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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Flatbush - Flaubert.

Paris zurück und trat in die Kriegsschule. Nach dem Ausbruch der Revolution (1791) begab er sich nach Koblenz zum Condéschen Korps, ging nach dessen Auflösung nach Florenz, später nach Venedig und kehrte erst nach dem Sturz der Schreckensherrschaft nach Paris zurück, wo er Chef der ersten Abteilung im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wurde. Doch nahm er bald seine Entlassung. Des Einverständnisses mit den Ausgewanderten verdächtig, entging er mit Mühe der Haft und lebte eine Zeitlang verborgen in Marseille. Nach dem 18. Brumaire ward er Professor der Geschichte an der Kriegsschule zu St.-Germain. Er schrieb: "Histoire générale de la diplomatie française depuis la fondation de la monarchie jusqu'au 10 août 1792" (Par. 1808, 6 Bde.; 2. Aufl. 1811, 7 Bde.). Da die Regierung unangenehme Enthüllungen fürchtete, verlieh sie F. dafür, daß er das Werk nicht bis zum ersten Pariser Frieden fortsetzte, eine Pension von 12,000 Frank. 1814 begleitete er die französische Gesandtschaft zum Wiener Kongreß, und die Frucht seiner Anwesenheit in Wien war die "Histoire du congrès de Vienne" (Par. 1829, 3 Bde.), ein ziemlich oberflächliches Werk von geringem geschichtlichen Wert. F. starb 20. März 1845 in Paris.

Flatbush (spr. flättbusch), Stadt im nordamerikan. Staat New York, auf Long Island, dicht bei Brooklyn, mit Irrenhaus, Hospital für Unheilbare, Anstalt für Kinder, welche die Schule schwänzen (Truant Home), und (1880) 7634 Einw. Starke Gemüsegärtnerei.

Flathe, Heinrich Theodor, Historiker, geb. 1. Juni 1827 zu Tanneberg bei Nossen, besuchte 1840-1845 die Fürstenschule in Meißen, studierte in Leipzig Philologie und namentlich unter Wachsmuths Leitung Geschichte, ward 1850 als Gymnasiallehrer in Plauen i. V. angestellt und wirkt seit 1866 als Professor an der Fürstenschule zu Meißen. Sein Hauptwerk ist die Umarbeitung und Fortsetzung (bis 1866) von K. W. Böttigers "Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen" (neue Aufl., Gotha 1867-1873, 3 Bde.). Das Werk ist durch die Bearbeitung Flathes zum großen Teil ein neues geworden, das den Stoff nicht vom partikularistischen, sondern vom allgemein deutschen Standpunkt aus auffaßt und auf Grund sorgfältiger Quellenforschung ein treues Bild der politischen Ereignisse und Zustände Sachsens gibt. Er schrieb ferner: "Allgemeine Weltgeschichte" (2. Aufl., Leipz. 1883), "St. Afra, Geschichte der königlich sächsischen Fürstenschule zu Meißen" (das. 1879), "Das Zeitalter der Restauration und Revolution 1815-1851" (in Onckens "Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen", Berl. 1883) u. bearbeitet in der von der Groteschen Verlagshandlung herausgegebenen "Allgemeinen Geschichte" die Neuzeit.

Flathead river (spr. flätt-hedd), s. Clarke's Fork.

Flatheads (spr. flätt-hedds, "Flachköpfe", Selish), nordamerikan. Indianerstamm, westlich von den Rocky Mountains am obern Oregon und dessen Nebenflüssen wohnhaft, östlich von den Pend d'Oreilles. Sie werden als friedliebend und fleißig geschildert. Zu Bitter Root Valley in Montana, südlich vom Flathead Lake, haben sie eine Reservation mit einer von katholischen Missionären geleiteten Schule. Ihre Zahl betrug 1883 nur noch 1400. Eine Grammatik ihrer Sprache schrieb der Jesuit G. Mengarini. Vgl. Hale, Ethnography and philology of the United States exploring expedition (Philad. 1846).

Flatholm, Insel mit Fort und Leuchthaus, inmitten der breiten Mündung des Severn, in England.

Flatow, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, zwischen drei Seen an der Glumia und an der Linie Schneidemühl-Konitz-Dirschau der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Schloß mit Park und Tiergarten, eine evangelische und eine kath. Kirche sowie eine kath. St. Rochuskapelle, eine Synagoge, eine Maschinenfabrik, Bierbrauerei, ansehnliche Tischlerei und (1885) 3883 Einw. (darunter 1400 Katholiken und 530 Juden). F. bildet eine zum preußischen Kronfideikommiß gehörige Herrschaft mit großen Waldungen, deren Nießbrauch immer dem nach dem Kronprinzen der Krone am nächsten stehenden Prinzen zusteht.

Flatterbinse, s. Juncus.

Flattereidechse, s. Drache.

Flatterer (Flattertiere), Ordnung der Säugetiere, s. v. w. Handflügler (s. d.).

Flattergras, s. Milium.

Flatterhund, s. Flederhunde.

Flatterie (franz.), Schmeichelei, Schönthuerei.

Flattermaki, s. Pelzflatterer.

Flatterruß, s. Ruß.

Flatterrüster, s. Rüster.

Flatters, franz. Oberst, geb. 16. Sept. 1832 zu Laval, zeichnete sich als Leutnant im Krimkrieg aus, ward 1861 Kapitän und 1871 Bataillonschef; 1876 zum Kommandanten des Militärbezirks Laghuat in Algerien ernannt, unternahm er im März 1881 eine Expedition, um Studien für die Eisenbahn durch die Sahara zu machen, wurde aber 28. Febr. 1881 von den Tuareg überfallen und mit dem größten Teil seiner Gefährten ermordet.

Flattertiere, Ordnung der Säugetiere, s. v. w. Handflügler.

Flattieren (franz.), einem schmeicheln, ihn liebkosen; Flatteur (spr. -tör), Schmeichler.

Flatulénz (lat.), s. Blähungen; flatulent, blähend, blähsüchtig; Flatus, Blähung.

Flatz, einer der obersten Innzuflüsse rechterseits, entsteht aus der Vereinigung des Berninawassers mit Gletscherbächen der Berninagruppe. Der Berninabach entsteht in dem kleinen Lago Nero auf der Höhe des Berninapasses, nimmt den Abfluß des Morteratschgletschers auf, durchbraust in der Punt Ota (Pontresina) eine Felsenspalte, vereinigt sich gleich nachher mit dem Rosegbach und nimmt alsdann für die kurze Strecke seines Unterlaufs den Namen F. an. Er mündet bei Samaden, 1724 m ü. M.

Flau, kraftlos, matt; bezeichnet im Handel, daß die Nachfrage gering, der Preis zum Fallen geneigt ist.

Flaubert (spr. flobähr), Gustave, franz. Romanschriftsteller, geb. 12. Dez. 1821 zu Rouen als der Sohn eines angesehenen und vermögenden Arztes, studierte anfangs ebenfalls Medizin, ging dann aber, seiner Neigung folgend, zur Litteratur über und verlegte sich mit Eifer auf poetische Arbeiten, wobei ihm besonders Victor Hugo und Byron zum Vorbild dienten. Dieser romantischen Richtung später entsagend, wandte er sich der entgegengesetzten Seite zu, indem er nun das wirkliche Leben auf das sorgfältigste darzustellen suchte. Ein Ergebnis dieser Bestrebungen war der Roman "Madame Bovary" (1847; deutsch, Stuttg. 1858), der ungemeines Aufsehen machte und in der That als bahnbrechend für die ganze spätere naturalistische Schule der Goncourt, Zola etc. bezeichnet werden muß. Es ist die lamentable Geschichte einer "Unverstandenen" der Provinz, welche der Dichter mit unerbittlicher Naturtreue und einer so überlegenen Kälte und Ironie erzählt, daß dadurch die tragikomische, sentimental-^[BINDESTRICH!]