vornehmere; D. minorum gentium, die untern Götter, in übertragener Bedeutung auch geringere Leute; Dis manibus sacrum (gewöhnlich abgekürzt D. M. S.), auf Grabdenkmälern Aufschrift: "Dem Andenken des Verewigten gewidmet".

Diipolia (Dipolia, Buphonia), bei den alten Griechen ein Fest des Zeus Polieus, das in Athen alljährlich im Monat Skirophorion (Juni) auf der Burg durch ein Stieropfer gefeiert wurde. Der Töter des Stiers (Buphonos) entlief, sobald er sein Werk verrichtet hatte; ein andrer zerlegte das Tier und bereitete das Mahl. Dann hielt man über die Teilnehmer an der Schlächterei Gericht, fand aber zuletzt nur das gebrauchte Beil schuldig und warf es zur Sühne ins Meer. Das Opfer stellte die Heiligkeit des Ackerstiers symbolisch dar.

Dijon (spr. dīschóng), Hauptstadt des franz. Departements Côte d'Or, die alte Metropole von Burgund und wichtige Etappe des Verkehrs zwischen dem Mittelmeer und Paris, liegt weit ausgebreitet in einer fruchtbaren Ebene, am Zusammenfluß der Ouche und des Suzon und am Kanal von Burgund, Knotenpunkt mehrerer Linien der Paris-Lyoner Eisenbahn, am Fuß des Mont Affrique (584 m), umgeben von grünen Hügeln und von Kirchen und Türmen überragt, die sich festungsartig gruppieren. Ihre Bedeutung als Eisenbahnknoten namentlich hat die Veranlassung gegeben, D. in eine starke Festung der innern Verteidigungslinie Frankreichs gegen O. umzuwandeln; neue Forts krönen jetzt die umliegenden Höhen. Die Stadt ist schön gebaut und hat 15 große Plätze, breite Straßen mit vielen ansehnlichen Häusern und schöne, an Stelle der ehemaligen Befestigungsmauer getretene Boulevards. Von den ehemaligen Befestigungen ist nur das von Ludwig XI. erbaute gotische Schloß mit gewaltigen Türmen übrig, das jetzt als Gendarmeriekaserne dient (früher Staatsgefängnis, wo unter andern Mirabeau, Toussaint l'Ouverture und der österreichische General Mack gefangen saßen). Unter den übrigen Gebäuden zeichnen sich aus: der ehemalige Palast der Herzöge von Burgund, mit zwei Türmen, der großen Salle des gardes und mehreren andern aus dem 15. Jahrh. erhaltenen Teilen, im übrigen seit dem 17. Jahrh. umgebaut, jetzt Stadthaus, mit Museum (s. unten); ferner die Kathedrale Ste.-Benigne, ein gotischer Bau (1280-88 aufgeführt, seitdem oft restauriert) mit alter romanischer Krypte und 92 m hohem Turm; die Kirchen Notre Dame (1252-1334 erbaut, mit prachtvoller Fassade, bestehend aus 3 großen, tiefen Portalhallen und 2 Galeriegeschossen, merkwürdiger Uhr und einer ehedem berühmten schwarzen Madonnenstatue), St.-Michel, St.-Etienne, St.-Jean (alte Basilika), Ste.-Anne; der Justizpalast (ehemals Parlamentsgebäude), das Theater und mehrere Hospitäler. Von der 1379 von Philipp dem Kühnen gegründeten prachtvollen Kartause sind nur noch zwei Thore, ein achteckiger Turm und der merkwürdige sogen. Moses- oder Prophetenbrunnen (1396-99 vom Niederländer Claux Sluter erbaut) mit den Statuen von Moses, David, Jeremias, Zacharias, Daniel und Jesaias vorhanden (s. Tafel "Bildhauerkunst V", Fig. 7). Im übrigen ist die Kartause durch ein Irrenhaus ersetzt worden. Die Zahl der Bewohner beträgt (1881) 54,115. In industrieller Hinsicht sind besonders Bierbrauerei, Fabrikation von Tuch, Wolldecken, Senf, Lichten etc., ferner Branntweinbrennerei, Töpferei etc. namhaft zu machen. Bedeutend sind auch die Blumenzucht und der Wein- und Produktenhandel, dessen Wert sich jährlich auf etwa 70 Mill. Frank beläuft. D. ist Sitz des Präfekten, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts und hat zahlreiche wissenschaftliche Institute, namentlich drei Fakultäten (für die Rechte, für die