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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Feuerballen - Feuerdienst.

Lebens führte er ein Gemälde für den Justizpalast in Nürnberg, Huldigung Ludwigs des Bayern, neben dem Titanensturz aus. Die scharfe Beurteilung des letztern auf der Münchener Ausstellung von 1879 scheint seinen Tod beschleunigt zu haben. Er starb 4. Jan. 1880 in Venedig. Vgl. "Ein Vermächtnis von Anselm F." (2. Aufl., Wien 1885, autobiographische Aufzeichnungen etc. enthaltend); O. Berggruen, Die Galerie Schack (das. 1883).

Feuerballen, Feuerwerkskörper, bestehen aus einem Beutel von Zwilch, mit angefeuchtetem grauen Satz (s. Feuerwerkerei) gefüllt und mit einer Zündung (Satzröhrchen) versehen. Der fertige F. wird zum Schutz mit Bindfaden bestrickt und in Pech getaucht. F. dienen im Festungskrieg zum Entzünden, Erleuchten, zur Verteidigung der Bresche sowie als Stankkugeln in Minengalerien.

Feuerbaum, s. Metrosideros und Wacholder.

Feuerbesprechen, Volksaberglaube, nach welchem gewisse Menschen im Besitz der geheimen Kunst sind, eine Feuersbrunst durch vorgebliche Zaubersprüche und Zauberformeln (Feuersegen) zu bewältigen, welch letztere auf hölzerne Teller geschrieben wurden, deren Vorrätighalten noch ein sächsisches Edikt von 1742 vorschrieb, um sie ins Feuer zu werfen. Raffaels bekanntes Gemälde: der Brand im Borgo (im Vatikan) soll bekanntlich die Beschwichtigung des entfesselten Elements durch den Papst Leo IV. darstellen. S. Versprechen.

Feuerbestattung, s. Totenbestattung.

Feuerblume, s. Papaver.

Feuerbock (Feuerhund, Kaminständer), ein aus zwei durch eine Kette oder eine Querstange verbundenen Füßen oder Böcken bestehendes Gestell, welches vor dem Kamin zum Auflegen des Holzes dient. Es gibt italienische (besonders venezianische), französische und deutsche Feuerböcke aus der Renaissancezeit, welche künstlerisch mit Ornamenten und Figuren verziert sind.

Feuerbrücke, eine Mauererhöhung hinter dem Roste der Dampfkessel- und andrer Feuerungen, erzeugt eine Verengerung in dem Feuerzug und veranlaßt dadurch eine höhere Geschwindigkeit der abziehenden Feuergase an dieser Stelle. Da aber unmittelbar hinter der F. der Zug sich wieder erweitert, so wird eine Durcheinanderwirbelung der vom Rost kommenden Gase bewirkt, und falls sich unter diesen noch Sauerstoff und halb verbrannte Verbrennungsprodukte befinden, so werden sich letztere, wie man annimmt, infolge der Mischung von neuem entzünden und völlig verbrennend ihre volle Heizkraft entwickeln. Die F. erschwert auch das Hineingelangen von Kohle und Schlacke in den Zug und zeichnet die Richtungsänderung der Flamme vor. Von ihrer Form hängt auch die Erhaltung der Kesseltafeln oder eines über sie gespannten Gewölbes (wie es bei Puddel- und Schweißöfen vorkommt) wesentlich ab; denn wenn sie eine sogen. Spitz- oder Stichflamme erzeugt, so leiden diese Teile sehr schnell. Sie selbst aber, von drei Seiten von Flammen umgeben, muß selbstverständlich aus feuerfestem Material hergestellt sein. Bei den Puddel- und Schweißöfen wird sie außerdem noch künstlich gekühlt, indem je ein Gußrohr in sie eingemauert ist, durch welches atmosphärische Luft oder selbst kaltes Wasser dauernd hindurchzieht und so ihrem Niederschmelzen vorbeugt.

Feuerbüchse (Feuerbox, Feuerkiste), der die Feuerung enthaltende Raum der Lokomotivkessel, s. Dampfkessel, S. 450, und Lokomotive.

Feuerdarre, s. Samendarre.

Feuerdienst (Pyrolatrie), die Verehrung des Feuers als einer geheimnisvollen Macht (Urelement, Daseinsprinzip) an sich oder als Symbol und Erscheinungsform übersinnlicher Wesen. In niedrigster, an den Fetischdienst streifender Gestalt, bei welcher die Flamme als ein lebendiges, bald wohlthätiges, bald zerstörendes Wesen betrachtet wird, fand sich diese Verehrung bei den meisten Naturvölkern, die den Gebrauch des Feuers überhaupt besaßen. Man sucht das verzehrende Element zu versöhnen und bei guter Laune zu erhalten, damit es nicht die Wohnungen zerstöre, indem man ihm Fettstoffe etc. zur Nahrung bietet. Eine etwas veredelte Form stellt der auf die meisten indogermanischen Völker übergegangene F. der alten Inder dar: auch hier ist die Flamme der Gott Agni (Ignis) selbst, der, durch Reiben und Quirlen zweier Hölzer zur Erde herabgerufen, in der Hütte der Hirten erscheint, mit tiefer Verehrung empfangen wird und, nachdem er mit Butter erquickt, die Gebete der Frommen entgegennimmt, um sie als Mittler, als Freund der Götter emporzutragen. Immer noch an das Feuer direkt, aber in noch mehr vertiefter Form knüpft sich der griechisch-römische Kult des Feuers als des weltschöpferischen und kulturbringenden Elements an die Verehrung der Gottheit des häuslichen Herdes und des Erdfeuers (Hestia oder Vesta), zu welcher sich die Verehrung des göttergleichen Prometheus gesellte, welcher das Feuer dem Menschen vom Himmel gebracht, d. h. das Feuererzeugen gelehrt, hatte. Als weiteres, sekundäres Erzeugnis der menschlichen Phantasie treten uns dann die im Rate der übrigen Götter sitzenden Personifikationen des Feuers als allgemeinen Naturprinzips entgegen, wobei bald die eine Erscheinungsform, bald die andre in den Vordergrund tritt, so z. B. der Vulkanismus und das Schmiedegewerbe beim Hephästos und Vulkan, die Sonnenglut im Dienste des altmexikanischen und peruanischen Feuergottes, das Blitzfeuer etc. Hierher gehören der ägyptische Phtha, der Baal zu Tyros, der Moloch der Kanaaniter etc., die oft als die ältesten oder Hauptgötter bezeichnet wurden, wie denn bei den Aino der Feuergott es ist, zu dem man sich in allen Angelegenheiten zuerst wendet, der Feuer-Manitu der Delawaren über allen andern Manitus steht etc. Wenn daher auch dem Feuergott als dem furchtbarsten meist die wertvollsten Opfer dargebracht wurden (dem Moloch Menschenopfer) und er bei der Reformation der meisten ältern Kulte in einen feindseligen, aus dem Himmel geworfenen und darum hinkenden, in der Erde angeschmiedeten Dämon verwandelt wurde, wie Ahriman der Perser, Ahi der Inder, Loki der Skandinavier, Luzifer der Christen: so läßt sich nicht leugnen, daß in den Religionen, die sich zum mehr oder weniger reinen Monotheismus aufgeschwungen haben, auch dem höchsten Gott fast stets einige Züge des Feuergottes anhafteten. So erscheint Ormuzd als Feuer und spricht aus der Flamme wie Jehovah, als er die zehn Gebote gab; Jupiter erscheint auf Bitten der Semele als verzehrendes Feuer etc. Die ewigen Feuer der Perser, Ägypter, Chaldäer, Phöniker, Juden etc. in den Tempeln ihrer höchsten Götter erklären sich hiernach von selbst. Auch im Parsismus (s. d.) wird die Flamme ausdrücklich nur als Symbol des Ormuzd angesehen und nur als solches von den Feueranbetern verehrt. Ihr Leuchten, Nach-oben-streben, ihre reinigende Kraft machten sie vor allen andern Dingen geeignet, als Symbol der Gottheit zu dienen. In allen Teilen der Erde, in Mexiko wie in Peru, in Indien wie in Deutschland und Gallien, in Griechenland und Rom, überall ging