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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fasan

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Fasan.

dem Bauch und den Seiten rötlichbraun, purpurfarbig schimmernd und schwarz gezeichnet, auf dem Mantel mit weißen Halbmondflecken; die langen, zerschlissenen Bürzelfedern sind dunkel kupferrot, die Schwingen braun, rostgelb gebändert, die Schwanzfedern olivengrau, schwarz gebändert, kastanienbraun gesäumt; das nackte Augenfeld ist rot, das Auge rostgelb, der Schnabel hell bräunlichgelb, der Fuß rötlichgrau. Das kleinere Weibchen ist erdgrau, schwarz und dunkel rostfarben gefleckt und gebändert. Der Edelfasan stammt von den Küstenländern des Kaspischen Meers und wurde nach der Mythe durch die Argonauten vom Fluß Phasis in Kolchis nach Griechenland gebracht; in der Litteratur erscheint er nicht vor Aristophanes. Nach Ägypten kam er aus Medien, und unter Ptolemäos Euergetes II. wurde er bereits in Alexandria seines Fleisches halber gezüchtet. Die Römer mästeten ihn in großer Zahl, und auf den Villen Karls d. Gr. wurde er gleichfalls gehalten. Seitdem hat er sich in Europa mehr und mehr akklimatisiert, und namentlich in Österreich und Böhmen lebt er in vollkommener Wildheit. Er ist auch sehr häufig in Ungarn und Südrußland, findet sich noch in Südfrankreich und Italien, geht aber in Griechenland seiner Ausrottung entgegen; in Ostasien vertreten ihn andre Arten. Der F. meidet geschlossenen Hochwald, bevorzugt Haine und Gebüsche in der Nähe von Feldern und Wiesen, treibt sich am Tag am Boden umher und übernachtet auf Bäumen oder Büschen. Er läuft vorzüglich, fliegt schlecht, ist geistig wenig begabt und sehr leicht aus der Fassung zu bringen, so daß er, überrascht, die Flügel zu gebrauchen vergißt. Er hält sich gern verborgen und bewahrt stets Selbständigkeit, wird also nie recht zahm. Die Balzzeit beginnt im März und dauert bis zum Mai. Der Hahn läßt dann, besonders des Morgens, heisere Balzlaute hören und lockt die Hennen mit einem "Kack, Kack" zusammen. Im Freien tritt er gewöhnlich nur wenig, höchstens 5-6 Hennen, in Fasanerien wohl 10 Stück. Das Weibchen baut auf der Erde, im Gras oder im Strauchwerk ein kunstloses Nest, legt etwa 8-15 hell olivengrüne Eier, welche es in 24 Tagen ausbrütet. Im September und Oktober erhält der junge Hahn nach und nach sein dunkleres metallisches Gefieder und läßt später auch beim Auffliegen den gackernden Ton hören. Die Jagd, bei welcher gewöhnlich nur Hähne geschossen werden, deren Schonzeit auf die Monate Juni, Juli und August beschränkt ist, während das Wildschongesetz für Preußen den Hennen eine Schonzeit von Anfang Februar bis Ende August gewährt, kann auf der Suche mit dem Vorstehhund betrieben werden. Außerdem wird diese Wildart auf der Treibjagd erlegt, jedoch müssen die Treiben klein sein und die Treiber, zwischen denen man Hühnerhunde suchen läßt, sehr dicht und langsam gehen, weil der F. sehr fest liegt und sich leicht drückt. Man kann den F. wie andres Geflügel halten, erzielt dann aber keine Nachzucht, da die Henne im engern Gewahrsam wohl Eier legt, aber nicht brütet. Zu erfolgreicher Fasanenzucht ist eine Waldparzelle von 4-6 Hektar, am besten Laubholz, Mittelwald mit einzelnen alten Laubholz- und Nadelholzstämmen, jungen Nadelholzbeständen, beeren- und früchtetragenden Bäumen und Sträuchern, erforderlich; dieselbe muß auch Blößen, üppigen Graswuchs und Wasser enthalten und darf nicht in zu großer Nähe eines Dorfs oder einer Stadt liegen. Der ganze Raum (Fasanerie) muß mit einer Mauer oder mit Palissaden eingefriedigt werden. In diese Fasanerien werden mehrere Familien, je aus einem Hahn und 5-6 Hennen bestehend, versetzt, nachdem man den Hähnen, um sie am Fortfliegen zu hindern, ein Flügelgelenk abgeschnitten hat. Man unterscheidet wilde und zahme (künstliche) Fasanerien. Bei den erstern überläßt man die Tiere völlig sich selbst, läßt namentlich auch die Hennen ihre Eier an jedem beliebigen Ort ausbrüten, die Jungen von der natürlichen Mutter führen, beschützen und ernähren und sorgt nur in strengen Wintern für Fütterung. Bei der zahmen Fasanenzucht dagegen wird eine bestimmte Anzahl Fasaneneier gesammelt und in einem besondern Lokal durch Trut- oder kleine Haushennen ausgebrütet, worauf man die Jungen durch künstliches Futter erzieht und dieselben, auch wenn sie völlig erwachsen sind, zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Orte täglich füttert. Diese letztere Methode ist auch auf einem von Mauern umgebenen Hof ausführbar, wenn man während der Legezeit die einzelnen Familien durch Drahtgitter voneinander trennt. Die Fasanenhenne beginnt in der ersten Hälfte des März zu legen und liefert gegen 20 Eier, die Brutzeit dauert 25-26 Tage. Die erste Nahrung der Jungen besteht in einem Teig von Brotkrumen, hart gekochten, klein gewiegten Eiern und Ameiseneiern; nach 14 Tagen gibt man allmählich auch Weizen und nach zwei Monaten Weizen, Gerste, Buchweizen. Der F. begattet sich auch mit der Haushenne und liefert Bastarde, die kräftiger sind als der Vater, mit dem übrigen Hausgeflügel erzogen werden können, sehr zartes und wohlschmeckendes Fleisch liefern, aber nicht fortpflanzungsfähig sind. Über Fasanenzucht schrieben: Goedde (2. Aufl., Berl. 1880), A. R. Schulz (Wien 1872), Reuter (Berl. 1875), Cronau (Straßb. 1884).

Der Goldfasan (P. [Thaumalea] pictus L.), 85 cm lang, 65 cm breit, mit 60 cm langem Schwanz, besitzt einen goldgelben Federbusch auf dem Kopf, einen orangeroten, schwarz gestreiften, abstehenden Kragen, ist auf dem Oberrücken goldgrün, schwarz geschuppt, auf dem Unterrücken hochgelb, am Unterleib hoch safranrot; die Schwingen sind rotgraubraun, rostrot gesäumt, die Schulterfedern dunkelblau, heller gerändert, die Schwanzfedern bräunlich, schwarz marmoriert oder netzartig gezeichnet, die verlängerten, schmalen Oberschwanzdeckfedern dunkelrot; das Auge ist goldgelb, der Schnabel weißgelb, der Fuß bräunlich. Der Goldfasan lebt in Südtaurien, im Osten der Mongolei und in Süd- und Südwestchina, findet sich ausschließlich im Gebirge, ist begabter als der Edelfasan, auch besser zähmbar. Er hält sich bei uns recht gut; die Henne legt im Mai 8-12 sehr kleine, gelbrote Eier, welche durch Hühner ausgebrütet werden können, woraus man die Jungen wie Edelfasanen erzieht. Cuvier wollte im Goldfasan den Phönix der Mythe erblicken. Fast noch schöner ist der Amherstfasan (P. [Thaumalea] Amherstiae Leadb.), 125 cm lang, mit 90 cm langem Schwanz, rotem, auf der Stirn schwarzem Federbusch, silberfarbenem, dunkel gestreiftem Kragen, am Hals, Oberrücken und den Oberflügeldeckfedern hell goldgrün, dunkel geschuppt, am Unterrücken goldgelb, dunkel schattiert, an den Oberschwanzdeckfedern blaßrötlich, schwarz gebändert und gefleckt, unterseits weiß; die Schwingen sind bräunlichgrau, heller gesäumt, die mittlern Steuerfedern weißgrau getüpfelt, schwarz gebändert, gelb gesäumt, die übrigen grau, die seitlichen Oberschwanzdeckfedern verlängert und korallrot; das Auge ist goldgelb, das nackte Wangenfeld bläulich, Schnabel und Fuß gelb. Er bewohnt höhere Gebirgsregionen in China und Tibet, ist noch begabter als der vorige, härter und recht geeignet, bei uns akklimatisiert zu werden. Er erzeugt mit dem