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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fleischfarbe - Fleischhackmaschine.

zeigt im allgemeinen eine überall gleiche Zusammensetzung, sie enthält 42 Proz. Kali, 23,5 Proz. Kochsalz und 30,4 Proz. Phosphorsäure. Das Präparat hat sehr schnell in weiten Kreisen Eingang gefunden, und in der That liefert das sehr haltbare Extrakt, in Wasser gelöst und mit Salz versetzt, eine Brühe von angenehmem Geschmack, und wenn man nach Liebigs Anweisung 2,25 Lit. Wasser mit 0,25 kg grob zerschlagenen Knochen (oder 30 g Ochsenmark) und den nötigen Suppengemüsen eine Stunde kocht, dann 18-19 g F. (nicht mehr!) und das nötige Salz hinzuthut, so erhält man eine Suppe, welche einer aus frischem Fleisch bereiteten sehr ähnlich ist. Das F. hat denselben physiologischen Wert wie gewöhnliche Fleischbrühe; aber da beide keine Eiweißkörper enthalten, so können sie keineswegs als Nahrungsmittel angesehen werden. Das Extrakt aus 1 kg Fleisch hat daher durchaus nicht denselben Nährwert wie letzteres. Man hatte angenommen, daß vegetabilische Nahrungsmittel den eigentümlichen Ernährungswert des Fleisches erhalten, wenn man sie mit F. mischte, und legte daher dem F. besondere Bedeutung für solche Verhältnisse bei, unter denen man kein Fleisch haben oder nicht die nötige Zeit auf die Zubereitung desselben verwenden kann. Dies ist indes ein Irrtum; Pflanzenkost erhält durch Zusatz von F. keinen höhern Nährwert, vielmehr bleibt das F. lediglich als Erregungsmittel gleich der Fleischbrühe und als ein Mittel, vegetabilische Kost schmackhafter zu machen, wertvoll. Das F. macht den Hunger erträglicher und die Soldaten im Feld bewegungsfähiger, es erzeugt, in etwas konzentrierter Lösung eingegeben, im Magen eine wohlthuende Wärme, macht Puls- und Herzschlag kräftiger und vermehrt die Harnabsonderung. So werden rascher Stoffwechsel und damit eine Reihe wohlthätiger Wirkungen erzeugt, die man sonst durch Medikamente hervorzubringen sucht. - Eine sehr wichtige Aufgabe besteht darin, ein F. herzustellen, welches auch die Proteinkörper des Fleischauszugs enthält. In dieser Beziehung haben sich Trommer, Toel u. a. bemüht. Liebig glaubte die Frage besser in dem Sinn gelöst zu sehen, daß die bei der Fabrikation des Fleischextrakts abgeschiedenen Proteinkörper als Dünger auf die Felder gebracht werden und so eine reichlichere Produktion von vegetabilischen Proteinkörpern begünstigen, welche dann dem F. zugesetzt werden können. Gegenwärtig denkt man mehr daran, frisches oder in Büchsen konserviertes Fleisch zu importieren oder das ganze F. in eine Form zu bringen, in der es sich lange unverändert erhält und leicht verwendbar ist. Vgl. Fleisch und Fleischmehl. Vgl. Davidis, Kraftküche von Liebigs F. (Braunschw. 1870); L. Morgenstern, Fleischextraktküche (2. Aufl., Berl.).

Fleischfarbe wird in der Heraldik silbern oder zinnoberrot, bei nicht kolorierten Wappen durch eine feine Schraffierung dargestellt.

Fleischfibrin, s. Fibrin.

Fleischfressende Pflanzen, s. Insektenfressende Pflanzen.

Fleischfresser (Carnivora), s. Raubtiere.

Fleischgenuß bei den Juden. Wie die Morgenländer überhaupt mehr auf vegetabilische als animalische Nahrung angewiesen sind, so geht auch das Alte Testament von der Voraussetzung aus, daß wie im Paradies (1. Mos. 1, 29 ff.), so auch im messianischen Zeitalter (Jes. 11, 6 ff.; 65, 25) keine Tiere getötet werden. Aber auch für die Zwischenzeit hat das mosaische Gesetz hinsichtlich des Fleischgenusses gewisse Schranken gezogen. Verboten war der Genuß 1) des Fleisches von allen unreinen Tieren, unreinem Geflügel, von Fischen, welchen Schuppen und Floßfedern fehlten (3. Mos. 11); 2) von ersticktem Fleisch, d. h. von allen gefallenen (nach dem Talmud nicht durch die Hand des Schächters [s. d.] ums Leben gekommenen) Tieren, von Blut und allem Fleisch, woraus das Blut noch nicht völlig ausgesondert war, da das Blut als Sitz des Lebens galt; 3) von heidnischem Opferfleisch. Außerdem bestanden noch allerlei spezielle Verbote, wie des Genusses des in der Milch seiner Mutter gekochten Böckleins, auf welche mosaische Vorschrift das Verbot der Zubereitung des Fleisches mit Milch oder Butter sich gründet. Auch war in Anlehnung an den Kampf Jakobs (1. Mos. 32, 33) es seit urdenklichen Zeiten Brauch, die von der Spannader (nervus ischiaticus) durchzogenen Hinterviertel der reinen Säugetiere (3. Mos. 11, 1 - 3) nicht zu genießen. In einzelnen jüdischen Gemeinden ist dieser Brauch beseitigt und genießt der orthodoxe Israelit die Hinterstücke, nachdem sie vorschriftsmäßig entadert sind.

Fleischgewächs (Sarkom, griech.) häufig vorkommende Geschwulst, welche aus einem Gewebe besteht, das aus Zellen, Intercellularsubstanz und Gefäßen zusammengesetzt ist. Je nach der Form der Zellen unterscheidet man Rundzellensarkome, Spindelzellensarkome, Riesenzellensarkome, melanotische Sarkome. Nach der Beschaffenheit der Intercellularsubstanz variieren die Fleischgewächse in ihrer Konsistenz von gallertig-weichen zu knochenharten Gewächsen. Entsprechend der Zahl und Füllung ihrer Blutgefäße, ist ihre Farbe bald rein weiß, bald rötlichgrau, bald dunkel kirschrot. Sie kommen gewöhnlich als isolierte und umschriebene Geschwülste vor, am häufigsten unter der Haut, zwischen den Muskeln, in manchen Drüsen, im Gehirn und an den Knochen. Die Fleischgewächse bilden den Übergang von den gutartigen zu den bösartigen Geschwülsten. Sie wachsen bald sehr rasch und erreichen eine kolossale Größe (über Mannskopfgröße), bald sehr langsam und bleiben selbst jahrelang stationär. Entfernt man ein F. auf operativem Weg, so kehrt die Geschwulst bisweilen nach Monaten oder selbst erst nach Jahren in der Narbe und deren Umgebung wieder oder erscheint in mehr oder weniger zahlreichen Geschwülsten in entfernten Organen. Bei wiederholten Operationen hat man beobachtet, daß die nachfolgende Geschwulst immer zellenreicher und bösartiger sich zeigte als die vorhergehende. Manche Fleischgewächse geben in Bezug auf Bösartigkeit den Krebsen nichts nach; in der Laiensprache werden die Fleischgewächse überhaupt als Krebs (s. d.) bezeichnet.

Fleischgräten, s. Fische, S. 295.

Fleischgülle, eine Zerteilung und Auflösung von Fleischabfällen in Wasser, welche als flüssiger Dünger benutzt wird. Man übergießt die möglichst zerkleinerten Abfälle in einem passenden Gefäß mit Wasser und läßt sie bis zur erfolgten Zersetzung stehen. Es entwickeln sich hierbei viele übelriechende Gase, und man thut daher gut, das Gefäß mit einem Sieb zu bedecken, auf welches mäßig angefeuchtetes Torfklein ausgebreitet ist. Beschleunigt wird die Zersetzung des Fleisches, wenn man in dem Wasser eine mäßige Quantität Kalk löscht und das Kalkhydrat mit den Fleischteilen gut vermischt. Die F. wird in flüssiger Form auf den Acker gebracht oder mit Mengedünger, Kompost, vermischt und als Streudünger benutzt. Sie ist besonders reich an Stickstoff, Kali und Phosphorsäure.

Fleischhackmaschine, s. Fleischzerkleinerungsmaschinen.