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Don Juan d'Austria - Donne.
spanischen Dramas. Thomas Corneille brachte das Stück 1677 in Verse, und in dieser Gestalt schritt es bis in die neueste Zeit (1847) über die französischen Bühnen. Von andrer Seite wieder faßte der Schauspieler Dumesnil (als Dichter Rosimon genannt) den Stoff auf, indem er seine Tragikomödie "Festin de pierre, ou l'athée foudroyé" (1669) zu einem Dekorations- und Spektakelstück machte und die Handlung in heidnische Zeiten verlegte, um ungestraft seinen Atheisten prahlen zu lassen. Auch in England ward der Stoff durch Shadwells Tragödie "The libertine destroyed" eingeführt (1676); doch war darin der Held so grenzenlos verrucht hingestellt, daß er alle Schranken der Billigung überschritt. Durch Molière angeregt, suchte 50 Jahre später auch Goldoni das alte spanische Stück seinem Vaterland in der würdigern Gestalt einer regelmäßigen Komödie vorzuführen. Sie wurde zuerst 1736 in Venedig unter dem Titel: "Don Giovanni Tenorio, osia: il dissoluto punito" aufgeführt; sonderbarerweise aber läßt der Dichter den steinernen Gast ganz weg und übergibt einem Blitzstrahl das Racheamt. In Deutschland gehörte "D., oder das steinerne Gastmahl" (!) bereits seit dem Anfang des 18. Jahrh. zum stehenden Repertoire der improvisierenden Schauspieler, die dafür ebensowohl Dorimons und Molières Stücke wie die Traditionen der Italiener benutzt zu haben scheinen. Neben diesen dramatischen Bearbeitungen fehlte es auch nicht an Versuchen, den Stoff als Oper zu behandeln. Den ersten Anlauf dazu nahm der Franzose Le Tellier 1713 in Paris; 1761 wurde ein Ballett: "D.", mit Musik von Gluck, in Wien aufgeführt, und etwa 20 Jahre später ging eine gleichnamige Oper, komponiert von V. Righini, in Prag und anderwärts über die Bretter. Alle diese Arbeiten weit hinter sich zurück ließ Mozart, der in seinem Meisterwerk: "Il dissoluto punito, ossía Don Giovanni" (1787, nach Dapontes einsichtsvoll gearbeitetem Textbuch komponiert), den ergreifenden Stoff in seiner tiefen poetischen Bedeutung erfaßte und ihm die klassische Gestaltung gab, die ihn nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen zivilisierten Welt volkstümlich machte. Unmittelbar nach Mozart schrieb auch Gazzaniga eine Oper: "Convitato di pietra", die 1789 in Bergamo und Rom, später in Mailand und Paris mit Beifall gegeben ward. Im 19. Jahrh. fuhr die D.-Sage fort, ein Lieblingsgegenstand poetischer Bearbeitung zu sein. Byrons epische Dichtung "D." knüpft allerdings nur an den Namen des Helden an und entfernt sich im übrigen ganz von der Sage. Dagegen sucht Grabbe in seiner Tragödie "D. und Faust" (1829) die alte südliche Volkssage mit der Faustsage des Nordens in Verbindung zu bringen; andre D.-Dramen brachten Holtei (1834), Sigismund Wiese (1840), Braun v. Braunthal (1842) u. a. Auch Lenau hinterließ eine (unvollendete) epische Dichtung: "D.", voll dramatischer Präzision und genialer Keckheit der Gedanken. In Frankreich wurde die Sage von neuern Dichtern ebenfalls wiederholt behandelt, teils dramatisch, wie z. B. von A. Dumas ("Don Juan de Marana", 1836), teils als Roman, wie von Mérimée (1834), Mallefille (1858) u. a. Eine anziehende Bereicherung der D.-Dichtungen brachte in neuerer Zeit das Heimatsland der Sage selbst mit José Zorillas Drama "Don Juan Tenorio" (1844; deutsch, Leipz. 1850). Wie nämlich Goethe der Faustsage eine dem Volksglauben entgegenlaufende, aber im fortschreitenden Bewußtsein der Zeit begründete versöhnende Wendung gegeben hat, so wird in dem Drama Zorillas auch die D.-Sage, ohne daß der Stoff im wesentlichen sich verändert, zuerst ganz im modernen Geist behandelt. Übrigens hat derselbe Dichter den Gegenstand auch noch episch-lyrisch in "El desafio del diablo" (1845) und "Un testigo di bronze" (1845) bearbeitet. Als jüngstes Glied dieser Kette von Dichtungen ist P. Heyses freilich nur an die alte Sage anknüpfendes Drama "Don Juans Ende" (1883) zu nennen. Ausführliche Nachweise über die Sage und ihre Bearbeitungen enthält Scheibles "Kloster", Bd. 3, Abt. 2 (Stuttg. 1846).
Don Juan d'Austria, s. Juan d'Austria.
Donkow, russ. Stadt, s. Dankow.
Donlage (Tonnlage), beim Bergbau eine gegen den Horizont stark geneigte Ebene oder Linie.
Donna (ital.), Herrin, Frau; vgl. Don.
Donndorf, 1) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Eckartsberga, unweit der Unstrut, mit (1880) 951 Einw. Dabei Kloster D., mit 120 Einw., früher Cistercienser-Nonnenkloster, das, 1250 gestiftet, um 1562 von den Brüdern Christian Heinrich und Georg v. Werthern in eine Erziehungsanstalt umgewandelt wurde. Es ist ein Progymnasium mit Alumnat, dessen jedesmaliger Administrator der Senior der Werthernschen Familie ist. -
2) Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Baireuth, 5 km westlich von Baireuth, mit der Privatirrenanstalt St. Gilgenberg und 450 Einw. Dabei das Schloß Fantasie mit prachtvollem Park (s. Baireuth).
Donndorf, Adolf, Bildhauer, geb. 1835 zu Weimar, wollte sich anfangs dem Lehrberuf widmen, wurde aber durch Preller, welcher seine Begabung für die Plastik erkannte, an Rietschel in Dresden empfohlen und arbeitete von 1853 bis 1861 in dessen Atelier. Nach dem Tod Rietschels, dessen Lieblingsschüler er war, erhielt er im Verein mit Kietz den Auftrag, das Wormser Lutherdenkmal zu vollenden. Seine charaktervollen Porträtstatuen Friedrichs des Weisen, Reuchlins, Savonarolas und des Peter Waldus und die warm empfundene Idealgestalt der trauernden Magdeburgia gehören zu den gelungensten Partien jenes Denkmals. D. wurde infolge dieser Arbeiten Ehrenmitglied der Kunstakademie in Dresden. Zu seinen frühsten Schöpfungen gehören zwei Standbilder für die Wartburg: Margarete, die verstoßene Gemahlin Albrechts des Bärtigen, und Jutta, Landgräfin von Thüringen, Arbeiten, für welche er auf der allgemeinen deutschen und historischen Kunstausstellung zu Köln im J. 1861 die kleine goldene Medaille erhielt. Nach den Skulpturen zum Lutherdenkmal führte D. das Denkmal des Großherzogs Karl August von Weimar aus. Außer zahlreichen Büsten, die in trefflicher Durchbildung den vollen Eindruck des Lebens, der individuellen Wahrheit machen, schuf er alsdann eine prächtige Statuette: Goethe in Italien, das Corneliusdenkmal für Düsseldorf, das Grabdenkmal für Robert Schumann in Bonn, das Bachdenkmal für Eisenach, das Burschenschaftsdenkmal in Jena und das Goethedenkmal in Karlsbad. Im J. 1877 wurde er als Professor der Bildhauerkunst an die Kunstschule in Stuttgart berufen.
Donne (spr. donn), John, engl. Dichter, geb. 1573 zu London, bezog bereits im zwölften Jahr die Universität Oxford und widmete sich hier wie darauf in Cambridge dem Studium der Rechtswissenschaft; doch wandte er sich bald ausschließlich den kirchlichen Streitigkeiten zu und trat endlich infolge seiner Forschungen offen vom Katholizismus zum Protestantismus über. Im J. 1596 begleitete er den Grafen von