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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Emsdetten - Emulsin.

produktion und Fabrikanlagen von größter Wichtigkeit geworden.

Emsdetten, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Münster, Kreis Steinfurt, an der Linie Münster-Emden der Preußischen Staatsbahn und unweit der Ems, mit (1880) 1767 Einw., katholischer und evang. Pfarrkirche und bedeutender Leinen- und Halbleinen-, Korb- und Wannenfabrikation.

Emser, Hieronymus, einer der namhaftesten Gegner der Reformation, geb. 1477 zu Ulm, hielt seit 1502 in Erfurt humanistische Vorlesungen, welche auch Luther hörte, wandte sich 1504 nach Leipzig, trat aber noch in demselben Jahr zu Dresden als Sekretär in die Dienste des Herzogs Georg von Sachsen und bewirkte durch eine Reise nach Rom die Heiligsprechung des Bischofs Benno von Meißen. Mit Luther stand er anfangs in gutem Einvernehmen, aber nach der Leipziger Disputation geriet er mit ihm in einen Streit, der bis zu seinem Tod (8. Nov. 1527) dauerte. Mit der päpstlichen Bannbulle verbrannte Luther auch Emsers Schriften. Seine Übersetzung des Neuen Testaments (1527) ist nichts andres als die nach der Vulgata und der kirchlichen Auslegung abgeänderte Luthersche, obwohl er letzterer 1400 Irrtümer und Lügen vorgeworfen hatte. Da E. auf seinen Schriften sein Familienwappen, einen Bockskopf, anzubringen pflegte, so nannte ihn Luther spottweise den Bock-E. Von Emsers Schriften ist besonders die "Vita Bennonis" (Leipz. 1512) von Interesse. Vgl. Waldau, Nachrichten von Emsers Leben und Schriften (Ansb. 1783).

Emser Kongreß, die Zusammenkunft der Abgeordneten der Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln und Salzburg im Sommer 1786 zu Ems, die zum Zweck hatte, den Eingriffen der päpstlichen Kurie in die erzbischöflichen Gerechtsame Schranken zu setzen. Die nächste Veranlassung war die Errichtung einer Nunziatur zu München, bei der alle Dispensationen und sonstigen geistlichen Verwilligungen, welche früher die Erzbischöfe erteilt hatten, eingeholt werden sollten. Der Nunzius Cäsar Zoglio zog sofort fast die gesamte geistliche Gerichtsbarkeit an sich, wogegen die Erzbischöfe ihren Unterthanen verboten, sich unter irgend welchem Vorwand an den päpstlichen Nunzius zu wenden, und im Sommer 1786 zu Ems die sogen. Emser Punktation aufsetzten, in welcher die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln und Salzburg, sich stützend auf den Grundsatz, daß jeder Bischof seine Gewalt ebenso von Gott habe wie der Papst die seinige, forderten, daß der Papst in ihren Sprengeln weder ihre Jurisdiktion durch Exemtionen, noch ihre Dispensationsgewalt durch Reservationen, noch ihre gesetzgebende Macht durch eigenmächtig erlassene Verordnungen beschränken dürfe. Die Erbfolge in den geistlichen Pfründen sollte aufhören, Pfründen in Deutschland auch nur mit gebornen Deutschen besetzt werden. Als dritte Appellationsinstanz sollten Provinzialsynodalgerichte errichtet, die Aschaffenburger Konkordate revidiert und, falls der Papst diese Beschlüsse nicht genehmige, die Beschwerden der Bischöfe durch ein allgemeines deutsches Nationalkonzil erledigt werden. Der Kaiser erklärte sich zwar bereit, die Rechte der Erzbischöfe zu schützen, in der Hoffnung, daß die Erzbischöfe mit ihren Suffraganbischöfen im Einvernehmen wären. Allein die letztern sahen in den Emser Beschlüssen nur einen Versuch, die Metropolitangewalt zu erweitern. Der Kaiser ließ die Sache bald wieder liegen, die Erzbischöfe selbst wurden unter sich uneins, und der Versuch, das katholische Deutschland von Rom zu emanzipieren, endete mit einem den vier Erzbischöfen von seiten des Papstes erteilten ernsten Verweis. Vgl. Münch, Geschichte des Emser Kongresses u. seiner Punktate (Karlsr. 1840); Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage (Rost. 1871).

Emser Punktation, s. Emser Kongreß.

Emskirchen, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Neustadt a. d. Aisch, an der Linie Passau-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn, hat eine evang. Pfarrkirche und (1880) 901 Einw., die vorzugsweise Hopfenbau treiben.

Emsterkanal, der schiffbar gemachte Abfluß der Seen von Lehnin in Brandenburg, geht oberhalb Brandenburg in die Havel, ist 16,5 km lang und dient vorzugsweise zum Transport von Ziegelsteinen.

Ems-Vechtekanal, Kanal in der Provinz Hannover, zwischen der Ems bei Hanekenfähr (oberhalb Lingen) und der Vechte bei Frenswegen, ist 21 km lang und gehört zu den zahlreichen Kanälen, welche die preußische Regierung seit der Erwerbung von Hannover in den großen Mooren des Emsgebiets anlegen läßt (s. Süd-Nordkanal).

Emtio (lat.), s. Kauf.

Emtor (lat.), der Käufer; e. bonae fidel, Käufer mit gutem Glauben (an das Recht des Verkäufers zum Verkauf). Emtrix, Käuferin.

Emu (Dromaeus Vieill.), Vögelgattung aus der Ordnung der Straußvögel u. der Familie der Kasuare (Casuarinae), große Tiere, welche gewissermaßen ein Mittelglied zwischen Strauß und Kasuar bilden und dem Strauß ähnlich sind, durch gedrungenern Körperbau, kürzere Beine und kürzern Hals aber sich von ihm unterscheiden. Der Schnabel ist mittellang, gerade, seitlich sehr zusammengedruckt, breit, auf der Firste gekielt, die Nasenlöcher liegen in seiner Mitte, der Kopf ist ohne Helm; Flügel und Schwanz sind vollständig verkümmert und ohne Schwingen, bez. Steuerfedern, die Läufe sind fast durchweg mit starken Schildern bekleidet, bis zum Fersengelenk befiedert, und der Fuß teilt sich in drei mit starken Nägeln bewehrte Zehen. Das Gefieder läßt nur die Kopfseiten und die Gurgelgegend frei. Der E. (neuholländische Kasuar, D. Novae Hollandiae Gray), 170-200 cm hoch, ist gleichmäßig mattbraun, auf dem Kopf, der Hals- und Rückenmitte dunkler, auf der Unterseite etwas heller; das Auge ist braun, der Schnabel dunkel hornfarben, der Fuß hellbräunlich, die nackten Teile des Gesichts sind graubläulich. Diese Art bewohnt das östliche Australien, der schlankere gefleckte E. (D. irroratus Bartl.), mit schwächern Fußwurzeln, längern Zehen und eng gestellten, lichtgrauen und dunkelbraunen Querbändern auf den Federn, das westliche Australien. Jetzt ist der Vogel aus den angesiedelten Gegenden völlig verschwunden. Sein Fett wurde früher viel als Heilmittel benutzt. Über sein Freileben weiß man sehr wenig, in der Gefangenschaft hat man zuerst 1830 in London und seitdem regelmäßig Nachkommenschaft erzielt. Das Weibchen legt dunkelgrüne Eier, welche das Männchen in einer ausgescharrten Vertiefung des Bodens in 58 Tagen ausbrütet. Die Jungen sind grauweißlich, dunkel längsgestreift, werden nur vom Männchen gepflegt und sind nach zwei Jahren ausgewachsen. Der E. erträgt unsern Winter sehr gut und verlangt höchstens einen gegen den Wind geschützten Raum; er zeigt sich dumm und langweilig, begnügt sich mit dem einfachsten Körnerfutter und Grünzeug aller Art, soll sich in Australien zeitweilig fast ausschließlich von Früchten nähren, verschmäht aber auch tierische Stoffe nicht gänzlich.

Emulsin (Synaptas), ein in den Mandeln vorkommender farbloser, amorpher, eiweißartiger Kör-^[folgende Seite]