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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fantoccini; Fanum; Fanum Fortunä; Fao; Fa presto; Faquin; Far; Farâbi; Farachabad; Farad; Faraday

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Fantoccini - Faraday.

ernannt. Da er den König Albert vor der Räumung Mailands Anfang August 1848 im Palast Greppi gegen die Volkswut schützte, ward er von demselben zum Generalmajor in der sardinischen Armee ernannt, befehligte 1849 eine Brigade unter Ramorino und erhielt nach dessen kriegsrechtlicher Verurteilung das Kommando der lombardischen Division, deren Auflösung bald nach dem Friedensschluß erfolgte. Im Krimkrieg 1855 befehligte er eine der vier sardinischen Brigaden, die mit Auszeichnung an der Tschernaja 16. Aug. fochten. 1859 kommandierte er als Generalleutnant die 4. piemontesische Division und erhielt mit Cialdini den Auftrag, an der Sesia gegen den Feind zu demonstrieren und dadurch den Flankenmarsch der Franzosen nach Novara zu maskieren. Am 25. Mai etwas zurückgedrängt, überschritt F. am 30. die Sesia und bemächtigte sich des Ortes Confienza, von wo er einen Angriff des österreichischen Generals Weigl zurückschlug. Bei Magenta sowie bei Solferino erschien er erst gegen das Ende des Kampfes auf dem Schlachtfeld. Im Oktober d. J. von den provisorischen Regierungen von Toscana, Parma, Modena und der Romagna zum Oberbefehlshaber ihrer Streitkräfte ernannt, war er für eine einheitliche Organisation und kriegstüchtige Ausbildung derselben thätig. Im Januar 1860 berief ihn Graf Cavour zum Kriegs- und Marineminister. In dieser Stellung entwickelte er behufs der Reorganisation des italienischen Heers eine rastlose Thätigkeit. Vor allem suchte er das spezifisch Piemontesische abzustreifen und dem umgebildeten Heer einen allgemein italienischen Charakter zu geben, was aber in Sardinien zum Teil viel Unwillen erregte. F. war es auch, welcher die Expedition der Piemontesen in den Kirchenstaat ins Werk setzte. Als aber nach Cavours Tod im Juni 1861 Ricasoli an das Ruder kam, trat F. zurück, erhielt als General der Armee 1862 das Kommando des 5. Militärdepartements zu Florenz und starb hier 5. April 1865. Vgl. Carantini, Vita di Manfredo F. (Verona 1884).

Fantoccini (ital., spr. -totschini), s. Marionetten.

Fanum (lat.), jeder der Gottheit geweihte Ort, besonders Tempelplatz, dann Heiligtum überhaupt.

Fanum Fortunä, Stadt, s. Fano.

Fao (Fau), Hafenplatz an der Mündung des Hauptarms des Schatt el Arab in den Golf von Persien, am rechten Ufer desselben, Sitz der türkischen Verwaltung für die Euphratschiffahrt und mehrerer Schifffahrts- und Telegraphengesellschaften. Die große Landtelegraphenlinie nach Indien schließt sich hier an das Kabel nach Buschir-Karatschi an. Ausgehende Schiffe müssen in F. einen Lotsen nehmen, die einlaufenden nehmen einen solchen bei Buschir an Bord. Wegen der Nachbarschaft des großen räuberischen Stammes der arabischen Nossareh ist hier ein türkisches Truppendetachement stationiert.

Fa presto, Künstlerbeiname, s. Giordano.

Faquin (franz., spr. -käng), hölzerner Mann, nach dem man in der Reitschule im Rennen mit der Lanze stößt, meist mit einer solchen Vorrichtung, daß die Figur, ungeschickt getroffen, dem Stoßenden einen Schlag gibt; auch s. v. w. Lump, Wicht; Faquinerie, Schelmen-, Schurkenstreich.

Far (lat.), Dinkel, Spelt.

Farâbi (Alfarâbi), Abu Nasr Mohammed ben Mohammed ben Tarchân, einer der größten arab. Philosophen, auch berühmter Mathematiker und Arzt, gegen Ende des 9. Jahrh. zu Farâb in Transoxanien geboren, kam früh nach Bagdad, wo damals unter den Abbassiden Künste und Wissenschaften in reichster Blüte standen, lebte später eine Zeitlang am Hof des Seif Uddaulah Ali zu Aleppo und begleitete diesen Fürsten nach Damaskus, wo er im Dezember 950 starb. Unter seinen zahlreichen, mehr als 100 Nummern zählenden größern und kleinern Schriften, von denen nur ein sehr geringer Teil, im arabischen Original oder in hebräischen Übersetzungen, auf uns gekommen ist, nehmen seine Kommentare zum Aristoteles, hauptsächlich zu dessen "Organon" die erste Stelle ein, wie er denn auch gerade die Logik zum Hauptgegenstand seines Studiums erwählte und deren Kenntnis vor allem unter seinen Zeitgenossen zu verbreiten suchte. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: "Ihsâ-alulûm" (Aufzählung der Wissenschaften, handschriftlich z. B. im Escorial erhalten), "Alsirâ-alfâdhile" (Ethik), "Alsiâsa-alma-danijjah" (Politik) und ein Werk über die Tendenz der Philosophie des Platon und der des Aristoteles oder Analyse der verschiedenen Schriften beider (für die Araber zugleich Hauptquelle für eingehende Kenntnis der Aristotelischen Kategorien). F. war auch ein großer Musiker und hat über Musik besonders zwei bedeutende Werke verfaßt, von denen das eine nach einer Leidener Handschrift von Kosegarten in der Vorrede zum ersten Band seiner Ausgabe des arabischen "Kitâb-alaghânî" analysiert worden ist. Avicenna schöpfte fast seine ganze Philosophie aus Farâbis Schriften. Eine ausführliche Liste seiner Werke findet sich in Ibn abi Oçeibias arabischer Geschichte der Ärzte und in Alkistîs Philosophenlexikon. Eine kurze, aber lichtvolle Darstellung seines Wirkens gab Munk in seinen "Mélanges de philosophie juive et arabe" (Par. 1859); sehr wertvoll in bibliographischer Hinsicht, aber leider sehr verworren und unübersichtlich ist Steinschneiders umfangreiche Arbeit über F. in den "Mémoires de l'Académie de St-Pétersbourg" (1869). Einzelne kleinere Abhandlungen Farâbis wurden von Schmölders in "Documenta philosophiae Arabum" (Bonn 1836) herausgegeben. F. versuchte sich als Dilettant auch in persischer Poesie, und einige Fragmente persischer Lieder sind von ihm erhalten.

Farachabad, Ort in der pers. Provinz Masenderan, an der Südküste des Kaspischen Meers und der Mündung des Tedschen, in fruchtbarer Ebene, gegenwärtig in Verfall. Schah Abbas starb hier 1628.

Farad, die Einheit der elektrischen Kapazität, s. Elektrische Maßeinheiten.

Faraday (spr. -dä), Michael, Chemiker und Physiker, geb. 22. Sept. 1791 zu Newington Butts bei London, beschäftigte sich bis in sein 22. Jahr mit Buchbinderei, studierte aber daneben physikalische und chemische Werke, hörte später Vorlesungen Davys, ward 1813 dessen Gehilfe, dann sein Sekretär und 1827 Professor der Chemie an der Royal Institution in London. 1829-42 lehrte er auch an der Militärakademie in Woolwich. F. war einer der bedeutendsten Naturforscher aller Zeiten; kaum jemals hat ein einziger Mensch eine so große Reihe wissenschaftlicher Entdeckungen von folgenschwerster Bedeutung gemacht wie er. Fast alle seine Entdeckungen waren überdies derart, daß sie auf die Vorstellungen von dem Wesen der Kräfte den tiefgreifendsten Einfluß ausübten. Faradays erste Arbeiten gehören vorwiegend dem Gebiet der Chemie an; gegen das Ende der 20er Jahre wandte er sich mehr der Physik zu, und 1830 begannen seine elektrischen Untersuchungen, welche unsre Kenntnis der Elektrizität in ungeahnter Weise bereicherten. Diese Untersuchungen, als "Experimental researches in electricity" bezeichnet, erschienen 1832-55 und separat in 2 Bänden London 1844-^[BINDESTRICH!]