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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dobrunj - Dock.

gegen die Rückgabe von Bessarabien an Rumänien abgetreten. Vgl. Peters, Grundlinien zur Geographie und Geologie der D. (Wien 1867-68, 2 Bde.); Kanitz, Donau-Bulgarien und der Balkan, Bd. 3 (2. Aufl., Leipz. 1882).

Dobrunj (Dobrinj), Dorf im russ. Gouvernement Orel, Kreis Sewsk, an der Sewa gelegen, mit 582 Einw. Hier lieferte Boris Godunow 1605 dem falschen Demetrius die siegreiche Schlacht, durch welche er ihn zur Flucht nach Sewsk zwang.

Dobruschka, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neustadt, mit einer Dechanteikirche, einem großen Brauhaus, Baumwollweberei, Färberei, Schuhwarenfabrikation und (1880) 3036 Einw.

Dobrzyn (spr. döbrschin), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Plock, an der Drewenz, Grenzort gegen Westpreußen, mit Zollamt und (1881) 2397 Einw. (über die Hälfte Juden).

Dobrzynski (spr. -schinski), Ignaz Felix, poln. Komponist, geb. 25. Febr. 1807 zu Romanowa in Wolhynien, ist in seinem Vaterland berühmt wegen seines Liedes "Swiety Bože" ("O, heiliger Gott"), welches mit großer Begeisterung aufgenommen wurde und heute sozusagen Nationalhymne geworden ist. D. empfing seine Bildung in Warschau, gleichzeitig mit Chopin, reiste in Deutschland, war 1853-55 Direktor der Polnischen Oper in Warschau und starb 5. Okt. 1867 daselbst.

Dobschau (Dobsina), Bergstadt im ungar. Komitat Gömör, in einem von hohen Gebirgen eingeschlossenen Thal, hat (1881) 5592 Einw., Bergbau auf Eisenstein, Fahlerze und Kupfer, Eisen-, Schmelz- und Hammerwerke und Papierfabrikation. Unweit D., im hochromantischen Stracenaer Thal, hat 1870 Ingenieur Ruffinyi die berühmte, 969 m hoch im Kalkfelsen gelegene Dobschauer Eishöhle entdeckt, die sich durch ungeheure Eismassen, Schönheit und Mannigfaltigkeit ihrer Eisgebilde auszeichnet und die großartigste aller bekannten Eishöhlen ist. Durch einen kleinen Eingang im N. gelangt man in die obere Höhle (11 m hoch, 120 m lang, 35-60 m breit, mit 4644 qm Flächeninhalt), von wo 145 in Eis gehauene Stufen in den Korridor, die untere, noch großartigere Etage, mit einer 200 m langen, 15-20 m hohen Wand aus reinstem, ganz durchsichtigem Eis, führen. Vgl. Pelech, Das Stracenaer Thal und die Dobschauer Eishöhle (Igló 1878).

Dobson (spr. dobbs'n), 1) William, engl. Maler, geb. 1610 zu London, war ein Schüler aan Dycks, ward königlicher Hofmaler, später auch Kammerherr und starb 1646 in Oxford. Seine historischen Gemälde und Bildnisse zeichnen sich durch Naturwahrheit und Treue sowie durch kräftige Zeichnung und wohlgewählte, jedoch manchmal rohe Farbe aus.

2) William, engl. Maler, geb. 1817 zu Hamburg, zog mit seinen Eltern nach London, wo er 1836 Schüler der Akademie wurde. Nachdem er 1843-45 Vorsteher der Zeichenschule in Birmingham gewesen, ging er auf einige Jahre nach Italien und Deutschland. Anfangs malte er Porträte und Genrebilder, wandte sich dann aber zur Historien- und insbesondere zur religiösen Malerei, worin er namentlich in der ersten Zeit Bilder von tiefer Empfindung und großer technischer Gewandtheit schuf. Dahin gehören: die Klage der hebräischen Mütter (1847), die heilige Jungfrau mit dem Kinde, Tobias und der Engel (1853), die Mildthätigkeit der Tabitha, Johannes der Evangelist, der christliche Pilger, Hiob in seinem Glück, der Knabe Jesus im Tempel (1866), Jesus mit seinen Eltern auf dem Weg nach Nazareth, die Heimkehr des Vaters (1874).

Doce, Fluß in Brasilien, s. Rio Doce.

Docéndo discimus oder discitur (lat.), indem wir lehren, lernen wir selbst.

Dochart (Loch D.), kleiner See in Perthshire (Schottland), am Nordfuß des Ben More, hat sehr malerische Umgebungen und eine Insel mit altem Schloß. Er steht durch den gleichnamigen Fluß mit dem Taysee in Verbindung. In der Gegend hauste Rob Roy.

Dochmius (griech.), Versfuß, dessen Grundform aus einem Iambus und einem Kretikus [(^ - - ^ -)] besteht, ward von den Griechen und Römern nur in Verbindung mit andern verwandten Formen gebraucht (dochmischer Vers). Besonders gern wandten ihn die griechischen Tragiker in ihren Chorliedern an, und den Komikern diente er als Mittel zur Parodie der Tragödie.

Dochnahl, Friedrich Jakob, Pomolog, geb. 4. März 1820 zu Neustadt a. d. Haardt, erlernte die Gärtnerei und widmete sich dabei besonders botanischen und pomologischen Studien. Seit 1849 lebte er in Wachendorf und Kadolzburg in Mittelfranken, gründete hier die Haffnersche Baumschule und wirkte durch seine Thätigkeit namentlich auf Obstausstellungen für die Hebung des deutschen Obst- und Weinbaues. Im J. 1861 siedelte er wieder nach seiner Vaterstadt über. D. stellte ein eignes pomologisches System auf und bemühte sich auch um die Förderung der Weidenkultur sowie um rationelle Weinverbesserung im Sinn Galls, Chaptals und Pétiots und um künstliche Weinbereitung ohne Trauben und ohne Gärung. Er schrieb: "Pomona. Zeitschrift für Obst- und Weinbau" (Nürnb. 1851-66); "Die Lebensdauer der Kulturpflanzen" (Preisschrift, Berl. 1854); "Katechismus des Weinbaues" (2. Aufl., Leipz. 1873); "Obstkunde" (Nürnb. 1855-60, 4 Bde.); "Bibliotheca hortensis von 1750-1860" (das. 1861); "Taxation der Obstbäume bei Bahnbauten" (Preisschrift, Worms 1869); "Die Band- und Flechtweiden und ihre Kultur als der höchste Ertrag des Bodens" (Frankf. 1881) u. a.

Dochte, s. Lampen und Kerzen.

Dock, Bassin zur Aufnahme von Schiffen, entweder bestimmt, um in Gewässern mit Ebbe als Binnenhafenbassin zu dienen, oder für Reparatur, bez. auch Bau von Schiffen angelegt. Die Docks ersterer Art (nasse Docks) sind im Land ausgegrabene große Bassins, welche gegen die See durch Schleusenthore abgeschlossen sind und dadurch trotz der wechselnden Höhe von Ebbe und Flut stets einen gleichmäßigen Wasserstand behalten, der den Schiffen zu jeder Zeit volle Freiheit der Bewegung läßt. Man baut solche Docks, wo die Schiffe während der Ebbe auf den Grund geraten müßten, und da, wo sie wegen mangelnder Tiefe nicht ans Land gelangen könnten. Derartige Docks finden sich hauptsächlich in London und Liverpool, in Deutschland zu Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Die ersten Docks in England, die Westindian Docks, wurden 1802 eröffnet und umschließen einen Flächenraum von 24 Acres; die London Docks umfassen 34 Acres. Von Docks zur Reparatur (Trockendocks) gibt es drei verschiedene Arten. Die ältesten sind die gewöhnlichen Trockendocks (engl. graving docks, franz. formes [de radoub]), von denen wohl das erste 1708 in Liverpool konstruiert worden ist. Dieselben sind im Land ausgeschachtete Bassins von wenig größern Dimensionen als das aufzunehmende Schiff, deren terrassierte Wände mit Holzverschalung verkleidet und mit großen Steinblöcken ausgesetzt sind. Sie liegen hart am Hafen und sind mit demselben durch Schleusenthore verbunden, nach deren Schließung sie durch Dampfpumpen trocken gelegt