477
Eisenlohr - Eisenmenger.
praktisches Interesse aber haben nur wenige E., vor allen die Eisenmanganlegierungen (Ferromangan), welche zur Stahlbereitung (anstatt des Spiegeleisens) benutzt werden. Zur Darstellung derselben mischt man Eisenabfälle mit Manganerzen, feuchtet die Masse mit angesäuertem Wasser an, preßt sie zusammen, zerschlägt sie nach dem Erstarren und verarbeitet sie im Schachtofen. Das gewonnene Metall enthält 25-75 Proz. Mangan und etwa 6 Proz. Kohlenstoff, ist sehr brüchig und auf dem Bruch lichter als Wismut. Eisennickellegierungen finden sich im Meteoreisen und werden auch künstlich dargestellt, weil sie schon bei geringem Nickelgehalt weiß oder gelblich sind u. viel weniger leicht rosten als reines Eisen. Eisenchromlegierung (Ferrochrom) wird durch Erhitzen von Chromeisenstein mit Kohle erhalten, enthält bis 67 Proz. Chrom und etwa 5 Proz. Kohlenstoff und dient zur Darstellung von Chromstahl, ebenso eine aus Wolframmineral durch Erhitzen mit Kohle, am besten unter Zusatz von Eisenhammerschlag erhaltene Eisenwolframlegierung, welche ohne Eisenzusatz 77,8 Proz. Wolfram enthält und äußerst strengflüssig ist, zur Darstellung von Wolframstahl.
Eisenlohr, 1) Wilhelm, Physiker, geb. 1. Jan. 1799 zu Pforzheim, studierte seit 1817 in Heidelberg Mathematik und Naturwissenschaft, ward 1819 Professor der Mathematik und Physik am Lyceum zu Mannheim, 1840 Professor der Physik am polytechnischen Institut in Karlsruhe und starb 10. Juli 1872. E. gründete die erste Gewerbeschule in Baden zu Mannheim, 1847 eine Uhrmacherschule im Schwarzwald und war bis 1863 für weitere Förderung des Gewerbeschulwesens im Großherzogtum sehr erfolgreich thätig; E. lieferte auch mehrere optische Untersuchungen und schrieb ein "Lehrbuch der Physik" (11. Aufl. von Zech, Stuttg. 1876).
2) Jakob Friedrich, Architekt, Vetter des vorigen, geb. 23. Nov. 1805 zu Lörrach, ward 1832 Lehrer, 1853 Baurat und Vorstand der Bauschule des Polytechnikums zu Karlsruhe und starb 27. Febr. 1854 daselbst. E. stand überwiegend unter den Einflüssen des romanischen Stils; bekannt machte er sich namentlich durch seine Hochbauten an der Badischen Eisenbahn, welche 1865-66 publiziert wurden. Er veröffentlichte: "Ornamentik in ihrer Anwendung aufs Baugewerbe", fortgesetzt von Lang (Karlsr. 1849 bis 1867); "Mittelalterliche Bauwerke im südwestlichen Deutschland und am Rhein" (das. 1853-57); "Holzbauten des Schwarzwaldes" (das. 1853); "Entwürfe zu Gebäuden verschiedener Gattung" (das. 1852-1859); "Bauverzierungen in Holz" (2. Aufl., Karlsr. 1868-70) u. a.
3) August, Ägyptolog, geb. 6. Okt. 1832 zu Mannheim, studierte seit 1850 in Heidelberg und Göttingen Theologie, wurde aber 1853 von einer Nervenkrankheit befallen, die ihn mehrere Jahre lang an seinen Studien verhinderte. Nach seiner Genesung erlernte er 1858 die Landwirtschaft, studierte dann in Heidelberg Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, und promovierte daselbst 1860. Eine zufällige Veranlassung führte ihn 1865 zum Studium des Chinesischen und hierdurch zu dem der Schrift und Sprache der Hieroglyphen, worin er durch Chabas und später durch Brugsch auf den richtigen Pfad geleitet wurde. Nachdem er sich 1869 für Ägyptologie in Heidelberg mit der Schrift "Analytische Erklärung des demotischen Teils der Rosettana" (Leipz. 1869) habilitiert, bereiste er im Winter 1869-70 im Auftrag des Großherzogs von Baden Ägypten. In Alexandria lernte er den großen "Papyrus Harris" (von Ramses II., um 1320 v. Chr.), ein 3000 Jahre altes Zeugnis für die mosaische Religionsstiftung enthaltend, kennen, den er 1872 für die Besitzerin Miß Harris an das Britische Museum verkaufte und in dem Werkchen "Der große Papyrus Harris" (Leipz. 1872) beschrieb. Eine Übersetzung des Papyrus veröffentlichte er in der "Zeitschrift für ägyptische Sprache". In derselben erschien auch (1875) ein Vortrag über altägyptische Maße nach dem "Papyrus Rhind" des Britischen Museums, den er 1874 auf dem internationalen Orientalistenkongreß zu London gehalten hatte. Den ganzen Papyrus mit Übersetzung, Kommentar und Wörterbuch veröffentlichte er daraus unter dem Titel: "Ein mathematisches Handbuch der alten Ägypter" (Leipz. 1877, 2 Bde.). 1872 wurde E. zum außerordentlichen Professor ernannt.
Eisenmarkt, Marktflecken, s. Vájda-Hunyád.
Eisenmenger, 1) Johann Andreas, namhafter antijüdischer Schriftsteller, geb. 1654 zu Mannheim, studierte in Amsterdam orientalische Sprachen, ward 1700 Professor der orientalischen Sprachen in Heidelberg und verfaßte hier sein "Entdecktes Judentum, oder Bericht, wie die Juden das Christentum etc. lästern", ein Werk, welches damals ungemeines Aufsehen machte, und für dessen Unterdrückung die Juden dem Verfasser 12,000 Gulden anboten. E. hatte nämlich darin aus 196 Schriften jüdischer Gelehrten viele Angriffe gegen das Christentum zusammengestellt. König Friedrich I. von Preußen ließ auf Bitten der Erben das Werk 1711 auf seine Kosten zu Königsberg drucken. E. starb 20. Dez. 1704.
2) August, Maler, geb. 11. Febr. 1830 zu Wien, wurde 1845 Schüler der Akademie und errang schon nach 14 Tagen den ersten Preis im Zeichnen. Seine beschränkten Verhältnisse nötigten ihn, in den Jahren nach 1848 den Besuch der Akademie zu unterbrechen. Erst 1856 trat eine glückliche Wendung in seiner Entwickelung ein, als er Rahls Schüler und einer seiner besten Gehilfen wurde. 1863 zum Zeichenlehrer an der protestantischen Realschule in Wien ernannt, setzte er daneben die Malerei fort. Die bedeutendsten seiner monumentalen Werke sind die in Wachsfarben ausgeführten Deckengemälde im Palast der Gesellschaft der Musikfreunde (Apollo mit den Musen und Genien), die Plafondmalereien im großen Saal des Grand Hôtel und in der Treppenhalle des Tietzschen Palastes am Schottenring, die Ölmalereien im Palast Guttmann (zwölf Monate), die im Schloß Hörnstein, welche Ahnenbilder und je eine bedeutsame Episode aus dem Leben des Kaisers Maximilian I. und des Herzogs Leopold darstellen, die Fresken an der Rückseite der Akademie und die Friesmedaillons im Museum für Kunst und Industrie, die verschiedenen Zweige der Kunsttechnik darstellend, die durch ihre poetische Auffassung und technische Ausführung zu seinen besten Monumentalmalereien gehören (hrsg. von O. Berggruen, Wien 1885). 1878 malte er den Vorhang des neuen Theaters in Augsburg mit der originellen Darstellung des Äsop, der dem Volk von einer Brunnensäule herab seine Fabeln vorträgt; 1881 begann er die Ausschmückung des Treppenhauses im Justizpalast, und 1885 vollendete er einen Cyklus von friesartigen Kompositionen im Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses im Reichsratsgebäude, welcher die Entstehung des modernen Staatswesens aus ungeordneten Verhältnissen darstellt. 1872 zum Professor an der Akademie ernannt, gründete er auch eine Privatschule zur Heranbildung jüngerer Talente in der Monumentalmalerei.