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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Duwock; Dux; Duxbury; Duyckinck; Duyse; Duzen

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Duwock - Duzen.

in die industrielle Bewegung. Mit Scribe gab er noch die Oper "Vêpres siciliennes" (1855) heraus und veröffentlichte außerdem die Aufsehen machenden Schriften: "L'avenir et les Bonaparte" (1864) und "La civilisation et la démocratie française" (1865). Er starb 10. Nov. 1866 in Paris.

3) Henri, franz. Afrikareisender, Sohn des vorigen, geb. 28. Febr. 1840, erhielt seine Erziehung zum Teil in Deutschland (auf der Handelsschule in Leipzig), genoß in London eine Zeitlang den Umgang von Heinr. Barth und machte von 1859 an mehrere Reisen in Algerien, Tunis und Tripolis, namentlich in den zur Sahara gehörigen Grenzgebieten derselben. Seine Beobachtungen legte er nieder in dem Werk "Exploration du Sahara" (Bd. 1: "Les Touaregs du Nord", Par. 1864), das für das Muster eines Reisewerks gilt, und wofür ihm die goldene Medaille der Pariser Geographischen Gesellschaft zu teil wurde. Für das Bülletin dieser Gesellschaft lieferte er öfters Beiträge, schrieb auch zahlreiche Artikel für die "Annales des voyageurs" und die "Revue algérienne et coloniale". Der Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach Neiße. Danach übernahm er (1878) mit Maunoir die Herausgabe der von Vivien de Saint-Martin begründeten geographischen Revue "L'année géographique" und wurde Mitarbeiter an dessen "Dictionnaire de géographie universelle". Neuerdings schrieb er: "La Tunisie" (1881).

Duwock, s. Equisetum.

Dux (lat.), "Führer", sowohl in militärischer als in jeder andern Beziehung. Seit der neuen Organisierung der Provinzen des oströmischen Reichs durch Konstantin d. Gr. wurde D. Titel der dem Magister militum untergeordneten Anführer der in den Provinzen stehenden Heeresabteilungen (vgl. Comes); daher kam es, daß das Wort zur Bezeichnung eines bestimmten Ranges gebraucht wurde und in dieser Bedeutung auch in die neuern Sprachen übergegangen ist (franz. duc, ital. duca, engl. duke, deutsch Herzog). - In der Musik heißt D. das Thema einer Fuge (s. Fuge).

Dux, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Teplitz, nahe am Erzgebirge, 10 km von Teplitz, hat ein gräflich Waldsteinsches Schloß, eine Dechanteikirche, ein Bezirksgericht, eine Bergschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Zucker-, Glas-, Thonwarenfabrikation, Dampfmühle, Bierbrauerei und Spiritusfabrik, sehr ausgedehnten und ergiebigen Braunkohlenbergbau (Produktion des Duxer Beckens 1883: 38,2 Mill. metr. Ztr.) und (1880) 7363 (1869 erst 3301) Einw. Das Schloß enthält eine ansehnliche Bibliothek (24,000 Bände), bei welcher J. ^[Giacomo] Casanova in seinen letzten Jahren angestellt war, eine Gemäldegalerie und Waffensammlung, ein Kunst- und Naturalienkabinett, ein Wasserbecken, das der Herzog von Friedland 1630 aus eroberten schwedischen Kanonen gießen ließ, und ein ganzes Museum Friedlandscher Erinnerungen. Die interessanten Sammlungen und der schöne Schloßpark machen D. zu einem Lieblingsausflug der Teplitzer Badegäste. Gegenwärtig ist D. wegen seiner Kohlenwerke ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im nördlichen Böhmen; daselbst münden die Aussig-Teplitzer und die D.-Bodenbacher Bahn, beide westlich bis Komotau fortgesetzt, die Prag-Duxer und die Pilsen-Priesener Eisenbahn.

Dux, Adolf, ungarisch-deutscher Schriftsteller, geb. 25. Okt. 1822 zu Preßburg, absolvierte daselbst die juridischen Studien und betrat noch während derselben die Schriftstellerlaufbahn. Er starb 20. Nov. 1881 in Budapest, wo er seit 1855 fast ununterbrochen gelebt hatte. D. war der erste, der Petöfi mit einem Bändchen ausgewählter Gedichte (Wien 1847) in die deutsche Litteratur einführte. Außerdem übersetzte er die ungarische Tragödie "Bánk Bán" von J. ^[József] Katona (Leipz. 1858) und zahlreiche andre Dichtungen in Versen und Prosa, z. B. Eötvös' "Kartäuser" (7. Aufl., Wien 1878). An Originalwerken veröffentlichte er teils Novellen, wie: "Deutsch-Ungarisches" (Wien 1871) u. a., teils litterar- und kulturhistorische Studien, die unter dem Titel: "Aus Ungarn" (Leipz. 1880) gesammelt erschienen.

Duxbury (spr. döxberi), Dorf an der Küste des nordamerikan. Staats Massachusetts, 60 km südöstlich von Boston, wo das von Brest ausgehende Telegraphenkabel 1869 gelandet wurde.

Duyckinck (spr. deukink), Everte Augustus, amerikan. Schriftsteller, geb. 1816 zu New York, gründete 1840 die Monatsschrift "Arcturus", die aber nach zwei Jahren wieder einging. 1847 verband er sich mit seinem jüngern Bruder, George Long D. (gest. 1863), zu gemeinsamer litterarischer Thätigkeit. Sie gaben bis 1853 die Wochenschrift "Literary World" heraus und veröffentlichten dann die "Cyclopaedia of American literature" (1855, neue Ausgabe von Simons, Philad. 1877, 2 Bde.), das erste ausführliche Werk über die amerikanische Litteratur. Außerdem erschienen von ihnen: "History of the war for the Union" (1861-65) und "History of the world" (1870, 4 Bde). D. starb 13. Aug. 1878 in New York.

Duyse (spr. deuse), Prudens van, vläm. Dichter und Gelehrter, geb. 18. Sept. 1804 zu Dendermonde, starb als Archivar der Stadt Gent 13. Nov. 1859. D. versuchte sich in allen Dichtungsarten und entwickelte eine große Fruchtbarkeit, die freilich dem innern Gehalt seiner Produktionen nicht gerade von Nutzen war. Ihr Hauptwert lag in der dadurch bewirkten Förderung der national-vlämischen Bewegung. Eine erste Sammlung von "Gedichten" erschien 1831; ihr folgten: "Vaderlandsche poezij" (Gent 1839, 3 Bde.); "Natalia" (das. 1842); "Het klaverblad" (Brüssel 1848); "Dichterbespiegeling" (Dendermonde 1849); "Gedichtjes vor kinderen"; "Nieuwe kindergedichtjes" u. a. Hierzu kommen noch mehrere dramatische Arbeiten und einige Abhandlungen über die vaterländische Geschichte. Für sein episches Gedicht "Jakob van Artevelde" (Gent 1858) und seine letzte Gedichtsammlung, "De Nazomer" (das. 1859), erhielt er von der belgischen Regierung den Fünfjahrpreis für vlämische Litteratur. Der in den 40er Jahren blühende Duitsch-Vlaamisch Zangverbond hatte D. zum Gründer und Mittelpunkt.

Duzen, jemand mit Du anreden, eine Sitte, die bei allen alten Völkern üblich war. Im Mittelalter, nachweislich im 9. Jahrh., kam das Ihrzen (mit Ihr anreden) auf. Bis zum 13. Jahrh. hatte sich etwa folgende Gewohnheit ausgeprägt: geihrzt wurden Höhere von Niedern, der Vater von den Kindern, Geistliche, Fremde, vornehmere Eheleute untereinander etc.; geduzt wurden Niedere von Höhern, Kinder von Eltern, das gemeine Volk untereinander etc. Im 15. und 16. Jahrh. ward es Sitte, daß Könige, Fürsten und hohe Würdenträger, statt mit Ihr, vielmehr mit ihrem Titel: Majestät, Fürstliche Gnaden, Fester etc. angeredet wurden, und nun ging die Rede in der dritten Person fort und zwar im Singular oder im Plural, je nachdem die Anrede war; in direkter Beziehung auf den Angeredeten wurde jedoch noch geihrzt. Seit dem 17. Jahrh. wurde "Herr" und "Frau" in der Anrede bloßes Höflichkeitszeichen; man verband damit anfangs noch Ihr, aber bald fing man