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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Festigkeitsmaschinen - Festnahme.

5) Die Schubfestigkeit oder der Widerstand gegen Abscheren hat den Kräften entgegenzuwirken, welche die gegenseitige Verschiebung der Teile eines Körpers zu bewirken streben. Die Schubkraft ist meist verschieden, je nachdem sie parallel oder rechtwinkelig zur Längenachse eines Stabes wirkt. Greift sie den Stab unter dem Winkel zur letztern an, so bildet sie annähernd das geometrische Mittel aus den differierenden Festigkeitskoeffizienten. Die Schubfestigkeit beträgt durchschnittlich für das QZentimeter

^[Liste]

Schmiedeeisen 600 kg

Gusseisen 230 kg

Gussstahl 800 kg

Sandstein 8 kg

Kalkstein 5 kg

Granit 9 kg

Eichenholz 10 kg

Tannenholz 9 kg

Buchenholz 6 kg

Die Schubkräfte treten in jedem auf Biegung in Anspruch genommenen Balken auf, indem sie die Fasern desselben sowohl parallel als rechtwinkelig zu seiner neutralen Achse übereinander zu verschieben suchen. Die horizontalen Schubkräfte sind den vertikalen Schubkräften direkt proportional, erreichen in den äußersten Fasern sowie in dem neutralen Vertikalschnitt ihr Minimum und in der neutralen Vertikalschicht sowie über dem Auflager ihr Maximum. Die vertikalen Schubkräfte eines beliebigen Vertikalschnitts ergeben sich aus der Differenz des lotrecht nach oben gerichteten Auflagerdrucks und des lotrecht nach unten wirkenden Gewichts des zwischen dem Auflager und jenem Schnitt gelegenen Körperstücks. Außer diesen horizontalen und vertikalen Schubkräften ist in gewissen Fällen, insbesondere bei Eisenkonstruktionen, die Kenntnis der durch ihr gleichzeitiges Wirken entstehenden geneigten Schubkräfte für den Konstrukteur von Interesse. Unter Schubspannung versteht man die auf die Flächeneinheit, z. B. 1 qcm, reduzierte Schubkraft.

6) Die Torsionsfestigkeit oder der Widerstand gegen Verdrehen kommt namentlich bei Maschinenteilen, z. B. cylindrischen Wellen, in Betracht. Der Winkel, welcher die Verdrehung der äußersten Fasern mißt, heißt der Torsionswinkel und ist dem Torsionsmoment oder dem Produkt aus der auf den cylindrischen Stab verdrehend wirkenden Kraft mit ihrem auf die Stabachse bezogenen Hebelarm sowie der Länge des verdrehten Stabes direkt und der vierten Potenz seines Durchmessers indirekt proportional. Das Torsionsmoment selbst ist dem Produkt aus der Spannung eines Querschnittelements in der Entfernung 1 von der Stabachse in das auf die geometrische Achse des cylindrischen Stabes bezogene Trägheitsmoment gleich, wobei sich die größte zulässige Spannung der äußersten Querschnittselemente für Holz 73, für Gußeisen 438, für Schmiedeeisen 730 und für Stahl 1250 kg pro QZentimeter setzen läßt. Vgl. Clebsch, Theorie der Elastizität fester Körper (Leipz. 1862); Behse, Berechnung der F. von Holz- und Eisenkonstruktionen (das. 1864); Heinzerling, Die angreifenden und widerstehenden Kräfte (Berl. 1867); Winkler, Die Lehre von der Elastizität und F. (Prag 1867); H. Müller, Elementarhandbuch der Festigkeitslehre (das. 1875); Kurz, Taschenbuch der Festigkeitslehre (Berl. 1878); Grashof, Theorie der Elastizität und F. (das. 1878).

Festigkeitsmaschinen, s. Materialprüfung.

Festilog (lat.), Verzeichnis der Heiligenfeste.

Festin (franz., spr. -stäng), Fest, Festmahl.

Festina lente, lat. Sprichwort: "eile mit Weile".

Festinieren (lat.), eilen, beschleunigen; Festination, Eile, Eilfertigkeit.

Festiniog, Stadt in Merionethshire (Nordwales), am obern Dwyryd, mit Kupfergruben, berühmten Schieferbrüchen und (1881) 11,279 Einw.

Festino (ital.), Fest, besonders Kostümball.

Festino, bei den alten Logikern Name des dritten Schlußmodus der zweiten Figur, wobei der Obersatz allgemein verneint, der Untersatz besonders bejaht und der Schlußsatz besonders verneint (EIO). Beispiel: Kein Tapferer fürchtet den Tod, Hans fürchtet den Tod, also ist Hans nicht tapfer. Vgl. Schluß.

Festival (engl., spr. féstiwäl), Festtag.

Festivität (lat.), Festlichkeit.

Festivo (ital.), in der Musik: festlich, feierlich.

Festland, s. v. w. Kontinent.

Festmachen, die Anwendung geheimer Mittel, um sich angeblich gegen Hieb, Stich und Schuß zu sichern oder auch andre, z. B. Diebe, Soldaten, zu zwingen, stehen zu bleiben, ohne sich rühren zu können. Die letztere Art, auch Bannen genannt, besteht in einem Bannspruch, dessen Kraft von Dämmerung zu Dämmerung, entweder einen Tag oder eine Nacht hindurch, währen soll, wenn nicht vorher ein Lösespruch sie aufhebt; die erstere, welche auch Hartmachen heißt, kam besonders unter den Soldaten bei der weitern Verbreitung der Schießwaffen zum Kriegsgebrauch auf. Am stärksten grassierte dieser Aberglaube zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, und Grimmelshausens berühmter "Simplicius Simplicissimus" weiß viele Beispiele vom F. aus seinen Erlebnissen zu erzählen. Es wurden hierzu außer den schon aus dem griechischen und germanischen Altertum (Achilleus, Siegfried) bekannten Manipulationen, Sprüchen und Salbungen verschiedene Zeremonien (z. B. Schießen nach einem Kruzifix) vorgenommen, oder bestimmte Zaubermittel, namentlich die bekannte Allermannsharnisch-Wurzel (Radix victorialis) oder sogen. Nothemden, die von reinen Jungfrauen unter bestimmten Zeremonien in heiliger Zeit gesponnen wurden, angewandt. Den Namen Passauer Kunst erhielt dieses F., weil ein Scharfrichter zu Passau 1611 vorgab, ein Mittel zu besitzen, welches jemand so hart machen sollte, daß Kugel und Säbel von ihm abprallen müßten, und den dortigen Soldaten thalergroße und mit allerlei wunderlichen Figuren bezeichnete Papierblättchen verkaufte, die sie unter gewissen geheim gehaltenen Prozeduren verschlingen mußten. Noch in den letzten Kriegen fand man bei sehr vielen türkischen, italienischen und französischen Soldaten derartige auf bloßem Leib getragene Schutzmittel. Vgl. "F. und Waffenzauber aus dem Dreißigjährigen Krieg" in G. Freytags "Bildern aus der deutschen Vergangenheit", Bd. 2.

Festmeter (fm), forstwirtschaftl. Raummaß, besonders für Langnutzhölzer, = 1 cbm fester Holzmasse, zu unterscheiden vom Raummeter (rm), welches 1 cbm geschichteten Holzes (also Holzmasse) mit den unvermeidlichen Zwischenräumen bedeutet. 1 Raummeter Scheitholz enthält 0,7-0,8 Festmeter, 1 Raummeter Stockholz nur 0,45 Festmeter. Vgl. Baur, Untersuchungen über den Festgehalt und das Gewicht des Schichtholzes und der Rinde (Augsb. 1879).

Festnahme (Festnehmung), s. v. w. Verhaftung (s. Haft), insbesondere die vorläufige Verhaftung verdächtiger Personen durch die Staatsanwaltschaft oder durch die Organe der Sicherheitspolizei. Während nämlich eine Verhaftung in der Regel nur auf Grund eines schriftlichen richterlichen Befehls stattfinden soll, kann nach der deutschen Strafprozeßordnung (§ 127) von der Staatsanwaltschaft und von Polizei- und Sicherheitsbeamten auch dann zur vorläufigen F. geschritten werden, wenn die Voraussetzungen eines Haftbefehls vorliegen und Gefahr im Verzug obwaltet. Wird jemand auf frischer That