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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fiumara; Fiume; Fiumefreddo Bruzio; Fiumicino

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Fiumara - Fiumicino.

in Verbindung mit Sir Richard Burke eine Gesamtausgabe der Werke und Korrespondenz Edmund Burkes veranstaltet (Lond. 1826-44, 20 Bde.). F. starb 4. Okt. 1857 in Wentworth House.

Fiumara, s. Tiber.

Fiume (Fanum St. Viti ad Flumen, deutsch St. Veit am Flaum, illyr. Reka), königlich ungar. freie Stadt, Freihafen und Endstation der Bahnlinien St. Peter-F. und Agram-F., liegt malerisch in einem schmalen Thal, an der Mündung der Fiumara in den Quarnerogolf, besteht aus der Alt- und Neustadt (letztere am Meer gelegen) und ist zum Teil schön und prächtig gebaut. Zu erwähnen sind die Straßen: Deák-Corso, Via del Corso, Via della Riva, Via de' Molo, die Plätze: Piazza Ürményi, Piazza Adamich, der Giardino Elisabeta und unter den Gebäuden: die alte Domkirche Mariä Himmelfahrt, mit neuem Frontispiz nach Art des römischen Panthéons, die St. Veitskirche (der Kirche Maria della Salute in Venedig nachgebildet), das Kasino mit dem neuen Theater, die Residenz des Gouverneurs, das ehemalige Seminargebäude, das Rathaus, das Palais der Seebehörde, die Sparkasse etc. F. hat mehrere Molen, einen Leuchtturm und längs des Meers einen schönen Kai mit herrlicher Aussicht auf die istrische Küste. F. (samt Gebiet) hat (1881) 20,981 Einw. (Italiener, Kroaten, Ungarn und Deutsche). Die sehr ausgedehnte Industrie umfaßt eine 1827 errichtete Papierfabrik (500 Arbeiter), welche ihr Fabrikat auch in England, Griechenland, der Türkei, Ägypten, Indien und Brasilien absetzt, eine Torpedofabrik, ein großartiges technisches Maschinenetablissement ("Stabilimento technico Fiumano"), eine königliche Tabaksfabrik (über 2000 Arb.), eine chemische Fabrik, eine Dampfmühle, eine Petroleumraffinerie (400 Arb., welche jährlich 72 Mill. Lit. Rohöl verarbeiten), eine Reisschälmühle (jährlich werden 400,000 metr. Ztr. vermahlen) und Reisstärkefabrik (jährl. Produktion 30,000 metr. Ztr.). Außerdem hat F. Fabriken für Metallguß, Kerzen, Zwieback, Konserven, Liköre, Wachs, Segeltuch, Leder etc., Seilereien und große amerikanische Getreidemühlen. Von großer Wichtigkeit war früher der schon seit Jahrhunderten hier betriebene Schiffbau. Derselbe hat in der Zeit von 1833-72: 734 Schiffe (mit 254,680 Ton.) geliefert, die auch im Ausland sehr gesucht waren. Mit der Abnahme der Segelschifffahrt geriet derselbe jedoch auch in Verfall und hat seit den Hafenbauten ganz aufgehört. Im Quarnero wird die Fischerei, besonders der Thunfischfang, lebhaft betrieben. Der Hafen wurde 2. Juni 1717 von Kaiser Karl VI. zum Freihafen erklärt und war als Hauptseehafen für das ganze ungarische Hinterland schon lange einer der wichtigsten Seeplätze der österreichisch-ungarischen Monarchie. Seitdem jedoch die ungarische Regierung in den Jahren 1872-1884 mit einem Kostenaufwand von 12 Mill. Gulden die großartigen und prachtvollen Hafenbauten: den Maria-Theresia-Molo (den äußern Wellenbrecher), die Szápáry-Riva im Anschluß an den schon vorhandenen Molo Adamich, die Sanità-Riva, den Molo Zichy mit vier und die Stephanie-Riva mit drei riesigen Magazinen, ferner den Molo Rudolf mit dem neuen Holzlagerplatz, den neuen Bootshafen und den neuen Petroleumhafen, errichtet hat, ist F. zu einem großen Seehandelsemporium herangewachsen, dessen Bedeutung als Vermittelungsplatz für den europäischen Exportverkehr immer mehr zunimmt. Die riesige Steigerung des Fiumaner Seeverkehrs beweist, daß derselbe 1870: 1,167,000 metr. Ztr. im Wert von 13,4 Mill. Gulden, 1880: 2,857,000 metr. Ztr. (27 Mill. Guld.) und 1884 bereits 6,314,000 metr. Ztr. im Wert von 68 Mill. Guld. betrug. Im J. 1884 verkehrten daselbst 7656 Schiffe von 1,275,762 Ton. Der Import betrug 2,085,000 metr. Ztr. (Petroleum, Reis etc.), der Export 4,229,000 metr. Ztr. (an Holz 39 Mill. Stück Faßdauben, 1,5 Mill. Stück Bretter, ferner Mehl etc.). An wissenschaftlichen und andern Anstalten bestehen in F. eine Marineakademie, eine nautische Schule, ein Obergymnasium, eine Realschule, ein großes Spital, mehrere Wohlthätigkeitsvereine, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, mehrere Geldinstitute, Versicherungsanstalten etc. F. ist Sitz eines königlichen Guberniums, einer königlichen Seebehörde, eines Militärplatzkommandos, eines Hafen- und Seesanitätsamts, Wechsel- und Seegerichts, Gerichtshofs, einer Finanzdirektion, Handels- und Gewerbekammer, eines Hauptzollamts u. eines deutschen Konsuls. Auf dem Alluvialfeld der Fiumara befinden sich Gemüsegärten mit der Wandelallee "Scoglietto". In der Nähe liegen der klimatische Kurort Abazzia und das alte Bergschloß Tersato (Stammschloß der Frangipani) mit besuchter Wallfahrtskirche und prächtiger Aussicht auf den Golf, die den Quarnero abschließenden Inseln Veglia und Cherso, F. und die Küste. Zum Gebiet der Stadt gehören noch drei Dörfer (Cosale, Plasse und Drenova).

F. mit Gebiet (das ungarische Litorale) umfaßt 19,57 qkm (0,34 QM.), bildet seit dem zwischen Ungarn und Kroatien 1870 getroffenen staatsrechtlichen Ausgleich ein dem ungarischen Staat einverleibtes Territorium und wird von einem dem ungarischen Ministerium unmittelbar unterstehenden königlichen Gouverneur verwaltet. Das Komitat F. gehört zu Kroatien, liegt östlich von der Stadt F. am Adriatischen Meer (Quarnero und Morlakenkanal), wird von Istrien, Krain, dem Komitat Agram und der Militärgrenze umschlossen, von Karstgebirgen ganz erfüllt, hat 1601 qkm (29,04 QM.) mit (1881) 81,070 Einw. und nur stellenweise fruchtbaren Boden. Dagegen wachsen im Vinodolthal und an der Küste Ölbäume, Feigen, Pomeranzen, Zitronen. Zum Komitat F., dessen Hauptort die Hafenstadt Buccari ist, gehören 408 Orte und die getrennt vom Gebiet im S. liegende Hafenstadt Zengg. Die Komitatssitzungen werden in der Stadt F. abgehalten.

Unter der Herrschaft der Römer gehörte die Gegend von F. zu dem alten Liburnien und nach der Teilung der römischen Monarchie zum oströmischen Reich. Karl d. Gr. entriß sie letzterm und ließ sie durch eigne Herzöge regieren, von denen sich um 900 Chresimir zum König aufwarf, dessen Stamm über ein Jahrhundert die Herrschaft behauptete. Später wurde F. als ein Lehen der Patriarchen von Aquileja Eigentum der Herren von Valsa oder Walsee, von welchen 1471 Kaiser Friedrich III. den Ort durch Kauf erhielt. Zu F. oder vielmehr in dem nahen Kapuzinerkloster wurde 1618 der Friede zwischen Österreich und Venedig geschlossen. Seit dem 18. Jahrh. erhielt die Stadt einen neuen Aufschwung durch die Verbesserung des Hafens, welcher einen Teil des orientalischen Handels hierher zog; über die neuen Hafenbauten s. oben. Vgl. Litrow, F. und seine Umgebungen (Fiume 1884).

Fiumefreddo Bruzio, Ortschaft in der ital. Provinz Cosenza, Kreis Paola, unfern der Küste des Tyrrhenischen Meers, mit (1881) 1233 Einw., die Olivenbau und Fischerei betreiben.

Fiumicino (spr. -tschino), eine erst 1825 als nächster kleiner Landeplatz Roms gegründete Ortschaft in der ital. Provinz und im Gemeindegebiet von Rom,