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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Euphrasie; Euphrat; Euphratbahn; Euphrosyne; Euphuismus

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Euphrasie - Euphuismus.

Blüten in einseitswendigen, endständigen Ähren und eiförmiger oder länglicher, zusammengedrückter Kapsel. Etwa 40 Arten in den gemäßigten Klimaten der nördlichen und südlichen Erdhälfte, meist parasitisch auf den Wurzeln der Gräser. E. officinalis L., mit breit eiförmigen, gesägten Blättern und weißen, violett und gelb gezeichneten Blüten, variiert je nach Boden, Ortshöhe und Witterung mannigfach, findet sich auf Wiesen und Triften durch ganz Deutschland und stand sonst besonders bei Augenkrankheiten im Ruf. Neuerlich hat sie die Homöopathie in ihren Arzneischatz gezogen.

Euphrasie (griech.), Frohsinn, Heitersinn.

Euphrat (bei den Persern Ufratu, bei den Hebräern Phrat, bei den Syrern Ephrat, bei den Arabern Furat), der größte Strom Vorderasiens, entspringt auf dem armenischen Hochland in zwei Quellströmen, einem nördlichen, Karasu (westlicher E.) genannt, der im N. von Erzerum, auf dem Dumly Dagh, seinen Ursprung hat, und einem südlichen, Murad (östlicher E.), der etwa 220 km östlicher am Ala Dagh entsteht und, ein reißender Gebirgsfluß, zwischen steilen Felsenufern mit Strudeln und Fällen hinströmt. Beide Flüsse haben westliche Hauptrichtung, und zwischen ihnen erhebt sich die Gebirgsmasse des Bingöl Dagh bis zu 3686 m Höhe, weiter westlich zwingt der 2750 m hohe Musu Dagh den Karasu zu einem großen Bogen. Nach der Vereinigung der beiden Quellströme, die oberhalb der Stadt Kjeban Maaden in 812 m Höhe erfolgt, nimmt der Strom eine südliche Richtung an, umfließt in einer großen Wendung nach W. den Musu Dagh und durchbricht dann unter gewaltigen Krümmungen wild flutend die Tauruskette. Hier nach SO. gerichtet, braust er durch eine Felsenspalte zwischen den wildesten, 600-1000 m hohen Gebirgsmassen über Steinbänke, und Stromschnelle auf Stromschnelle folgen sich auf einer Strecke von 150 km. Bei Telek wird er an einer Stelle, welche Gleikash ("Hirschensprung") heißt, auf etwa 20 m Breite eingeengt. Nachdem er hier seinen östlichsten Punkt erreicht hat, dem ganz nahe im O. die Quellen seines großen Nebenstroms, des Didschle (Tigris), liegen, wendet er sich nach SW. und macht zwischen Gerger (in 700 m Höhe) und Samsat seine letzten Wasserstürze. Darauf schlägt der Strom bei Rumkale eine südliche Richtung ein, die er bis Balis im ganzen beibehält, und nähert sich dabei dem Mittelländischen Meer auf etwa 155 km. Unterhalb Balis wird die Richtung eine östliche, geht aber bald in die südöstliche über, die fortan die Hauptdirektion bis zur Mündung bleibt. Dieser mittlere Lauf des E., von da an, wo er aus den letzten Vorbergen heraustritt, ist tief eingeschnitten in die Ebene. Nur wenig fruchtbares Land liegt unten im Thal, während die höhere Ebene, die nicht zu bewässern ist, einen vollständigen Steppencharakter hat. Nur einen größern Zufluß, den einzigen von links, nimmt er in diesem Teil auf, den Chabur bei Abu Serai; auf dem rechten Ufer fehlen bedeutende Nebenflüsse gänzlich. Oberhalb von El Deir erscheinen die ersten Dattelpalmen, Limonen- und Orangenbäume; dort spaltet sich der Strom und umschließt flache Inseln, und die Umgegend ist bebaut. Weiterhin strömt der Fluß wieder zwischen hohen Hügeln in einem felsigen Bett, mit großer Wasserfülle, aber ohne irgend einen Katarakt, obwohl er ober- und unterhalb Anah häufig Verengerungen hat und oft flach ist. Die Ufer sind von Beduinen zahlreich bevölkert, die nicht nur in Zelten, deren es viele Tausende gibt, sondern auch in Ziegel-, Erd-, Stein- und Schilfhäusern wohnen. Unterhalb Hit nehmen die Hügel an Höhe ab; die Gegend wird fast flach, der Strom tief und wild. Nun durchströmen E. und Tigris ein fettes Alluvialland, mit welchem beide Flüsse selbst den einst 400-500 km tiefer ins Land hineinragenden Persischen Meerbusen ausgefüllt haben. Bei Bagdad nähern sich E. und Tigris bis auf 35 km, gehen aber wieder nach verschiedenen Richtungen auseinander und fließen dann 150 km weit parallel nebeneinander fort. Auf dieser Strecke, auf welcher Hille (das alte Babylon) liegt, sieht man nur schwarze Zelte der Beduinen. Das Land ist nicht mehr durch fleißige Thätigkeit der Bewohner vor dem Flugsand der Wüste geschützt; im Altertum war es durch künstlich regulierte Bewässerung fruchtbar, und jetzt noch durchziehen unterhalb Bagdad Kanäle die fast wagerechte Schlammniederung zwischen dem E. und Tigris. Unterhalb derselben sendet letzterer durch den Schatt el Hai dem E. einen Teil seiner Gewässer zu, bis dieser endlich bei Korna sein träges, klares Wasser ganz mit dem trüben des pfeilschnell fließenden Tigris vereinigt. Der vereinigte Strom führt nun den Namen Schatt el Arab und geht durch eine ebene, fruchtbare Niederung, allenthalben von Dörfern und Dattelhainen, Wiesen und künstlichen Bewässerungssystemen begleitet, dem Persischen Meerbusen zu, den er 90 km unterhalb Basra erreicht. Etwa 70 km oberhalb beginnt das Mündungsdelta, welches während mehrerer Monate des Jahrs unter Wasser steht, während in der trocknen Zeit der Boden mit einer Salzkruste bedeckt ist. Von den vielem Mündungsarmen ist nur ein einziger großen Schiffen zugänglich. Der Schatt el Arab nimmt links den aus den Bergen Luristans kommenden ansehnlichen Kercha und den ebendaher fließenden, überaus gewundenen Kuren (Karun) auf. Die ganze Länge des E. von der Quelle des Murad an beträgt 2770 km, und der Umfang des Stromgebiets des E. und Tigris wird auf 673,400 qkm (12,230 QM.) angegeben. Gegen Ende März, mit der Regenzeit, beginnt das Steigen des Stroms, der gegen Ende Juni seine größte Höhe erreicht. Während dieser ganzen Zeit findet sich von Samsat an kein Hindernis für Dampfschiffahrt auf dem Strom; indessen geschieht die Beschiffung, abgesehen von selten fahrenden offiziellen Dampfern, nur mittels Flößen, welche auf aufgeblasenen Hammelhäuten, sogen. Keleks, liegen. Am niedrigsten ist der E. im November, und dann bietet er zwischen Biredschik und Basra durch Felsen und Untiefen an 39 Stellen Hindernisse für die Schiffahrt. Die bedeutendsten Städte an den Ufern des E. sind: Erzerum, Ersindschan, Egin, Kjeban Maaden, Biredschik, Rakka, Deir, Anah, Hit und Hille. Der E. ernährt treffliche Fische, und längs seiner Ufer finden sich Steinkohlen, Bitumen und Naphtha reichlich. Der Strom bildet seit uralter Zeit die Grenzscheide vieler Länder, aber nicht der Völker, die ihn leicht überschritten. Die Römer sahen ihn als Reichsgrenze an, bis Trajan zum Tigris vordrang; doch wurden im 4. Jahrh. die alten Verhältnisse wiederhergestellt, bis allmählich die Neuperser die Römer immer mehr zurückdrängten. Als Handelsstrom war der E. auch im Altertum von geringerer Bedeutung; nur die Schiffahrt nach dem Meer hin, unterhalb Babylon, scheint erheblich gewesen zu sein. Vgl. Chesney, Expedition for the survey of the rivers Euphrates and Tigris (Lond. 1850, 2 Bde.).

Euphratbahn, s. Kleinasien.

Euphrosyne, eine der drei Grazien (s. Chariten).

Euphuismus, eine gesuchte, antithesenvolle, spitzfindige, pedantisch-süßliche Art des Witzes, die in