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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Finnland

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Finnland (Bewässerung, Klima, Areal und Bevölkerung).

Zusammenhang mit dem benachbarten Schweden anzudeuten. Die ganze Mitte Finnlands ist ein 130-200 m ü. M. erhabenes Plateau voller Seen und mit Felsen bedeckt, die aber keine regelmäßigen Ketten bilden. Die wichtigste Kette ist der Maanselkä (s. d.). Als ein Bergland erscheint F. nicht, obgleich die Oberfläche sehr uneben ist und seine Höhen aus Granitmassen bestehen. Nur im nördlichsten Teil, in Lappland, findet man ansehnliche Berge. Der höchste ist Haldefjäll (lappländ. Haldischok) an der norwegischen Grenze (1258 m). Man rechnet diesen Berg auch wohl zu den norwegischen Alpen. Die nächst diesem bemerkenswertesten Berge sind der Pallastunturi (858 m), der Qunastunturi und der Peldooaivi, alle in Lappland. Weiter nach S. reicht kein Gipfel über 600 m; bei Kuusamo finden sich noch bis zu 585 m sich erhebende Höhen. Der höchste Berg im südlichen F. ist der Thirismaa im Kirchspiel Hollola (230 m). Das Gebirge Finnlands besteht durchgängig aus Granitgneis, Glimmerschiefer und Hornblendegesteinen, die im mannigfaltigsten Wechsel und in zahlreichen Übergängen auftreten und in untergeordneten Lagern Syenitschiefer, Thonschiefer, körnigen Kalk, Feldspatfels, Porphyr, Quarzfels und Eisenerze einschließen. Eigentliches Flözgebirge fehlt in F. Südlich von Wiborg in den niedrigen Umgebungen des Ladogasees und gegen St. Petersburg hin ist das Granitgneisgebirge verschwunden, und es erscheint das Schwemmland, aus Granit und Sandsteinblöcken, verschiedenartigem Gerölle, Mooren und Morästen bestehend; eigentliche Trappgebirge fehlen. Metallische Fossilien sind im ganzen sparsam verbreitet, aber desto reicher ist das Land an sonstigen merkwürdigen Mineralien, z. B. Kupferkies (bei Orijärwi in Nyland), Magneteisen (in dem Syenit eingesprengt und lagerartig mit Magnetkies und Bleiglanz, auf der Insel Degerö), Augit, Skapolit, Tafelspat, Vesuvian, Flußspat, Graphit (in dem körnigen Kalk von Pargas), Tantalit, Smaragd und Gigantolit (im Granitgneis von Tammela und Rimito). Salz fehlt ganz. Die bedeutendsten Flüsse (meist Abflüsse der zahlreichen Seen) sind: der Kemi, der Uleå (finn. Oulujoki), der Kumojoki, der Kymmenejoki (Kymijoki) und der Wuoxen (Wuoksi). Von den Seen des Landes, die zum Teil von ungeheuern Granitblöcken umgeben sind, nennen wir im N. den Enare, im O. den Ladogasee, ferner den Kallavesi, Pielisjärvi, Höytiäinen, Oriwesi, Euonwesi, Haukiwesi, Saima etc., welche zum fawolaks-karelischen Wassersystem gehören. Den Mittelpunkt des tawastländischen oder mittlern Systems bildet der große Päijäne (s. d.). Das westliche System besteht aus den Seen Näsijärvi, Pyhäjärvi, Mallaswesi, Längelmäwesi, Roine u. a.; ihm entfließt der Kumoelf (s. d.). Man hat, um die Verbindungen zu befördern, mehrere Durchschnitte oder Kanäle angelegt, darunter einige mit Schleusen und sonstigen hydrotechnischen Bauten. Die bedeutendsten dieser Kanäle sind: der Konnuskanal, der Saipalekanal zwischen Nyslott und Kuopio, der Wiantokanal, der Nerkkokanal nördlich der Stadt Nerkko, der Lempoiskanal unweit der Eisenbahnlinie Tawastehus-Tammerfors und der Walkiakoskikanal, welcher die genannte Eisenbahn mit den malerischen Seen der westlichen Tawastlande, dem Mallaswesi, dem Roine und dem Längelmäwesi, verbindet. Um die Gewässer des Enonwesi- und Saimasees direkt mit dem Finnischen Meerbusen zu verbinden, wurde der große Saimakanal zwischen Willmanstrand und Wiborg (1844-1856) ausgeführt. Derselbe ist 60 km lang, hat 3 m Tiefe, auf dem Grund 13,3 m Breite und 28 Schleusen.

Das Klima Finnlands ist kalt, aber gesund, am gesündesten zunächst am Meer und in den entlegensten Waldgegenden. Die Kälte steigt im Winter, der von Mitte Oktober bis Mitte Mai dauert, nicht selten auf 30-40° C. Der Frühling kehrt in den Waldgegenden eher ein als in den Schären und an den Küsten; die Nachtfröste dauern aber oft bis in den Sommer fort, der gewöhnlich sehr heiß ist, indem die Hitze nicht selten auf 30° C. steigt. Obwohl in den Küstengegenden der Sommer nicht wärmer ist als im Innern des Landes, so reifen doch daselbst des häufigen Regens und Taues wegen alle Gewächse zeitiger; auch dauert der Herbst an den Küsten länger als in den innern Gegenden. Die Monate Mai und Juni sind sehr trocken, August und September bringen am meisten Regen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Enontekis -2,7, in Torneå -0,5, in Uleåborg +0,6, in Karlö +1,9, in Helsingfors +3,7, in Sweaborg +4,5 und in Abo +4,6° C. Die jährliche Regen- und Schneemenge beträgt in Helsingfors 51,2 und in Abo 60,7 cm. Regentage zählt man in Uleåborg 96-97, in Abo 146-147, in Helsingfors 162.

[Areal und Bevölkerung.] Das Land zerfällt geographisch in neun Landschaften: das eigentliche F. (der südwestliche Teil), Aland, Satakunda, Österbottnien und Nyland, sämtlich am Meer liegend, ferner Karelien (zum Teil am Meer), Tawastland, Kajana und Sawolaks, im Innern. Von diesen Landschaften ist Österbottnien die größte, Aland (ganz im Meer) die kleinste. Areal und Bevölkerung verteilen sich (Ende 1883) wie folgt:

Gouvernement (Län) QKilom. QMeilen Einwohner

Nyland 11872 215,6 212018

Abo-Björneborg 24171 439,0 358067

Tawastehus 21584 392,0 230438

Wiborg 43055 781,9 313465

St. Michel 22840 414,8 170693

Kuopio 42730 776,1 265128

Wasa 41711 757,6 373777

Uleåborg 165641 3008,4 218507

Zusammen: 373604 6785,4 2142093

Die Bevölkerung betrug 1815 erst 1,095,957 Seelen. Auf das QKilometer kommen ca. 6 Einw., doch ist die Dichtigkeit der Bevölkerung eine sehr ungleiche. Im Gouvernement Nyland kommen 18, in Abo-Björneborg 15, in Tavastehus 10, dagegen in Uleåborg nur 1 Einw. auf das QKilometer. Nach dem Geschlecht getrennt, waren 1883: 1,050,205 männliche und 1,091,888 weibliche Einwohner, so daß auf 100 Männer 104 Frauen entfielen. Die Bewegung der Bevölkerung zeigte im J. 1882 folgendes Bild. Es wurden geboren 39,053 männliche und 37,000 weibliche Kinder und wanderten ein 19,359 männliche und 22,682 weibliche Personen, so daß der Zuwachs betrug 58,412 männliche und 59,682 weibliche Individuen. Dagegen starben 24,039 männliche und 22,782 weibliche Personen und wanderten aus 19,055 männliche und 22,590 weibliche Personen, so daß die Bevölkerung sich verminderte um 43,094 männliche und 45,372 weibliche Personen. Der Überschuß der Geburten und Einwanderungen über die Todesfälle und Auswanderungen ergab beim männlichen Geschlecht 15,318, beim weiblichen Geschlecht 14,310, bei beiden Geschlechtern zusammen 29,628 Köpfe. Die Zahl der Eheschließungen war 15,928 (1883: 16,546), davon 1387 in den Städten und 14,511 auf dem Land. Die städtische Bevölkerung machte 1882: 8,6 Proz. der Gesamt-^[folgende Seite]