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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Feuerhaken; Feuerhemden; Feuerhund; Feuerkanal; Feuerkiste; Feuerkraut; Feuerkröte; Feuerkugel; Feuerland

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Feuerhaken - Feuerland.

Feuerhaken, das Schüreisen der Heizer in Gießereien, bei Lokomotivkesseln etc.

Feuerhemden, mit leicht brennbaren Stoffen getränkte Stücke Leinwand, die man früher im Seekrieg an feindlichen Schiffen befestigte und entzündete, um diese in Brand zu stecken.

Feuerhund, s. Feuerbock.

Feuerkanal (Rauchkanal), s. Dampfkessel, S. 448, und Feuerungsanlagen.

Feuerkiste, s. v. w. Feuerbüchse (s. d.).

Feuerkraut, s. Cladonia, Clematis und Epilobium.

Feuerkröte, s. Frösche.

Feuerkugel (Bolide), helle Lichterscheinung am Himmel, die äußerlich einige Ähnlichkeit mit einem Kometen hat, plötzlich auftaucht, wenige Sekunden sichtbar bleibt und meist, mit oder ohne Geräusch und unter Funkensprühen, explodiert, während ein leuchtender Schweif längere Zeit sichtbar bleibt. Hauptsächlich durch größere Helligkeit und scheinbaren Durchmesser, der nicht selten dem der Mondscheibe gleichkommt, unterscheiden sich die Feuerkugeln von den Sternschnuppen (s. d.). Die nach der Explosion auf die Erde herabfallenden Bruchstücke der F. sind die Meteoriten (s. d.). Die Anzahl der sichtbar werdenden Feuerkugeln ist nicht gering; im mittlern und nordwestlichen Europa hat man in wenigen Jahren mehr als 80 verzeichnet. Auf die einzelnen Monate verteilen sich die Feuerkugeln ungleich, am zahlreichsten sind sie, wie die Sternschnuppen, im August und November. Die Helligkeit der Feuerkugeln ist bisweilen außerordentlich groß. Die F. vom 3. Dez. 1861 verbreitete in 10 Meilen Entfernung einen Glanz, der den des Vollmondes übertraf; hiernach müßte die wahre Lichtintensität des Meteors gleich derjenigen von 68 Mill. Gasflammen sein. Die Farbe der Feuerkugeln ist meistens weiß. Unter 404 Meteoren fand J. ^[Johann Friedrich Julius] Schmidt 344 weiße, 11 gelbe, 23 rote und 34 grüne. Das plötzliche Auftreten und rasche Verschwinden der Feuerkugeln verhindert in hohem Grad ihre genaue Beobachtung durch Fernrohre; nur zufällig hat man bisher die eine oder andre Erscheinung dieser Art teleskopisch betrachten können, wobei sich mehrere kleinere Körper in einer allgemeinen Dunsthülle zeigten. Interessantere Aufschlüsse ergab die teleskopische Beobachtung der Schweife von Feuerkugeln. Für das bloße Auge verschwindet ein solcher Schweif sehr rasch, im Fernrohr kann man ihn dagegen länger verfolgen und nimmt dabei merkwürdige Gestaltveränderungen desselben wahr. Die F., welche dem großen Eisenfall von Hradschina vorausging, hinterließ einen zickzackförmigen Schweif, der 3½ Stunden am Himmel sichtbar blieb. Die Höhe, in welcher Feuerkugeln zuerst sichtbar werden, beträgt stets über 1 Meile. Die F. vom 3. Dez. 1861 stand beim Aufleuchten 28 Meilen über der Erde, die vom 4. März 1863: 181 Meilen; die erstere senkte sich und explodierte in 13,3 Meilen Höhe, letztere in 3,5 Meilen. Nur in sehr seltenen Fällen findet das Zerspringen der F. in geringerer Höhe als 1 Meile statt. Um so merkwürdiger ist das furchtbare Getöse, welches die Explosion einzelner Feuerkugeln begleitete und noch in meilenweiter Entfernung vernommen wurde. Die Feuerkugeln sind kosmische Körper, gewissermaßen kleine Planeten, welche aus dem Himmelsraum in die Nähe der Erde gelangen und durch den Widerstand, den ihnen die Luft entgegensetzt, in heftigstes Glühen geraten. Sich ablösende Teilchen bilden den leuchtenden Schweif, und die Explosion wird wahrscheinlich durch Gase verursacht, welche sich bei der hohen Temperatur im Innern der F. entwickeln.

Feuerland (span. Tierra del Fuego, engl. Fuegia), eine Inselgruppe an der Südspitze von Südamerika, vom Festland durch die Magelhaensstraße getrennt, wurde von Magelhaens 1520 entdeckt und F. benannt, weil er nächtlicherweile große Feuer auf der Küste gewahrte. Erst die von dem Spanier Cordova und von den Briten unter King, Stokes und Fitzroy 1825 bis 1836 angestellten Untersuchungen der Südküsten Amerikas und besonders die Forschungen Ch. Darwins, des Begleiters Fitzroys, haben uns eine genauere Kenntnis des Feuerlandes verschafft. Es umfaßt ein Gesamtareal von 73,140 qkm (1328,3 QM.) und besteht aus einer großen Hauptinsel, dem eigentlichen F. (von dem Engländer Narborough König Karls-Südland genannt), 48,114 qkm (874,9 QM.) groß; ferner aus sieben größern Inseln, Desolation (Sta. Ines), Clarence, Dawson, Hoste (6600 qkm), Navarin (2480 qkm), Wollaston, Staateninsel (1100 qkm); endlich aus vielen kleinen Eilanden, z. B. den Diego Ramirez Inseln und den Hermiten, deren südlichste im Kap Horn ausläuft. Nach dem am 23. Juli 1881 abgeschlossenen Grenzvertrag haben sich Chile und die Argentinische Republik in das F. geteilt, und ist letzterer der östlich vom Meridian von 68° 34' westl. L. v. Gr. gelegene Teil der Hauptinsel mit Staateninsel zuerkannt worden. Es kommen demnach auf Chile 52,698 qkm, auf Argentinien nur 20,444 qkm (s. Karte "Südamerika"). Das Ganze ist ein äußerst zerrissenes, abschreckendes Inselchaos, im O. meist wellenförmige Ebene, im W. Gebirgsland. Letzteres bildet das von der Magelhaensstraße durchschnittene südlichste Stück des Kordillerensystems, als dessen äußerstes Ende das Kap Horn, das als nackte, schwarze Felsenpyramide 565 m hoch aus den Fluten aufsteigt, anzusehen ist. Die höchsten bis jetzt gemessenen Berge sind der Darwin (2100 m) und der Sarmiento (2070 m), beide mit großen Gletschern, auf der Hauptinsel. Die kleinern Inseln erheben sich bis zu 1000 m Höhe. Die Gehänge der Berge im N. sind vom Meeresspiegel an mit dichten und großen Wäldern bedeckt, die meist aus der birkenblätterigen und der immergrünen Buche (Fagus antarctica und betuloides) sowie dem Winterrindenbaum (Drymis Winteri) bestehen, welche ihre braungrünen Blätter nie abwerfen. Dazwischen blühen an lichtern Stellen, an den gegen N. exponierten Hügeln, Fuchsien, Veroniken mit holzigen Stämmen, Berberitzen, Johannisbeeren, Ranunkeln, Primeln, Grasnelken, ja selbst Cinerarien, Kamelien u. dgl. Das Innere der Wälder ist von Massen faulender Pflanzenstoffe bedeckt und so düster, kalt und naß, daß Schwämme, Moose und Farne nur schlecht gedeihen. Diese Wälder gehen im NW. bis etwa 500 m Höhe hinauf, wo sie scharf abgeschnitten aufhören. Dann folgt ein Strich Torflandes, mit kleinen Alpenpflanzen und gegen den Skorbut heilsamen Kräutern bedeckt, und hierauf, etwa in 850 m Höhe, die Linie des ewigen Schnees. Die Berge enden zuweilen in scharfen, zerrissenen Spitzen, und der Anblick des Ganzen, von der Ferne gesehen, mit den Felsenzacken, den Schneekegeln, den blauen Gletschern, dem waldigen Saum und der wechselnden Beleuchtung, die aus schwarzen, zerrissenen Wolken flüchtig darüber hinstreift, gewährt ein düsteres, schwermütiges, immerhin aber grandioses Bild. Besonders großartig ist die Landschaft am Beaglekanal, an dessen Nordseite sich 1000 m hohe Berge erheben. Die Inseln erhalten durch die heftigen und mit Feuchtigkeit überladenen West- und Südwestwinde, welche während der meisten Monate vorherrschen, namentlich in dem westlichen Teil,