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Ecuador (Geschichte).
(je einer auf 30,000 Einw.) auf zwei Jahre gewählt. Stimmrecht hat jeder römisch-katholische, des Lesens und Schreibens kundige Bürger. Der Präsident sowohl als der Vizepräsident werden von 900 von den Urwählern gewählten Wahlmännern ernannt. Der Präsident ernennt seine vier Minister, die mit weitern sieben Notabilitäten (einschließlich eines hohen Geistlichen und des Oberrichters) einen Staatsrat bilden, in welchem der Vizepräsident den Vorsitz führt. Der Präsident hat kein Veto, aber wenn er die Armee auf seiner Seite hat, ist er allmächtig. Adelsvorrechte und die Sklaverei (seit 1852, wo es noch 2484 Sklaven gab) sind abgeschafft, aber die Indianer befinden sich thatsächlich im Zustand von Hörigen. Die einzig geduldete Religion ist die römisch-katholische. An der Spitze der Geistlichkeit stehen der Erzbischof von Quito und sechs Bischöfe. Die richterliche Gewalt üben ein Obergerichtshof in Quito, 4 Obergerichte, 152 Provinzial- und städtische Gerichte und 656 Friedensrichter in den Landgemeinden aus. Von einer Munizipalverwaltung kann kaum die Rede sein. Die Finanzen sind in traurigem Zustand. Für das Jahr 1885 schätzt man die Einnahmen auf 1,929,690 Sucré, die Ausgaben auf 3,203,445 Sucré. Fast die Hälfte der Einnahmen fließt aus Handelszöllen. Wichtige Einnahmequellen sind ferner das Salzmonopol und der Zehnte (von dem indes zwei Drittel der Kirche überlassen werden). Die Staatsschuld belief sich 1877 auf 16,370,000 Sucré, einschließlich einer 1855 in England gemachten Anleihe von 9,120,000 Sucré, ungerechnet die seit 16 Jahren rückständigen Zinsen. Die innere Schuld ist seitdem um 375,000 Sucré gewachsen. Die bewaffnete Macht soll nach Kongreßbeschluß vom Jahr 1884 aus einem stehenden Heer von 1600 Mann und einer Miliz bestehen. Die Flotte beschränkt sich auf zwei kleine Dampfer.
Das Wappen der Republik besteht aus einem ovalen Schild mit zwei Feldern, von denen das obere eine Krone, das untere einen Berg nebst einem Fluß mit einem Dampfschiff enthält. Die Flagge ist gelb, blau und rot in horizontalen Streifen (s. Tafel "Flaggen II").
Geschichte.
E. hatte vor Ankunft der Spanier einen Teil des Inkareichs Peru gebildet und kam mit diesem durch Pizarro 1532 unter spanische Herrschaft. Von 1548 bis 1710 bildete E. als Presidencia Quito einen Teil des Vizekönigreichs Peru, dann desjenigen von Santa Fé de Bogotá (Neugranada), bei welchem es bis zur Losreißung von Spanien blieb. Einzelne Aufstandsversuche fanden schon 1809 und 1811 statt, wurden aber unterdrückt, und erst die 1820 zu Guayaquil ausgebrochene Revolution führte mit Bolivars Hilfe zum Ziel. Der Sieg der Generale Santa Cruz und Sucré auf den Andes von Pichincha zwang die Spanier 22. Mai 1822 zu einer Kapitulation, die 24. Mai von Don Melchior de Aymeric, dem letzten Präsidenten von Quito, bestätigt, die Aufständischen in den Besitz der ganzen Presidencia brachte. Dieselbe schloß sich sofort den bereits konstituierten Republiken Neugranada und Venezuela an und wurde als Departement del E. der durch die Konstitution von Cucuta im August 1821 errichteten Zentralrepublik Kolumbien einverleibt. Da aber E. stets in die innern Kämpfe und Unruhen der Gesamtrepublik hineingezogen wurde, so erklärte es sich im Mai 1830 auf dem Kongreß von Riobamba zur unabhängigen Republik unter der Präsidentschaft des Führers der konservativen Partei, Generals Juan José de Flores. Doch kam dadurch keine Ruhe ins Land, vielmehr reihte sich seitdem eine Revolution an die andre, da die Liberalen unter Rocafuerte den Konservativen die Macht zu entreißen suchten. Schon 1834 brach eine Empörung aus, doch wurde Flores 1835 in seiner Präsidentschaft wieder bestätigt und eine neue Konstitution erlassen, wonach die Exekutive in die Hand des Präsidenten, die gesetzgebende Gewalt in die eines aus zwei Kammern bestehenden Kongresses gelegt wurde. Gleich darauf wurde Rocafuerte Präsident, unter dessen verständiger Leitung Gedeihen und Ruhe eintraten. Doch behielt Flores den Oberbefehl über die Truppen und erhielt auch 1839 wieder die Präsidentschaft.
Ende 1841 kam zwischen E. und dem Mutterland ein förmlicher Friedens- und Freundschaftsvertrag zu stande, dem der Abschluß eines auf Gegenseitigkeit der Vorteile begründeten Handels- und Schiffahrtsvertrags folgte. Die 31. März 1843 proklamierte Konstitution ließ die bisherige Repräsentativverfassung in ihren wesentlichen Punkten bestehen. 1843 ward General Flores wieder und zwar bis 1851 zum Präsidenten erwählt. Um fernern Umwälzungen vorzubeugen, suchte er die Regierungsgewalt zu stärken und die Verfassung demgemäß umzugestalten, mußte aber infolge eines in Guayaquil ausgebrochenen Aufstandes, den Rocafuerte leitete, und nach mehrmonatlichem Bürgerkrieg durch Vertrag vom 17. Juni 1845 mit Beibehaltung seiner Würde als General en chef und eines Gehalts von 20,000 Dollar außer Land gehen. Ihm folgte als Präsident nicht Rocafuerte, sondern Vicente Roca, ein Farbiger. Rocafuerte starb 1847 in Lima. Ein im Mai 1846 mit Neugranada ausgebrochener Krieg ward bereits 29. d. M. durch den Frieden zu Santa Rosa de Carchi beendigt. Verschiedene Versuche des Generals Flores, mit Hilfe der ihm günstigen Partei in E. und mit Unterstützung von seiten des Präsidenten von Neugranada, Mosquera, den er für eine Wiederherstellung des Föderativstaats Kolumbien zu gewinnen suchte, sowie mit spanischem Geld sich der Regierung wieder zu bemächtigen, schlugen besonders durch Englands und Frankreichs Einmischung fehl. Als aber im Oktober 1849 der Kongreß zusammentrat, um einen neuen Präsidenten zu wählen, standen die Parteien einander so schroff gegenüber, daß eine mehr als hundertmalige Abstimmung erfolglos blieb, so daß am Ende die vollziehende Gewalt vorläufig auf den Vizepräsidenten Ascasubi überging. Nach längern Parteiumtrieben ward endlich 8. Dez. 1850 Diego Noboa, der Kandidat der klerikalen Partei, zum Präsidenten erhoben. Dieser verfügte sofort die Zurückrufung der Jesuiten und die Aufnahme aller aus Neugranada flüchtig gewordenen Konservativen, kam aber infolgedessen mit Neugranada in Streit und ward schon im Juli 1851 von dem General Urbina gestürzt. Urbina trat nun als Haupt der demokratischen Partei an die Spitze der Republik, erregte aber dadurch den Grimm der konservativ-klerikalen Partei.
Diese Umstände hielt Flores für günstig, von neuem hervorzutreten. Heimlich hatte er erst in Zentralamerika, dann besonders in Peru, dessen Regierung sein Projekt begünstigte, Rüstungen gemacht und erschien 14. März 1852 mit einem Geschwader vor Lumbas im Golf von Guayaquil, erlitt aber durch Verrat seiner eignen Mannschaften eine Niederlage und rettete sich mit Mühe nach Peru, welches ihn, um neue Konflikte mit E. zu vermeiden, sofort auswies. Auf Urbina folgte 1856 in der Präsidentschaft General Francisco Robles, der durch Gesetz vom 6. Dez. 1856 das