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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Drahem; Draht

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Drahem - Draht.

facio auf Corsica, das sich jedoch an die Franzosen ergab, wodurch sich D. genötigt sah, nach vergeblichen Versuchen, Piombino und Porto Ferrajo zu erobern, nach Konstantinopel zurückzukehren. Zwar kam er 1554 abermals an die Küsten von Kalabrien, zog sich aber bald nach dem Hafen von Durazzo zurück. 1559 schlug er einen Angriff der Spanier auf Algier ab. Seine Tyrannei hatte ihn indessen bei allen Fürsten Afrikas aufs äußerste verhaßt gemacht; daher schlossen mehrere derselben 1560 ein Bündnis mit dem Vizekönig Cerda von Sizilien, der vom König Philipp II. von Spanien den Auftrag erhalten, Tripolis wiederzuerobern. Doch gelang dieses Unternehmen nicht, da die christliche Flotte von der türkischen geschlagen wurde. Als der Sultan Soliman 1565 zur Eroberung Maltas auslief, stieß D. mit 16,000 Mann auf 13 Galeeren und 2 Galeoten zu der türkischen Flotte, fiel aber vor St. Elmo durch eine Musketenkugel. Sterbend vernahm er noch die Einnahme des Forts St. Elmo (23. Juni 1565), die man vornehmlich seinem Anschlag verdankte.

Drahem, s. v. w. Dirhem.

Draht, metallener Faden von größerer oder geringerer Dicke, kann aus allen dehnbaren Metallen verfertigt werden; man verarbeitet aber vorzugsweise nur Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Tombak, Neusilber, Silber, Gold und in neuerer Zeit Phosphorbronze. Platin-, Aluminium-, Zink-, Zinn- und Bleidraht haben eine sehr beschränkte Anwendung. Ganz allgemein ist D. auf dem Querschnitt kreisrund; doch wird für bestimmte Zwecke auch Façon- oder Dessindraht mit ovalem, vier- und dreieckigem, halbrundem, sternförmigem Querschnitt hergestellt. Am häufigsten ist D. von 0,2-5 mm Stärke. Dünnerer D. von 0,04-0,05 mm wird hauptsächlich aus Silber für Gespinste, Tressen etc. hergestellt. Aller D. wird durch Ziehen, stärkerer, besonders Eisendraht, durch Walzen, solcher aus sehr weichen Metallen durch Pressen dargestellt. Man verarbeitet zu Eisendraht nur vorzüglichstes Stabeisen, welches auf dem Walzwerk bis auf etwa 3 mm Querschnitt verfeinert wird. Die Walzen haben ringsherumlaufende Einschnitte, deren jeder dem halben Querschnitt des Drahts entspricht, so daß, wenn die Einschnitte zweier Walzen genau übereinander liegen, Öffnungen entstehen, welche dem ganzen Querschnitt des Drahts entsprechen. Das Eisen wird dem Walzwerk weißglühend übergeben und so schnell ausgereckt, daß es noch rotglühend aus dem letzten Kaliber hervorgeht. Die Walzwerke besitzen entweder mehrere Walzen mit abnehmendem Kaliber nebeneinander, oder sie bestehen aus je drei übereinander liegenden Walzen, deren mittlere in dem der Drehrichtung der beiden andern entgegengesetzten Sinn rotiert, so daß der glühende D. zuerst durch eine zwischen den beiden untern Walzen gebildete Rille, deren Querschnittsform annehmend, hindurchgeht, dann mit seinem vordern Ende umgebogen und in eine zweite, zwischen Mittel- und Oberwalze gebildete kleinere Rille gesteckt wird, wodurch er wieder auf diejenige Seite der Walzen gelangt, von der er ausgegangen ist. So geht er in Windungen durch eine ganze Reihe von immer mehr sich verengernden Kalibern, bis er die gewünschte Stärke erlangt hat. In neuerer Zeit legt man die Walzen, gewöhnlich acht Paar, neben- und übereinander zwischen zwei Gestelle, und der D. tritt dann in das erste a1 ^[a_{1}] (Fig. 1) und ohne weiteres in das zweite a2 ^[a_{2}], dann durch einen Führungskanal c in das Paar a3a4 ^[a_{3}a_{4}], auf gleiche Weise durch den Kanal c nach a5 ^[a_{5}] und a6 ^[a_{6}], von dort wiederum durch einen Kanal nach a7 ^[a_{7}] und a8 ^[a_{8}] und dann fertig heraus. Die Kaliber sind oval oder quadratisch, und erst das letzte Paar gibt dem D. den gewünschten Querschnitt. Der Walzdraht wird zum Teil ohne weiteres benutzt, meist aber auf der Drahtleier (Drahtzug) weiter verdünnt. Die Drahtleier (Fig. 2) besitzt ein Zieheisen A, eine Stahlplatte, in welcher eine Anzahl von Löchern abnehmenden Querschnitts angebracht sind, und welche in dem Gestell D auf der Tischplatte BC befestigt ist. Auf dem Haspel H befindet sich der zu ziehende D., dessen angespitztes Ende durch das größte Loch des Zieheisens, welches aber einen kleinern Durchmesser hat als der D., hindurchgesteckt und von einer Zange ergriffen wird, die an einem stumpfen Kegel K befestigt ist. Dieser Kegel wird durch die Zahnräder ab in Umdrehung versetzt und dadurch der D. mit Gewalt durch das Loch des Zieheisens gezogen. Man läßt ihn nun drei oder vier andre, immer kleinere Löcher passieren, muß ihn dann aber ausglühen, um ihn wieder weich zu machen. Dies Ausglühen geschieht in geschlossenen Cylindern, Glühtöpfen oder Tiegeln; doch bedeckt sich der D. dabei trotzdem mit einer Oxydschicht, die mechanisch oder durch Beizen mit Säuren entfernt werden muß, weil sie die Zieheisen stark angreifen würde. Zur Verminderung des Widerstandes in den Löchern wird der D. oft mit Fett geschmiert oder auch mit einer 20prozentigen Lösung von phosphorsaurem Natron befeuchtet und dann getrocknet. So wechselt das Ziehen mit dem Glühen und Reinigen fortwährend ab, bis der D. endlich die gewünschte Feinheit erreicht hat. Façondraht aus Stahl wird nur in kürzern Stücken auf

^[Abb.: Fig. 1. Walzwerk für Draht.]

^[Abb.: Fig. 2. Drahtleier.]