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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Drawing-room; Dräxler; Drayton; Drebbel; Dreber; Drebkau; Drechseln; Drechsler

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Drawing-room - Drechsler.

chen sind jedoch mit dem Fortschreiten der Zivilisation in raschem Zurückweichen begriffen. Auch die Sprache der Brahui in Belutschistan scheint zu den Drawidasprachen zu gehören; dagegen ist die Annahme einer Verwandtschaft dieser Sprachen mit den turanischen Sprachen Nord- und Zentralasiens (Caldwell, Max Müller) durch die neuern Forschungen nicht bestätigt worden. Nur darin stimmen sie mit letztern Sprachen überein, daß sie zum Ausdruck grammatischer Beziehungen eine unbeschränkte Anzahl von Suffixen an die Wurzel anhängen können. Sie können aber auch zum gleichen Zweck den Wurzelvokal verändern (so heißt im Tulu mâlpuvé "ich thue", mâlpêvé "ich thue oft", mâlpâvé "ich lasse thun"). Vgl. Caldwell, Comparative grammar of the Dravidian family of languages (2. Aufl., Lond. 1876); Schlagintweit, Geographische Verbreitung der Volkssprachen Ostindiens (Münch. 1875); Cust, The modern languages of the East Indies (Lond. 1878).

Drawing-room (engl., spr. drah-ing ruhm, Abkürzung von withdrawing-room, Zimmer, in welches man sich zurückzieht), in England das Gemach, in welchem die Familie sich versammelt und Gäste empfängt. D. der Königin, der Empfang der hoffähigen Personen.

Dräxler, Karl Ferdinand, unter dem Namen Dräxler-Manfred bekannter Dichter, geb. 17. Juni 1806 zu Lemberg, studierte in Prag, Wien und Leipzig erst Jurisprudenz, dann Philologie und widmete sich dann der schriftstellerischen Laufbahn, erst im Dienste der Wiener Journalistik, sodann seit 1837 in Mannheim, Frankfurt, Meiningen, Köln, Wiesbaden, zuletzt (seit 1845) in Darmstadt, wo er 1845-1852 die Redaktion der "Darmstädter Zeitung" führte und 1854 zum Dramaturgen des Hoftheaters ernannt wurde. Er starb 31. Dez. 1879 daselbst. Unter seinen Schriften haben nur seine "Gedichte" (Frankf. a. M. 1839, 4. Aufl. 1861), denen sich die spätern Sammlungen: "Freud und Leid" (Hannov. 1858) und "Momente" (Frankf. 1866), anschlossen, einen eigentümlichen und tiefern Wert, während er sich in seinen zahlreichen, in verschiedenen Sammlungen erschienenen Novellen und Erzählungen nur selten über das Niveau der landläufigen Belletristik erhebt.

Drayton (spr. drehtn), Michael, engl. Dichter, geb. 1563 zu Harthill in Warwickshire, begann 1591 seine poetische Laufbahn mit einer religiösen Gedichtsammlung: "The harmonie of the Church" (hrsg. von Dyce, Lond. 1855); später folgten verschiedene Schäferdichtungen ("The shepherd's garland", 1593, u. a.); zuletzt verwandte er seine Muse, um die Geschichte seines Landes, besonders die der Bürgerkriege, poetisch zu verarbeiten. Hierher gehören: "The baron's wars" (1596); "Heroical epistles" (1598); "The bataille of Agincourt" (1627); "Nymphidia" (1627; deutsch von der Gräfin Wickenburg-Almasy, Heidelb. 1873) u. a.; am berühmtesten machte ihn eine poetische und patriotische, in Alexandrinern abgefaßte Beschreibung Englands, betitelt: "Polyolbion" (18 Gesänge, 1613; 2. auf 30 Gesänge oder ca. 30,000 Verse erweiterte Ausg. 1622). D. starb 1631. Gesammelt erschienen seine Werke 1619 u. öfter, neuerdings herausgegeben von Hooper (Lond. 1876, 3 Bde.); die "Poems" gab Collier (das. 1856) heraus.

Drebbel, Cornelis von, Physiker und Mechaniker, geb. 1572 zu Alkmar in Nordholland, Sohn eines Bauern, studierte Philosophie, Medizin, Chemie und Mathematik und erlangte durch seine mechanischen und optischen Versuche einen solchen Ruf der Gelehrsamkeit, daß ihm Kaiser Ferdinand II. die Erziehung seiner Söhne übertrug. Später lebte er in London, wo er 1634 starb. In seinem Werk "De natura elementorum" (Hamb. 1621) erhob er unbegründete Ansprüche auf die Erfindung des Thermometers. Nach Beckmann ist er Erfinder der Scharlachfarbe aus Kochenille und Zinnsolution; doch schreiben andre diese Erfindung einem sonst unbekannten Niederländer, Niklas D., zu, der gegen Ende des 17. Jahrh. lebte.

Dreber, Heinrich, Maler, genannt Franz-D., geb. 9. Jan. 1822 zu Dresden, besuchte die dortige Akademie und bildete sich dann unter Ludwig Richter, dessen idealistische Auffassung und zeichnerische Behandlung für seine spätere Entwickelung bestimmend wurden. Als Stipendiat der Dresdener Akademie ging er 1843 nach Rom, dessen landschaftliche Umgebung, namentlich die Campagna, das Albaner- und Sabinergebirge, ihn derartig fesselten, daß er mit kurzen Unterbrechungen sein ganzes Leben dort zubrachte. Er starb 3. Aug. 1875 in Anticoli di Campagna bei Rom. Von der römischen Natur ausgehend, kultivierte er anfangs die stilistische Landschaft, deren großartige Formen er mehr und mehr mit poetischer Empfindung zu durchdringen suchte. Im Lauf seines Schaffens strebte er auch nach reicherer koloristischer Wirkung, ohne jedoch dem Farbenrealismus allzu große Konzessionen zu machen. Er belebte seine Landschaften gern mit Figuren antiken Charakters. Gegen Ende seiner Thätigkeit suchte er mehr durch die Stimmung zu wirken, weshalb er die früher beobachtete Formenstrenge aufgab. Ein Herbstmorgen im Sabinergebirge und eine Landschaft mit der Jagd der Diana befinden sich in der Berliner Nationalgalerie, eine Landschaft mit dem barmherzigen Samariter in der Dresdener Galerie.

Drebkau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Kalau, an der Eisenbahn Frankfurt a. O.-Großenhain, mit evang. Pfarrkirche und (1880) 1183 Einwohnern.

Drechseln (Drehen), einem Körper, welchem auf der Drehbank (s. d.) eine Drehbewegung mitgeteilt wird, durch Anwendung schneidender Werkzeuge eine bestimmte Form geben. Man dreht Metalle, Holz, Schildkrot, Elfenbein, Bernstein, Marmor, Alabaster u. dgl. Die Drechsler sind entweder Holzdrechsler (gewöhnliche Drechsler) oder Kunstdrechsler. Schon Phidias soll die Drechslerkunst auf Holz und Elfenbein angewendet haben. Alexander d. Gr., Artaxerxes von Persien, Peter d. Gr. und Kaiser Rudolf II. trieben die Drechslerkunst zu ihrem Vergnügen. Auch Martin Luther war ein fleißiger Drechsler. Vgl. Martin, Die Kunst des Drechslers (Weim. 1878); Avanzo, Lehrgang für den Unterricht im Holzdrechseln (Wien 1882).

Drechsler, 1) Joseph, Komponist, geb. 26. Mai 1782 zu Wällischbirken in Böhmen, ward 1810 Korrepetitor beim Hoftheater zu Wien, später Kapellmeister zu St. Stephan, fungierte zeitweise (1824-1829) auch als Kapellmeister am Leopoldstädter Theater und starb 27. Febr. 1852 in Wien. Unter seinen zahlreichen Werken befinden sich eine Harmonie- und Gerneralbaßschule ^[richtig: Generalbaßschule], zehn Messen und andre geistliche Kompositionen sowie zahlreiche Opern und Singspiele (darunter: "Der Diamant des Geisterkönigs", "Der Berggeist", "Der Bauer als Millionär").

2) Gustav, Landwirt, geb. 18. Juni 1833 zu Klausthal, erlernte die Landwirtschaft auf dem väterlichen Gut Krimderode bei Nordhausen, studierte seit 1854 in Jena und München, praktizierte seit 1857 in verschiedenen Wirtschaften und übernahm 1859