295
Eckartsberga - Ecker.
Dominikanerkirche zu Köln öffentlich zu dem Glauben der Kirche bekannt hatte, starb er; die päpstliche Verurteilung seiner Sätze erfolgte erst 27. März 1329. Er ist der originellste und geisteskräftigste unter den deutschen Mystikern, welche alle aus seinen Schriften geschöpft haben. Diese (d. h. die deutschen; lateinische sind erst ganz neuerdings gefunden worden) gab heraus F. Pfeiffer ("Deutsche Mystiker des 14. Jahrhunderts", Bd. 2, Leipz. 1857). Danach ist E. Gegenstand zahlreicher Monographien geworden. Vgl. Bach, Meister E., der Vater der deutschen Spekulation (Wien 1864); Lasson, Meister E., der Mystiker (Berl. 1868); Linsenmann, Der ethische Charakter der Lehre Meister Eckarts (Tübing. 1873); Preger, Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter, Bd. 1 (Leipz. 1874); Jundt, Histoire du panthéisme populaire (Par. 1875).
Eckartsberga, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis E., am Fuß der Finne und an der Saal-Unstrut-Bahn, mit Amtsgericht, einer Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, den Ruinen der alten Eckartsburg und (1880) 2026 evang. Einwohnern. Das Landratsamt befindet sich in Kölleda. - E. wurde 998 von dem Markgrafen Eckhard I. von Meißen gegründet und kam später an das Bistum Naumburg, von welchem es der Landgraf Albrecht der Unartige von Thüringen zu Lehen erhielt. Im J. 1307 wurde E. fast ein ganzes Jahr hindurch von den Truppen König Albrechts, den Erfurtern und den Grafen von Gleichen belagert, jedoch von Friedrich dem Freidigen entsetzt. 1485 kam es beider Landesteilung an die Albertinische Linie, woraus das bisherige Eckartsberger Hofgericht mit dem Dresdener nach Leipzig verlegt wurde. Am 14. Okt. 1806 hier Arrieregardengefecht zwischen Franzosen und Preußen, Teil der Schlacht bei Auerstädt (s. d.).
Eckblatt (Eckknollen, Klaue), ein Ornament des byzantinischen, romanischen und frühgotischen Stils, das den Übergang vom viereckigen Säulenplinthus zu der runden Basis vermittelt. Ursprünglich aus einem nach außen umgeschlagenen Blatt bestehend (s. Abbildung), nahm es später mannigfache Formen, so auch phantastische Tiergestalten, an.
^[Abb.: Eckblatt.]
Eckehart, s. Ekkehart.
Ecken Ausfahrt (Eckenlied), altdeutsches Heldengedicht aus dem 13. Jahrh., nach dem Nibelungenlied eins der merkwürdigsten Gedichte im Sagenkreis des Heldenbuchs, aber nur dem Stoff und der Anlage, nicht der Ausführung nach. Es erzählt, wie die drei Riesen, Ecke, dessen Bruder Fasold und Ebenrot, zu Köln am Rhein drei Jungfrauen hüten. Gegen Dietrich von Bern zu Fuß in goldener Rüstung ausziehend, weil ihn kein Pferd trug, wird Ecke, nachdem die von seinem Helm abspringenden Funken einen Wald entzündet, nach langem Kampf besiegt, worauf Dietrich Eckens Rüstung und Haupt nimmt und, nachdem er auch Fasold überwunden, die drei Jungfrauen befreit. Das Gedicht, in 13zeiligen Strophen, ist in mehreren Überlieferungen und zwei Hauptgestaltungen der Fabel auf uns gekommen. Autor ist vermutlich Albrecht von Kemnaten (um 1230). Der erste Druck des Gedichts erschien Augsburg 1491, der zweite Nürnberg 1512, der dritte Straßburg 1559 (wieder abgedruckt durch Schade, Hannov. 1854). Die beste neuere Ausgabe liefert Zupitza im "Deutschen Heldenbuch", Bd. 5 (Berl. 1870). Die von Kaspar von der Rhön geschriebene Bearbeitung in der Dresdener Handschrift ist abgedruckt in v. d. Hagens und Primissers "Heldenbuch".
Eckenberg (Eggenberg), Johann Karl, unter dem Namen "der starke Mann" bekannter Theaterunternehmer, geb. 1685 im Bernburgischen, durchzog als Seiltänzer und Jongleur Norddeutschland, die Rheinlande und Belgien, überall durch seine Kraftproben Aufsehen erregend, und kam 1731 mit einer Truppe von 26 Mann nach Berlin, wo er sich, vom König zum Hofkomödianten ernannt, ein Schauspielhaus erbaute, in welchem er mit seiner Truppe eine Reihe von Jahren spielte. Später von Konkurrenten überflügelt und von Gläubigern bedrängt, entwich er aus Berlin und starb fast verschollen 1748 in Luxemburg. E. ist kulturhistorisch merkwürdig als der letzte Darsteller der sogen. Haupt- und Staatsaktionen. Vgl. Genée, Lehr- und Wanderjahre des deutschen Schauspiels (Berl. 1882).
Eckenbrecher, Themistokles von, Maler, geb. 17. Nov. 1842 zu Athen, kam mit seinen Eltern schon in frühster Kindheit nach Deutschland, lebte von 1850 bis 1857 in Konstantinopel und kehrte von da, um sich der Malerei zu widmen, nach Deutschland zurück. Er war bis 1863 Schüler von Oswald Achenbach in Düsseldorf, bereiste dann Deutschland und die Schweiz, machte als Reserveoffizier den Feldzug gegen Frankreich mit und fing erst 1871 an, sich ganz der Landschaftsmalerei zu widmen. Zu diesem Zweck machte er in den nächsten Jahren Reisen nach England, Frankreich, dem südlichen Europa und nach Skandinavien bis zum Nordkap und Island. Mit einem reichen Schatz landschaftlicher und ethnographischer Skizzen versehen, ließ er sich in Düsseldorf nieder. Seine Gemälde behandeln Motive aus allen Ländern, die er bereist hat. Mit Vorliebe kultiviert er jedoch die Marinemalerei. Seine Auffassung ist charaktervoll und selbständig, sein Kolorit leidet jedoch an Härte und Buntheit. Im J. 1882 hat er für Hamburg ein Panorama von Jerusalem ausgeführt.
Ecker, Nebenfluß der Ocker im Herzogtum Braunschweig, entspringt am Brocken, durchfließt das romantische Eckerthal und mündet unterhalb Schladen in Hannover.
Ecker, Alexander, Anatom und Anthropolog, geb. 10. Juli 1816 zu Freiburg i. Br., studierte daselbst und in Heidelberg seit 1831 Naturwissenschaften und Medizin, setzte seine Studien, nachdem er 1837 sein Staatsexamen in Karlsruhe absolviert und zu Freiburg promoviert hatte, in Paris und England fort, arbeitete 1838 in Wien bei Rokitansky, habilitierte sich 1839 als Privatdozent in Freiburg und übernahm zugleich die Stelle eines Assistenten an der medizinischen Klinik. Im folgenden Jahr wurde er Prosektor und widmete sich nun auch eifrig der deskriptiven Anatomie. 1841 wurde er als Prosektor Tiedemanns nach Heidelberg versetzt, wo er seine Arbeit über den Epithelialkrebs, die erste über diesen Gegenstand, veröffentlichte. 1844 ging er als Professor der Anatomie und Physiologie nach Basel und 1850 als Siebolds Nachfolger nach Freiburg, wo er Zoologie, Physiologie und vergleichende Anatomie las, 1857 aber nach Kobelts Tode die Professur der Anatomie übernahm. Unter seiner Leitung wurde 1867 die neue anatomische Anstalt vollendet. Er begründete eine anthropologische (insbesondere kraniologische) Sammlung und legte den ersten Grund zu einem prähistorischen und ethnographischen Museum, welches durch seine und Fischers Bemühungen bald große Bedeutung erlangte. Eckers Arbeiten betrafen zuerst hauptsächlich die pa-^[folgende Seite]