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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Egest; Egesta; Egéstas; Egestion; Egestorff; Eggan; Eggartenwirtschaft; Egge

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Egest - Egge.

und durch Batterien geschützten Hafen und (1876) 2419 Einw., welche ergiebigen Heringsfang betreiben. E. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Egest (lat.), das Aus-, Abgeführte, Abfluß.

Egesta, Stadt, s. Segesta.

Egéstas (lat.), Dürftigkeit, Armut; auch Personifikation derselben, erscheint als solche beim Dichter Vergil mit andern Schreckgestalten am Eingang der Unterwelt aufgestellt.

Egestion (lat.), Ausführung, Abführung, besonders durch den Stuhlgang.

Egestorff, Georg, Industrieller, geb. 7. Febr. 1802 zu Linden bei Hannover als Sohn von Johann E. Geb. 1772 zu Lohnde unweit Hannover, erlernte der Vater das Böttcherhandwerk, arbeitete auf der Kalkbrennerei von Stuckenbruck am Lindener Berg bei Hannover, übernahm dies Geschäft, erwarb 1807 das Recht, die Steinkohlenfelder des Deisters allein zu bebauen, und ermöglichte die Rentabilität seiner Gruben zunächst durch energische Hebung des Straßenbaues. Im Leinethal legte er große Ziegeleien an, eröffnete Steinbrüche für Fundamentsteine und unternahm einen ausgedehnten Nutzholzhandel. Später erwarb er auch eine Zuckerfabrik in Bremen. Auch der Sohn erlernte in Hildesheim das Böttcherhandwerk, wurde dann aber von dem Vater zurückgerufen, um für die ausgedehnten Geschäfte eine bis dahin völlig fehlende Buchführung einzurichten. Unter seiner Mitwirkung blühten alsbald die Geschäfte ungemein auf. Man errichtete in Bremen eine Kommandite und erweiterte den Betrieb aller einzelnen Unternehmungen. Auf eigne Hand begründete der Sohn 1831 am Lindener Berg eine Saline, und als der Vater 1834 starb, übernahm er die Leitung der gesamten Geschäfte. Schon 1835 eröffnete er eine Eisengießerei und mechanische Werkstatt, baute Dampfmaschinen, Kessel und mancherlei Maschinen für industrielle Zwecke, seit 1846 auch Lokomotiven. Aus dieser Fabrik gingen in der Folge die hydraulischen Kräne für Geestemünde und die großen Pumpwerke für Hannover, Herrenhausen und Braunschweig hervor. 1839 errichtete er eine chemische Fabrik, speziell für die Darstellung von Soda und deren Nebenerzeugnissen, 1856 eine Ultramarinfabrik und eine Zündhütchenfabrik. Für seine Arbeiter schuf er Kranken-, Unterstützungs- und Sterbekassen, eine Volksspeiseanstalt, einen Kindergarten und eine Kinderbewahranstalt. Auch dotierte er eine Freischule zunächst für 80 Kinder. Die Maschinenfabrik wurde von Strousberg angekauft und bedeutend vergrößert, ging dann aber wie die übrigen Unternehmungen von E., in die Hände von Aktiengesellschaften über. E. starb 27. Mai 1868.

Eggan, Handelsstadt in Oberguinea, im Land Nupe, am Niger, zählt 12-15,000 Einw., welche Töpfe, Eisen-, Gold- und Holzwaren verfertigen, Zeuge weben und färben und auf zahlreichen Kähnen einen lebhaften Handel, namentlich mit Elfenbein, treiben.

Eggartenwirtschaft, s. Egartenwirtschaft.

Egge, in der Weberei s. v. w. Salband.

Egge, Ackergerät, welches den Boden nach der Bearbeitung mit dem Pflug pulvern und ebnen, oben auf dem Boden liegende Erdklöße zertrümmern, den Dünger verteilen und unter die Erde mischen, die Saat unterbringen und Unkräuter zerstören soll. Die E. wirkt vornehmlich durch den Stoß, weniger durch die schneidende Wirkung der Eggenzähne; sie wird durch ihre eigne Schwere in den Boden gedrückt. Dabei geht sie nicht in gerader Richtung wie der Pflug, sondern schlängelt sich, um ihren Angriff auf den Boden von verschiedenen Seiten auszuüben. Diese eigentümliche Bewegung entsteht durch die verschiedenen Widerstände, welche die Eggenzähne bei der Arbeit finden; bei Steigerung derselben bleibt der betreffende Teil in der Fortbewegung zurück. In manchen Fällen, namentlich wenn die E. zum Zertrümmern der harten Erdklöße benutzt wird, muß dieselbe, um einen wirksamen Stoß auszuüben, mit erhöhter Geschwindigkeit arbeiten; bei andern Bodenbearbeitungsgeräten ähnlicher Art, z. B. den Grubbern, ist die Leistung dagegen unabhängig von der Geschwindigkeit. Eine gute E. muß derartig angeordnet sein, daß jeder Zahn derselben eine Reihe zieht, welche von den beiden nebenstehenden gleichweit entfernt ist. Die Zähne müssen genau gleich stark und gleich lang sein, sie werden aus Schmiedeeisen oder Holz gefertigt. Hölzerne Zähne eignen sich nur für leichte Arbeit. Die Zahl der Zähne eines Eggensatzes soll 42 nicht überschreiten, die geringste Zahl ist 12. Gewöhnlich wendet man in einem festen Eggenrahmen 20-24 Zähne an. Wird der Rahmen zu groß, so akkommodieren sich die Zähne nicht den Unebenheiten des Bodens; daher ist es praktisch, mehrere (3-4) Sätze durch Gelenke oder kurze Ketten zu verkuppeln, wobei jeder Satz seine volle Beweglichkeit behält. Die Zähne stehen nicht vertikal, sondern unter einem Winkel von 60-80° geneigt. Länge derselben 15-25 cm. Einen wesentlichen Einfluß auf die Wirksamkeit der E. übt das Gewicht aus. Die E. darf niemals so schwer sein, daß sie bis an den Rahmen einsinkt. Man unterscheidet nach dem Gewicht der Eggen: 1) leichte Eggen im Gewicht von 15-25 kg zum Ebnen leichten Bodens und zum flachen Unterbringen der Saat; 2) mittelschwere Eggen im Gewicht von 25-50 kg zur tiefen Lockerung bei leichtem Boden, zu den gewöhnlichen Arbeiten in mittlerm Boden und zum Ausjäten des Unkrauts; 3) schwere Eggen im Gewicht bis 150 kg, für schwerste Thonböden auch bis 200 kg, zum Zerkleinern harter Schollen auf schwerem Boden. Nach der Konstruktion unterscheidet man Rhomboidaleggen, dreieckige Eggen, Zickzackeggen, Krümmer- und Expansionseggen. Fig. 1 zeigt eine Rhomboidalegge, aus zwei Sätzen bestehend, mit hölzernem Rahmen und eisernen Zähnen zum Unterbringen der Saat; Fig. 2 eine Zickzackegge, aus drei Sätzen bestehend, ganz aus Eisen gefertigt, für schwere Arbeit. Eggen ohne Zähne zum Unterbringen der Saat, Zerstören der Unkräuter und Maulwurfshaufen sind die Wiesen-, Scheiben-, Dorneggen sowie die Schleifen (Übergang zu den Walzen) und die Eggen mit Stachelwalzen oder norwegischen Eggen. Man bearbeitet mit der E. täglich 2,5-5 Hektar und braucht dazu die Zugkraft von zwei Pferden. Wo es auf die Beseitigung von Unkraut ankommt, läßt man die E. auch dem Pflug vorangehen. Große Bindigkeit des Bodens

^[Abb.: Fig. 1. Rhomboidalegge.]