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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eberbach; Eberesche; Eberhard

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Eberbach - Eberhard.

Lieder einen Namen. Vgl. Sixt, Paul E. (Heidelb. 1843; in kürzerer Fassung, Ansbach 1857); Pressel, Paul E. (Elberf. 1862).

Eberbach, 1) Stadt im bad. Kreis Mosbach, sehr romantisch am Neckar und am Fuß des Katzenbuckels im fürstlich Leiningenschen Gebiet gelegen, Knotenpunkt der Linien Würzburg-Heidelberg der Badischen Staatsbahn und Frankfurt a. M.-E, der Hessischen Ludwigsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Bezirksamt, Amtsgericht, ein Realgymnasium, Gewerbeschule und (1880) 4830 meist evang. Einwohner, welche bedeutenden Holz- und Weinhandel, Roßhaarspinnerei, Holzwollefabrikation, Gerberei und Schiffahrt betreiben. - E. war früher freie Reichsstadt, wurde aber mehrmals an die Herren von Weinsberg und an die Pfalz verpfändet, kam bald ganz an letztere und 1803 an den Fürsten von Leiningen. Vgl. Wirth, Geschichte der Stadt E. (Stuttg. 1864). - 2) Ehemalige Cistercienserabtei, jetzt Domäne (Korrektionshaus und Zentralgefangenanstalt) innerhalb der Gemeinde Hattenheim im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Rheingau, in deren Kellern die edelsten Weine des Rheingaues lagern. Das 1116 gegründete regulierte Chorherrenstift wurde 1131 Cistercienserabtei und 1803 aufgehoben; in der romanischen Klosterkirche, deren dreischiffiges Refektorium jetzt zum Kelterhaus dient, die Gräber mehrerer Erzbischöfe von Mainz und nassauischer Grafen. Vgl. Bär, Diplomatische Geschichte der Abtei E. (Wiesb. 1851-1858, 2 Bde.); Rossel, Urkundenbuch der Abtei E. (das. 1861-65, 2 Bde.); Derselbe, Die Abtei E. (in den "Denkmälern aus Nassau", das. 1862).

Eberesche, Pflanzengattung, s. Sorbus.

Eberhard (altdeutsch Epurhart, "stark wie ein Eber"), Herzog von Franken, Bruder des ostfränkischen (deutschen) Königs Konrad I., stand diesem in seinen Kämpfen mit den Großen des Reichs treu zur Seite, ward 915 bei Stadtberge an der Diemel vom Herzog Heinrich von Sachsen geschlagen, überbrachte auf Wunsch seines sterbenden Bruders, der ihn für die Krone nicht mächtig genug glaubte, Krone und Zepter seinem Feind, Heinrich von Sachsen, und beförderte dessen Wahl zum König in Fritzlar im April 919. Deshalb stand er als Herzog von Franken unter Heinrich I. in hohem Ansehen. Mit dessen Nachfolger Otto I. geriet er aber bald in Zwist. Als E. wegen eigenmächtiger Zerstörung der Burg eines ungehorsamen sächsischen Lehnsmannes zu 100 Pfd. Silber Buße, seine Leute zu der schimpflichen Strafe des Hundetragens verurteilt wurden, verband er sich mit Ottos älterm Bruder, Thankmar, 938 zu einer Empörung, bei welcher Ottos Bruder Heinrich in Eberhards Gewalt fiel, durch dessen Freilassung dieser nach Thankmars Tod leicht Verzeihung erhielt. 939 schloß er sich wieder dem Aufstand Giselberts von Lothringen und jenes Heinrich an, ward aber, als er auf der Rückkehr von einem erfolgreichen Streifzug nach Sachsen mit Giselbert bei Andernach über den Rhein setzen wollte, von seinen Vettern Udo und Konrad überfallen und erschlagen. Er hinterließ keine Erben.

Eberhard, Grafen und Herzöge von Württemberg:

1) E. I., der Erlauchte genannt, Graf von Württemberg, geb. 13. März 1265, Sohn Ulrichs I. mit dem Daumen, regierte, freilich noch als Kind, mit seinem ältern Bruder, Ulrich II., von 1265 bis 1279 gemeinschaftlich, von da an, nach Ulrichs Tod, allein. Kühn und klug, tapfer und eroberungslustig, nannte sich E. "Gottes Freund und aller Welt Feind". Als König Rudolf von Habsburg die während des Interregnums dem Reich abhanden gekommenen Besitzungen von ihm zurückforderte, schloß E. mit vielen Grafen ein Bündnis gegen jenen, ward aber besiegt und mußte 1286 seine Eroberungen wieder herausgeben. Eine neue Empörung gegen Rudolf endete 1287 wieder mit Eberhards Niederlage. Auch mit Albrecht I., der ihn zum Landvogt in Niederschwaben ernannt hatte, lebte er in Fehde. Bei der neuen Königswahl 1308 kam auch E. mit in Vorschlag. Auf dem Reichstag zu Speier 1309 wegen Bedrückung der niederschwäbischen Reichsstädte vom Kaiser Heinrich VII. hart angelassen, ging er trotzig fort, wurde mit der Reichsacht belegt, im Auftrag des Kaisers, der nach Italien zog, durch Konrad von Weinsberg, Landvogt von Niederschwaben, an den sich viele schwäbische Reichsstädte und Adlige anschlossen, 1311 mit Krieg überzogen und zur Flucht genötigt. Seine ganze Grafschaft, mit Ausnahme von vier Burgen, unterwarf sich dem Sieger; die Stammburg Württemberg wurde erobert und zerstört. Nach des Kaisers Tod 1313 eroberte E. schnell sein Land wieder. Die Folge der Zerstörung der Burg Württemberg war, daß E. 1320 und 1321 seine Residenz an einen gesicherten Ort, nach Stuttgart, verlegte. Er starb 5. Juni 1325. Vgl. Übelen, E. der Erlauchte, Graf von Württemberg (Stuttg. 1839).

2) E. II., der Greiner, d. h. Zänker, oder der Rauschebart, Graf von Württemberg, Ulrichs III. Sohn, Enkel des vorigen, regierte seit 1344 mit seinem Bruder Ulrich IV. gemeinschaftlich und focht 1349 für Karl IV. glücklich gegen Günther von Schwarzburg. Von den schwäbischen Reichsstädten wegen Mißbrauchs der Landvogtei beim Kaiser verklagt und von diesem auf dem Reichstag zu Nürnberg 1360 ermahnt, die Reichsfestungen zurückzugeben, schloß er mit Herzog Rudolf von Österreich und andern ein Bündnis, rüstete sich zum Krieg, ward aber durch ein kaiserliches Heer und durch die Belagerung Schorndorfs, das er selbst verteidigte, zum Frieden gezwungen. Auch mit seinem Bruder, der neben ihm eine sehr untergeordnete Rolle spielte, kam er in Fehde, bis ihm endlich derselbe 1363 die Regierung ganz abtrat. Ulrich starb 24. Juli 1366 kinderlos. Eberhards fernere Regierung verfloß unter fast ununterbrochenen Kämpfen und Fehden. Am bekanntesten, namentlich durch Uhlands Gedicht, ist die Fehde mit dem Grafen von Eberstein und mit Wolf vom Wunnenstein, die, nachdem ihnen 1367 die Gefangennahme Eberhards im Wildbad mißlungen, von E., übrigens ohne sonderlichen Erfolg, bekriegt wurden. Über die Ulmer und die mit ihnen verbündeten Städte siegte er 1372 bei Altheim. Vierzig schwäbische Städte schlossen gegen den immer weiter um sich greifenden und von Kaiser Karl IV. mit neuen Rechten über die Reichsstädte ausgestatteten E. ein Verteidigungsbündnis, und zwei Jahre lang dauerte zwischen beiden ein wilder Verheerungskrieg. Nachdem Eberhards Sohn Ulrich 21. Mai 1377 eine Niederlage bei Reutlingen erlitten, eroberten und zerstörten die Städter viele württembergische Burgen und Dörfer und zogen selbst vor Stuttgart. Der Kaiser vermittelte eine zehnjährige Waffenruhe, und E. mußte auf die Landvogtei Niederschwaben, von welcher er bereits den einen Teil hatte abtreten müssen, ganz verzichten. Für alle diese Verluste entschädigte er sich durch den während des sogen. Städtekriegs erfochtenen Sieg bei Döffingen 24. Aug. 1388, wodurch die Macht des Schwäbischen Städtebundes, der auf die Vernichtung des mächtigen Adels und auf Errichtung einer freien,