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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Farouche; Farquhar; Farr

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Farouche - Farr.

den besonders zum Lasttragen benutzt, denn Fahrwege gibt es auf diesen unebenen Felseneilanden nicht. An Vögeln, besonders Wasservögeln, ist großer Überfluß, namentlich auf den Küstenfelsen; da diese aber überall sehr steil sind, so ist der übrigens sehr ergiebige Vogelfang sowie auch das Einsammeln der Eier und Federn mit sehr großen Gefahren verbunden. Die Vögel werden teils frisch gegessen, teils getrocknet und für den Winter aufbewahrt; auch die Eier geben eine gute Nahrung, und die Federn bilden für die Inseln einen wichtigen Ausfuhrartikel. Die Fischerei ist ergiebig, besonders der Dorschfang; den meisten Gewinn aber bringt der Fang eines kleinen Walfisches (Grindwal), doch bleibt derselbe oft mehrere Jahre hintereinander aus, um sich dann wieder zahlreich einzufinden. Die Zahl der getöteten Walfische kann in sehr guten Jahren 2-3000 Stück erreichen. Ein Grindwal gibt ⅔-1 Tonne Thran; auch wird das Fleisch gern gegessen. Der gänzliche Mangel an Wald wird durch vortrefflichen Torf einigermaßen ausgeglichen; auch Steinkohlen gibt es, besonders auf Suderö, die aber nur zwei Drittel der Heizkraft englischer Kohlen besitzen. Unter den Mineralien sind Opale zu erwähnen. Die wichtigste Industrie der Bewohner besteht in der Anfertigung grober wollener Zeuge.

Seit 1854 besteht eine Volksrepräsentation durch das Lagthing. Zu demselben gehören: der Amtmann als Wortführender, der Propst und 18 auf vier Jahre gewählte Mitglieder. Das Lagthing versammelt sich jährlich am Olaustag in Thorshavn auf Strömö und darf höchstens vier Wochen beisammenbleiben. Es gibt Gutachten ab über die von der Regierung vorgelegten, die F. betreffenden Gesetzentwürfe und macht Vorschläge zu neuen Gesetzen und öffentlichen Anstalten. Das Lagthing wählt ein Mitglied für das dänische Landsthing, und die Bevölkerung wählt direkt einen Vertreter für das Folkething. In ziviler Hinsicht werden die Inseln verwaltet von einem Amtmann, der zugleich Kommandant ist, von einem Landvogt (Landfoged), welcher zugleich Polizeimeister der Inseln, königlicher Steuereinnehmer und Aufseher über die dem Staat gehörenden Pachtgüter ist, und von einem Sorenskriver ("geschworner Schreiber"), welcher Richter ist. Außerdem gibt es noch sechs von dem Amtmann für jedes Syssel ernannte Sysselmänd, welche in einigen Sachen Richter erster Instanz, übrigens aber Assistenten des Landvogts und des Sorenskrivers sind. Als Hauptgesetz gilt das norwegische des Königs Christian V. In kirchlicher Hinsicht bilden die Inseln eine Propstei, die zu dem Stifte des Primas von Dänemark, des Bischofs von Seeland, gehört und 7 Pastorate mit 41 Kirchspielen enthält. Der Propst ist Pastor auf Strömö (Thorshavn); jeder Pastor hat 5-7 Kirchen zu verwalten, von denen manche wohl 20-30 km von der Hauptkirche entfernt sind, und zu denen der Weg äußerst beschwerlich ist. Die Kirchen sind gleich den Wohnhäusern von Holz aufgeführt, niedrig und klein. Das Land ist in 2400 "Mark" eingeteilt, von denen beinahe die Hälfte Staatseigentum ist. Die Staatseinkünfte fließen teils aus den Landsteuern, welche nach Mark Land (ähnlich dem Hartkorn in Dänemark) berechnet werden, teils aus Handelsabgaben, da der Handel seit 1855 nicht mehr monopolisiert ist. Diese Staatseinkünfte betragen (1882-83) etwa 63,000 und die Staatsausgaben 74,000 Kronen. Die 6 Sysseler oder Distrikte, in welche die F. zerfallen, und von denen das erste 2 Pastorate, die andern je eins umfassen, sind mit ihrer Bevölkerung von 1880 folgende: 1) Strömö, umfassend die 45 km lange, 15 km breite Hauptinsel und die kleinen Inseln Nolsö, Hestö und Kolterö, 402 qkm (7,3 QM.) mit 3137 Einw., geteilt in 2 Pastorate: a) Syd-Strömö, mit 4 Kirchspielen, darunter Thorshavn, die einzige Stadt der Insel und Sitz der Behörden, mit (1880) 984 Einw., und Kirkebö, ehemals Bischofsitz, an der südwestlichen Seite der Insel, und b) Nord-Strömö, mit 6 Kirchspielen (darunter Vestmannhavn, der beste Hafen der Inseln, zwischen Strömö und Vaagö); 2) Norderö, umfassend 6 Inseln (Viderö, Bordö, Kunö, Kalsö, Svinö und Fuglö), 220 qkm (4 QM.) mit 1397 Einw. in 7 Kirchspielen; 3) Österö, die Insel gleichen Namens, 262 qkm (4,7 QM.) mit 2712 Einw. in 7 Kirchspielen und dem trefflichen Hafen Kongshavn an dem 15 km langen Skalafjord; 4) Vaagö, umfassend die Inseln Vaagö und Mygenäs, 165 qkm (3 QM.) mit 1130 Einw. und 5 Kirchspielen; 5) Sandö, umfassend die Inseln Sandö, Skuö und Store Dimon, 110 qkm (2 QM.) mit 870 Einw. und 5 Kirchspielen; 6) Suderö, die südlichste und am besten angebaute Insel gleichen Namens, 149 qkm (2,7 QM.) mit 1974 Einw. und 6 Kirchspielen (darunter Qualba mit Steinkohlenbrüchen).

Farouche (franz., spr. -ruhsch), wild, scheu, roh.

Farquhar (spr. farkwör oder farkör), George, engl. Lustspieldichter, geb. 1678 zu Londonderry, erhielt seine Erziehung im Trinity College zu Dublin, entlief demselben aber und schloß sich einer Schauspielertruppe an. Infolge eines unglücklichen Zwischenfalles (er erstach aus Versehen einen Mitspieler auf der Bühne) begab er sich nach London und widmete sich hier der Bühnenschriftstellerei. Später erhielt er eine Leutnantsstelle in einem irländischen Regiment; doch zwangen ihn ökonomische Verhältnisse, sie zu verkaufen. Er starb im April 1707. F. ist Verfasser von acht Lustspielen (darunter "Love and a bottle", 1698; "The constant couple", 1700; "Sir Harry Wildair", 1701; "The recruiting officer", 1706; "Beaux' stratagem", 1707; mit dem zweitgenannten deutsch von Frankenberg in der "Bibliothek englischer Lustspiele", Bd. 2, Leipz. 1839), die sich durch Bühneneffekte, lebhafte Handlung und Sprache und glückliche Charakterzeichnung auszeichnen, aber auch, dem Zeitgeschmack folgend, an lasciven Szenen zum Teil überreich sind. Seine "Works", die auch Gedichte, Briefe und Essays enthalten, erschienen in 10. Auflage 1772, 2 Bde.; seine dramatischen Werke (mit denen von Congreve, Vanbrugh u. a.) London 1849.

Farr (Farre), der mannbare Stier.

Farr, William, engl. Statistiker, geb. 1807 zu Kenley in der englischen Grafschaft Shropshire, studierte Medizin, übte die ärztliche Praxis aus, bis er 1838 in die Generalregistratur zu London berufen wurde, wo er bis 1882 die Nachrichten über Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle bearbeitete und, auf diese Arbeiten gestützt, die "English life tables" (Lond. 1864) herausgab, eine Berechnung der Mortalität und Vitalität, der Lebens- und Unfallversicherung, denen "English reproduction table" (das. 1880) und "Net premiums for insurance against fatal accident" (das. 1880) folgten. Auf dem Gebiet der Pädagogik schrieb er "Advantages of Art- and Science-Schools" (Lond. 1878) nebst zahlreichen Berichten über internationale statistische Kongresse, an denen er teilnahm. Von 1871 bis 1873 war F. Präsident der Statistical Society zu London. Er starb 14. April 1883 daselbst. Eine Auswahl aus seinen Schriften gab Humphreys heraus unter dem Titel: "Vital statistics: a memorial volume" (Lond. 1886).